Als Lars Steinhöfel zum ersten Mal als Ingo "Easy" Winter die Schillerallee 10 am "Unter uns"-Set betrat, war er 19 Jahre alt. Am 23. Mai feiert er sein 20-jähriges Serienjubiläum. Wir haben mit dem Schauspieler gesprochen.
Auch nach 20 Jahren bei "Unter uns" (täglich, 17:30 Uhr bei RTL) weiss
Darüber hinaus spricht der 39-Jährige über Reality-Formate, "Let's Dance" und seine neue Beziehung, die sich für ihn und seinen Partner "frisch, ehrlich und gleichzeitig vertraut" anfühlt.
Herr Steinhöfel, was hätten Sie vor 20 Jahren gedacht, wenn Ihnen jemand an Ihrem ersten Drehtag bei "Unter uns" gesagt hätte, dass Sie zwei Jahrzehnte später noch immer zum Haupt-Cast der Serie gehören würden?
Lars Steinhöfel: Wahrscheinlich hätte ich laut gelacht – oder gefragt, ob das ernst gemeint ist. Mit 19 denkt man ja, alles verändert sich ständig. Dass ich 20 Jahre später immer noch Easy spiele und die Schillerallee für mich so etwas wie ein zweites Zuhause geworden ist, hätte ich mir nie träumen lassen.
Welche Storyline rund um Easy der vergangenen 20 Jahre gehört zu Ihren absoluten Lieblingshandlungen?
Ganz klar Easys Coming-out. Das war nicht nur für die Figur ein Wendepunkt, sondern auch für mich persönlich sehr besonders. Die Geschichte war feinfühlig, mutig und wurde mit viel Herz erzählt – und sie hat sehr viel Resonanz ausgelöst.
Gab es auch mal eine Storyline, in der Sie Easy so gar nicht leiden oder seine Handlungen nachempfinden konnten?
Natürlich. Es gab Momente, in denen ich dachte "Easy, ernsthaft?". Zum Beispiel, wenn er wieder in alte Muster gefallen ist oder überreagiert hat. Aber genau das macht ihn auch so greifbar – er ist nicht perfekt, sondern menschlich.
Haben Sie in all den Jahren bei "Unter uns" auch mal darüber nachgedacht, auszusteigen?
Ja, natürlich gab es Phasen, in denen ich über Neues nachgedacht habe. Aber jedes Mal hat sich irgendetwas bei "Unter uns" wieder so entwickelt, dass ich geblieben bin – sei es eine spannende Story, ein tolles Teamgefühl oder das Gefühl, dass da noch etwas offen sei. Mittlerweile sage ich: Ich würde die Rolle Easy Winter niemals freiwillig abgeben wollen.
Gibt es eine Story, die Sie sich für Easy wünschen würden?
Ich fände eine Art queere Midlife-Crisis spannend. Easy ist verheiratet, der Sohn ist aus dem Haus, alles läuft irgendwie … stabil. Und genau da beginnt das Rütteln: Was kommt jetzt? War's das? Vielleicht will er plötzlich nochmal was ganz anderes: beruflich, privat, optisch, spirituell – oder alles auf einmal. Nicht, weil er unglücklich ist, sondern weil er merkt, dass "sicher" nicht automatisch "erfüllt" heisst. Das hätte Humor, Tiefe und ganz viel Identifikationspotenzial – auch abseits von klassischen Coming-outs und Liebesdramen.
"Viele Zuschauer sind mit uns gross geworden oder schauen mit mehreren Generationen, das verbindet."
Es hat sich viel getan in den vergangenen Jahren bei der Produktion der Serie, auch in technischer Hinsicht. Wie blicken Sie auf den Wandel, den die Serie durchlaufen hat?
Man sieht den Unterschied enorm – vom Licht über Kamera bis hin zu Schnitt und Tempo. "Unter uns" ist heute viel moderner, filmischer und schneller erzählt. Aber was geblieben ist: die Nähe zu den Figuren. Und das ist der Kern der Serie.
Was fasziniert die Zuschauerinnen und Zuschauer Ihrer Meinung nach seit 30 Jahren an "Unter uns"?
Es sind die Beziehungen. Die Figuren dürfen Fehler machen, dürfen wachsen, dürfen scheitern – und trotzdem bleibt da diese emotionale Nähe. Viele Zuschauer sind mit uns gross geworden oder schauen mit mehreren Generationen, das verbindet.
Sie sind sehr aktiv auf Instagram, begegnet Ihnen auch Hass im Netz?
Klar gibt’s den. Aber ich bin nicht der Typ, der sich von einem negativen Kommentar unter hundert positiven aus der Bahn werfen lässt. Ich gebe ungern Angriffsfläche – und sehe Hate inzwischen als das, was es meistens ist: lächerlich. Wer was zu sagen hat, soll’s sagen. Aber mich kriegt man damit nicht klein.
Sie sind mit Reality-Persönlichkeiten wie Sandra Sicora oder Cecilia Asoro befreundet. Könnten Sie sich vorstellen, an Reality-Formaten teilzunehmen?
Ich hab ja schon an einem Format teilgenommen: 2021 war ich im "Sommerhaus der Stars", damals mit meinem Ex. Das war intensiv und definitiv eine Erfahrung. Ich bin offen für neue Formate, wenn sie zu mir passen. Man entwickelt sich weiter, und ich mag es, wenn man neue Seiten jenseits von Rollen, von sich zeigen darf.
Viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen sind alle Jahre wieder in beliebten Shows wie "Let's Dance" oder Dschungelcamp zu sehen – könnten auch Sie sich eine Teilnahme vorstellen?
"Let’s Dance" reizt mich tatsächlich – einfach wegen der Herausforderung. Tanzen ist für mich weit weg von der Komfortzone, aber ich liebe es, mich auszuprobieren. Beim Dschungel bin ich mir nicht sicher. Ich mag keine Insekten, sagen wir’s so.
Sie sind in einer neuen Partnerschaft. Wie finden Sie und Ihr Partner die Balance zwischen dem, was öffentlich und dem, was privat bleibt?
Wir sind gerade in einer sehr intensiven Kennenlernphase. Es ist frisch, ehrlich und fühlt sich gleichzeitig vertraut an. Wir entdecken gerade die Eigenheiten des Anderen, lernen uns wirklich kennen und nehmen uns bewusst den Raum dafür. Dabei ist uns wichtig, dass jeder er selbst bleiben darf – mit allem, was dazugehört. Es geht nicht darum, sich einzuengen, sondern durch Freiraum gemeinsam zu wachsen. Was wir öffentlich zeigen, passiert, weil es sich gut und stimmig anfühlt. Der Rest gehört nur uns – und das ist schön so.
Über den Gesprächspartner
- Lars Steinhöfel ist ein deutscher Schauspieler, der durch seine Rolle als Ingo "Easy" Winter in der RTL-Serie "Unter uns" bekannt wurde. Zudem war er in Produktionen wie dem Film "Unser Papa, das Genie", "Hallo Robbie" und der Serie "Für alle Fälle Stefanie" zu sehen. 2021 war Steinhöfel Teil der Initiative #ActOut im SZ-Magazin, zusammen mit 184 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, intergeschlechtlichen und transgender Personen aus dem Bereich der darstellenden Künste.