Die Kölner Kultband BAP bringt ihr 20. Studioalbum heraus. Frontmann Wolfgang Niedecken blickt im Interview auf seine Karriere zurück und erzählt von seiner Frau und seinen Töchtern.

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Wolfgang Niedecken gründete 1976 die Band BAP und gehört bis heute zu den erfolgreichsten Musikern Deutschlands. Als einzig verbliebenes Gründungsmitglied tourt der 69-Jährige mit seiner Band unter dem Namen Niedeckens BAP durch die Republik und lässt mit Hits wie "Verdamp lang her" (1981) oder "Nemm mich met" (1983) immer noch Stadien beben. Am 18. September erschien mit "Alles fliesst" das 20. Studioalbum der Kölschrock-Band.

Darauf finden sich sowohl berührende Liebeslieder, politische Statements als auch laute Rocksongs. Die 14 Tracks strotzen vor Leichtigkeit und Selbstbewusstsein, wie es Fans von Niedecken gewohnt sind.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news blickt der 69-Jährige auf seine Karriere zurück. Ein Song auf dem neuen Album mit dem Titel "Jenau jesaat: Op Odyssee" handelt von den Anfangsjahren von BAP.

Damals seien die Bandmitglieder "total verblüfft" gewesen, "dass wir plötzlich ausserhalb von Köln spielen sollten", erzählt Niedecken. "Als die ersten Anfragen aus dem entfernten Wuppertal kamen, dachten wir uns: 'Die sprechen ja gar kein Kölsch, wie soll das denn gehen?' Und auf einmal wurde es Hannover und plötzlich Ludwigshafen. Die haben unser erstes Album gehört und wollten, dass wir bei ihnen spielen. Von diesen Zeiten handelt das Stück "Jenau jesaat: Op Odyssee". Denn genau gesagt ging es nicht auf Tournee, sondern auf Odyssee in unbekannte Gebiete."

Songs auf Hochdeutsch? Für Wolfgang Niedecken keine Alternative

Einmal Songs auf Hochdeutsch zu singen, kommt für Niedecken nicht infrage. Es habe Leute in der Band gegeben, "die meinten, wir sollten auf Englisch singen. Dann könnten wir weltweit spielen. Aber das ist alles Quatsch". Die Band BAP würde dann ihre "Charakteristik verlieren". "Der Dialekt macht uns unverwechselbar. Ich kann auf Kölsch zudem besser formulieren. Mittlerweile wäre ich auch in der Lage, Songs auf Hochdeutsch zu schreiben. Aber ich singe lieber so, wie es meiner Seele entspricht. Ich glaube, ich träume sogar auf Kölsch", erzählt der Frontmann.

Auf dem Album findet sich auch der Song "Hauptjewinn". Niedeckens persönlicher Hauptgewinn im Leben sei seine Frau Tina Golemiewski. "Sie habe ich zu einer Zeit kennengelernt, als es mir nicht besonders gut ging. Gegen Ende meiner ersten Ehe", erzählt der Sänger. "Ich habe mich nicht mehr gefreut, wenn ich nach Hause kam. Auf der anderen Seite hat man zwei kleine Jungs, die warten, dass der Papa kommt. Das war ganz schlimm für uns alle. Viele schlaflose Nächte, viele Sachen zu dieser Zeit angerichtet, wo ich heute sage: 'Scheisse, das war nicht gut.' Aber so ist das Leben. Wenn man sieben Jahrzehnte erlebt hat, gibt es natürlich auch Schattenseiten."

Liebeserklärung an seine Töchter Joana-Josephine und Isis-Maria

Auch seine Töchter besingt er auf dem neuen Album. In dem Song "Mittlerweile Josephine" richtet er eine zauberhafte Liebeserklärung an Joana-Josephine. Niedecken hätte "niemals gewagt, das Lied ohne ihre Erlaubnis aufzunehmen".

"Als sie ihn gehört hat, flossen sogar ein paar Tränen. Das war wunderschön. Aber das Lied ist eigentlich für meine beiden Töchter. Aber man muss sich entscheiden, welchen Namen man dem Stück gibt. Die jüngere heisst Joana-Josephine und die grosse heisst Isis-Maria. Unser Gitarrist hat das Stück geschrieben und mir das Demo geschickt. Darin kam der Name Rosie vor. Und als ich mir das angehört habe, dacht' ich mir - könnte ja auch Josie heissen. Und so kam das ins Rollen", sagt Niedecken über den Song.

Dass der Song nach der jüngeren Tochter benannt ist, mache Isis-Maria nicht eifersüchtig. "Nein, überhaupt nicht", betont der BAP-Sänger. "Isis kommt sogar im Text vor - dass sie wie Pech und Schwefel waren. Ich habe auch die Charaktere ein bisschen durcheinandergemischt. Aber das Lied handelt eigentlich von der Joana-Josephine, die rotzfrech war."

Noch einmal jung sein: "Wer möchte das nicht?"

Das Lied "Voller Kraft voraus" handelt von der unbeschwerten Jugendzeit. Wolfgang Niedecken würde gerne noch einmal die Zeit zurückdrehen. "Wer möchte das nicht?", fragt er.

"Aber ich kann mich nicht beklagen. Ich werde nächstes Jahr 70 Jahre alt und meine Frau würde sagen: Dank guter Pflege bekomme ich Gott sei Dank noch alles hin. Man kann das Altern nicht aufhalten, und deshalb sollte man sich einfach damit arrangieren."

Er sei "dankbar für das Leben, das ich bisher führen durfte. Als ich in den 60er Jahren in einer Schülerband gespielt habe, hätte ich niemals gedacht, dass ich einmal überregionale Tourneen bestreiten würde. Dass ich einmal meine Familie damit ernähren könnte", erzählt er. "Wo ich überall rumgekommen bin, und wen ich alles treffen durfte - da darf man schon mal dankbar sein."

Übers Aufhören habe Niedecken noch "nicht wirklich" nachgedacht. "Es hat Zeiten gegeben, als es nicht mehr viel Spass gemacht hat, weil die Stimmung in der Band suboptimal war. Aber ans Aufhören habe ich nie gedacht. Dafür mache ich das viel zu gerne. Wenn man 70 Jahre alt ist, dann weiss man, dass es Höhen und Tiefen im Leben gibt."  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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