Nach dem "Tatort: Rapunzel": So läuft der Handel mit Echthaar

Nach dem Tod einer jungen Frau ermittelten die Zürcher Kommissarinnen Tessa Ott (Carol Schuler, l.) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) im "Tatort: Rapunzel" in einer Perückenmanufaktur. Dort war wenige Tage zuvor eingebrochen worden. Auch im echten Leben ist beim Handel mit Echthaar viel Geld im Spiel.

Hinter dem Einbruch steckten die angehende Perückenmacherin Vanessa Tomasi (Elena Flury, r.) und ihre Lebensgefährtin Lynn Fischer (Elsa Langnäse). Mit Echthaar im Wert von 100.000 Euro wollten sie unter anderem Lynns Studiengebühren bezahlen. Wie sich bald herausstellte, fühlte sich Vanessa nach dem Einbruch zu Recht bedroht ...

Auf dem Heimweg aus einem Nachtclub wurde die junge Frau entführt. Der Täter schnitt ihr die Hälfte ihrer Haare ab und fuhr sie bei einem missglückten Fluchtversuch mit dem Auto an. Vanessa stürzte einen Abhang hinab und landete tot in einer Baumkrone.

Vanessas abgeschnittene Strähnen fanden die Kommissarinnen bei ihren Ermittlungen in einem Bunker, unweit des Leichenfundorts. Der Täter schien es also nicht unbedingt auf die Haare abgesehen zu haben.

Dabei nimmt der Handel mit Echthaar seit Jahren zu: 2021 bestanden rund zwei Drittel der in den USA verkauften Haarteile, Perücken und Extensions aus echtem Menschenhaar, wie eine Erhebung des Marktforschungsunternehmens Grand View Research ergab. Bis 2030 soll der globale Umsatz von Echthaar schätzungsweise 11,8 Milliarden US-Dollar betragen.

Bei dem verwendeten Haar handelt es sich meist um "Tempelhaar" aus Indien: Gläubige Hindus opfern es, damit die Götter ihnen im Gegenzug einen Wunsch erfüllen. Die Tempel verkaufen das geopferte Haar, um mit dem Erlös den Tempelbetrieb oder gemeinnützige Projekte zu finanzieren.

Für die Verarbeitung zu Echthaarperücken kommt nur unbehandeltes Haar infrage, das weder gefärbt noch gelockt oder geglättet wurde. In der Weiterverarbeitung wird das Haar dann für die Perücken gereinigt, gefärbt und anderweitig verändert.

Nicht immer haben Echthaarperücken einen religiösen Hintergrund: In ärmeren Ländern entscheiden sich viele Frauen dazu, ihre Haare an Haarhändler zu verkaufen, wie unter anderem der "Spiegel" berichtete. Weniger Geld bringt der Verkauf von Kammhaar, das die Menschen aus ihren Bürsten sammeln und das nach dem Kauf entwirrt werden muss.

Im "Tatort: Rapunzel" war Vanessas Chefin Aurora Schneider (Stephanie Japp, r.) nicht die einzige, die mit Perücken handelte: Auf Vanessas Laptop fand die Polizei Rechnungen des internationalen Händlers Majestic Hair. Dessen Besitzer gaben an, ebenfalls indisches Tempelhaar für die Perücken zu verwenden. Doch es gab ein Problem.

Wie der Kriminaltechniker Noah Löwenherz (Aaron Arens) herausfand, verkaufte Majestic Hair die Perücken als sogenannte "Scheitel": "Jüdisch-orthodoxe Frauen tragen oft Scheitel, weil sie nach der Hochzeit ihre Haare nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen dürfen", erklärte er. Doch Tempelhaar ist nicht koscher.

Vanessa hatte den Schwindel vor ihrem Tod aufgedeckt. Auch ihr Vater, der berühmte Coiffeur Marco Tomasi (Bruno Cathomas), war darin verwickelt und wurde deshalb von seiner Tochter erpresst. Für ihren Tod verantwortlich war er allerdings nicht.

Stattdessen entpuppte sich mit Heinrich Vogel (Sebastian Rudolph, hier auf einem Pressebild von 2019) ein Kunde von Aurora Schneider als Mörder. Seine Frau war vor nicht allzu langer Zeit an Krebs gestorben. Vor ihrem Tod hatte er ihr die Haare abgeschnitten, um von Schneider daraus eine Perücke für sie fertig zu lassen.

Nach ihrem Tod sollte Schneider aus dem Haar ein Totenbild kreieren. Doch Vanessa und Lynn (Elsa Langnäse) kamen dem mit ihrem Diebstahl zuvor. Vogel wollte sich deshalb an den Frauen rächen, entführte zunächst Vanessa und später auch Lynn und schnitt ihnen die Haare ab. Der Tod von Vanessa sei jedoch ein Versehen gewesen, erklärte er.

Letztlich gelang es Tessa Ott (Carol Schuler, r.) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) quasi in letzter Sekunde, Lynn zu retten.

Die Dreharbeiten zum "Tatort: Rapunzel" mit Tessa Ott (Carol Schuler, l.), Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, M.) und Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) fanden im Frühsommer 2024 in Zürich und Umgebung statt.

Ein weiterer Film unter dem Arbeitstitel "Herzenssache" wurde im Herbst 2024 gedreht. Bis zur Ausstrahlung müssen sich Fans jedoch ein wenig gedulden, denn der "Tatort" verabschiedet sich nach dem Fall "Rapunzel" in die Sommerpause.

Am kommenden Sonntag, 22. Juni, um 20.15 Uhr ermitteln Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Vincent Ross (André Kaczmarczyk, M.) im "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball" unter anderem im Fussballverein von Trainer Hannes Kirchner (Hanno Koffler). Danach müssen sich Krimi-Fans bis voraussichtlich 7. September mit Wiederholungen begnügen.