Über 200 deutsche Prominente drängen Bundeskanzler Friedrich Merz zum Handeln: In einem offenen Brief fordern Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf, Ski Aggu, Shirin David, Jella Haase und viele weitere Stars einen sofortigen Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel.

Mit deutlichen Worten wenden sich mehr als 200 deutsche Kulturschaffende an Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU). "Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz" - so lautet die unmissverständliche Überschrift ihres offenen Briefes, der dem "Spiegel"-Magazin vorliegt. Die Botschaft der Prominenten ist klar: Reden allein reicht nicht mehr aus.

Unter den Unterzeichnern finden sich laut "Spiegel" bekannte Gesichter aus der deutschen Medienlandschaft: Die Moderatoren Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf, Giovanni Zarrella und Jochen Schropp haben demnach ebenso unterschrieben wie Comedian Tedros "Teddy" Teclebrhan. Auch die Musikszene sei prominent vertreten - von Rapperin Shirin David über Joy Denalane und Ebow bis hin zu Ski Aggu und Zartmann. Die Schauspielriege umfasse Namen wie Jessica Schwarz, Daniel Brühl, Jella Haase, Karoline Herfurth, Christiane Paul, Anna Thalbach, Meret Becker, Benno Fürmann, Armin Rohde und Jürgen Vogel.

Drei konkrete Forderungen an die Politik

Der Brief richtet sich gezielt an den Bundeskanzler: "Sie haben in den letzten Tagen Stellung bezogen und die israelische Regierung kritisiert", schreiben die Künstler an Merz. "Wir würdigen das, doch eines ist klar: Worte alleine retten keine Leben." Die Prominenten formulieren drei konkrete Forderungen: einen sofortigen Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel, das Aussetzen des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel sowie die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand und ungehindertem Zugang für humanitäre Hilfe in Gaza.

Mit eindringlichen Worten appellieren die Unterzeichner an die Menschlichkeit: "Mütter. Väter. Kinder. Kinder, die nicht Teil dieses Krieges sind - und doch seine ganze Last tragen." Regisseurin Laura Fischer (39), eine der Initiatorinnen des Briefes, erklärt dem "Spiegel", wie schnell die Unterstützung zustande kam: "Wir haben mit unseren eigenen Kontakten angefangen. Viele Künstlerinnen und Künstler waren dankbar für die Idee und boten von sich aus an, weitere Prominente anzufragen." Sie habe das Schreiben gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation Avaaz verfasst.

Deutliche Positionierung trotz schwieriger Gemengelage

Die Prominenten lassen keinen Zweifel an ihrer Haltung: Sie verurteilen "die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste", betonen aber gleichzeitig, dass kein Verbrechen legitimiere, "Millionen von unschuldigen Menschen kollektiv zu bestrafen". Fischer betont das Verlangen in der Kulturszene, sich politisch zu positionieren: "Man merkt, dass da momentan ein grosses Bedürfnis ist." Der Appell an Merz ist dabei bewusst gewählt: "Herr Merz - Sie sind einer der Wenigen, der Israel dazu bewegen kann, doch noch den Kurs zu ändern."

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Zweiter offener Brief binnen weniger Monate

Es ist nicht das erste Mal, dass deutsche Prominente in dieser Sache aktiv werden. Bereits im Juni hatten Kulturschaffende wie Schauspieler Axel Prahl, Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Soziologe Harald Welzer, Musiker Michael Barenboim und Schauspielerin Enissa Amani einen ähnlichen Brief an Merz verfasst, in dem sie eine Umkehr der deutschen Israelpolitik forderten. (dr/spot)  © spot on news