Bis Anfang 2025 ermittelte Karin Hanczewski im Dresdner "Tatort", aktuell ist sie in der Serie "Call My Agent: Berlin" zu sehen. Doch die Schauspielerin blickt auf einen steinigen Karriereweg zurück. Nach ihrem Coming-out 2021 erlebte sie eine überraschende Wendung bei den Rollenangeboten – und spricht offen über die Diskriminierung in der Branche.
Neun Jahre lang ermittelte
Eigentlich hat sie Jura studiert, was sie aber nur ihren Eltern zuliebe begonnen habe. "Ich komme aus einer polnischen Einwandererfamilie, in der niemand vor mir studiert hat. Aber Bildung war ihnen sehr wichtig." Als sie am Europäischen Theaterinstitut in Berlin angenommen wurde, sei ihr die Entscheidung leicht gefallen. Dennoch sei der Weg zum Film nicht einfach gewesen. Sie habe alle möglichen Jobs angenommen, um sich über Wasser zu halten. "Es macht was mit dir, wenn du einen Traum verfolgst oder eine starke Sehnsucht hast und immer wieder Absagen bekommst. Das war eine harte Zeit." Zum Glück habe sie Durchhaltevermögen bewiesen.
Karin Hanczewski: "Es musste sich strukturell etwas ändern"
2021 initiierte sie die Aktion ActOut in der "Süddeutschen Zeitung" mit und outete sich als queer. "Ich hatte den Wunsch, dass das gemeinsame Coming-out ein politischer Akt wird und bin stolz darauf, dass sich 185 Schauspielende beteiligt haben. Es musste sich strukturell etwas ändern." Damals sei hinter vorgehaltener Hand noch gesagt worden, "den können wir nicht besetzen, der ist schwul".
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Ihr Coming-out habe jedoch unerwartete Konsequenzen für ihre Karriere gehabt. "Anfangs wurden mir nur lesbische Rollen angeboten. Es gab eine Zeit der Verunsicherung. Aber das war ein Missverständnis, denn es geht ja nicht um eine Partnerwahl, sondern eine Besetzung im Film." Inzwischen habe sich das geändert und sie bekomme heute diverse Angebote. "Ich hätte auch keine Lust, nur Rollen zu spielen, die mir sehr ähneln."
Seit sich Hanczewski mit 27 Jahren erstmals in eine Frau verliebt habe, begleite sie das Coming-out fast täglich. "Eigentlich oute ich mich bis heute fast jeden Tag. Wenn mich jemand fragt: Und, hast du einen Mann? Dann antworte ich: Nein, eine Frau." (bearbeitet von vit)