Helen Mirren meistert jede Rolle mit Bravour. Seit über 60 Jahren steht sie auf der Bühne und vor der Kamera. Sie gilt als eine der besten Schauspielerinnen der Welt. Am Samstag feiert die britische Grande Dame ihren 80. Geburtstag.

Ob Rebellin, Mörderin oder Königin, seit mehr als 60 Jahren spielt Helen Mirren jede Rolle auf der Bühne und im Film mit Bravour. Für viele Kritiker steht fest: Helen Mirren ist die beste Schauspielerin der Welt. Am 26. Juli wird sie 80 Jahre alt.

Immer wieder die Königin

Sie hat finstere Frauengestalten wie Lady Macbeth gespielt, Prostituierte, elegante Ladys, eine spröde Polizistin. Sie war Politikerin, Dienstmädchen, Berufsmörderin, Opfer, Täterin, Geheimdienstoffizierin, mystische Zauberin, würdevolle ältere Dame, verrücktes Huhn.

Aktuell läuft auf Netflix die Western-Serie "1923", in der sie eine unbeugsame Rancher-Gemahlin verkörpert, die entschlossen die Familiengeschicke lenkt und zur Flinte greifen kann. Auch in der Paramount+-Serie "MobLand" spielt sie eine starke Patriarchin. Doch diesmal ist sie eine gnadenlose Verbrecherin, die vor nichts zurückschreckt - auch nicht vor Mord innerhalb der eigenen Familie. Eine zweite Staffel ist bereits beschlossen.

Und immer wieder war sie Königin. Mit 18 Jahren tritt sie dem National Youth Theatre bei. Kurz darauf spielt sie Kleopatra in Shakespeares "Antonius und Cleopatra" am Londoner Old Vic und erhält ein Angebot der Royal Shakespeare Company und erste Filmrollen. 1995 verkörpert sie in "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" Königin Charlotte und wird bei den Filmfestspielen in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet und für den Oscar nominiert. 2005 stellt sie in der TV-Serie "Elizabeth I" die legendäre englische Monarchin dar und erhält dafür den Emmy Award und Golden Globe.

Im Jahr 2006 verkörpert Helen Mirren in "Die Queen" mit erstaunlicher Ähnlichkeit die britische Königin Elizabeth II. - eine Leistung, für die sie mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wird. In ihrer Dankesrede bei der Oscarverleihung würdigt sie die Queen und hebt deren Würde und Standhaftigkeit in Krisenzeiten hervor. 2019 verkörpert sie in der gleichnamigen vierteiligen Miniserie "Katharina die Grosse".

Nicht hübsch genug für Hollywood?

Bisher hat sie über 100 Kinofilme und TV-Produktionen gedreht. In einem ihrer ersten Filme ("Das Mädchen vom Korallenriff", 1969) trat sie als Maler-Muse nackt auf. Zehn Jahre später entblösst sie sich in "Caligula", der von der Kritik als Softporno zerrissen wurde und über den Helen Mirren später erklärt: "Es war, als würde man jeden Tag in einem Nudisten-Camp auftauchen. Es war dir peinlich, wenn du in diesem Film Kleider anhattest."

War es Koketterie oder nur einer ihrer typischen Sprüche, als sie am Anfang ihrer Karriere tönte, sie sei nicht hübsch genug für Hollywood? "Ich war ein blondes Mädchen mit grossen Titten. Ich hasste dieses Bild. Es war so unangenehm und geschmacklos für mich", sagte sie dem Magazin "The New Yorker".

Später lässt sie sich in den USA nackt fotografieren, als wolle sie die Amerikaner mit ihrem bissigen Humor provozieren. Mit 64 setzt sie sich für das "New York Magazine" in eine Badewanne, mit 66 zieht sie sich für "Esquire" aus, nur verhüllt mit dem Union Jack, der britischen Nationalflagge. Mit 70 verkündet die FFK-Anhängerin - "Ich bin am glücklichsten an einem FKK-Strand mit Menschen jeden Alters! Es ist so geschlechtsneutral und so befreiend!" - ihren "offiziellen Rücktritt von Nacktszenen".

Sie teilt dem schönheitsbesessenen Hollywood mit, dass sie für sich früh entschieden habe, "nicht so hübsch zu sein" - und sagt zur Wechselwirkung von Aussehen und Talent: "Man muss in einem Film nur beschissen aussehen und alle halten einen für eine brillante Schauspielerin. Dabei sieht man in Wirklichkeit nur beschissen aus."

Seit fast 30 Jahren verheiratet

So aussergewöhnlich ihr berufliches Schaffen auch sein mag, so unspektakulär ist ihr Privatleben. Anfang der 80er-Jahre ist sie mit dem britisch-irischen Schauspieler Liam Neeson (73) zusammen, sie hatten sich bei den Dreharbeiten zum Fantasyfilm "Excalibur" kennengelernt. 1986 verliebt sie sich in den US-amerikanischen Regisseur Taylor Hackford (80), den sie 1997 heiratete. Es ist ihre erste Ehe, seine dritte.

Kinder hat Helen Mirren nicht. Sie sagt, sie habe "überhaupt keinen Mutterinstinkt. Ich bin so froh, keine Kinder zu haben. Aber ich liebe Kinder und habe Familie. Taylor hat Kinder, um die ich mich kümmere." Das Paar lebt meist in den Hügeln oberhalb von Los Angeles (Kalifornien) und in London, wenn sie in England Theater spielt.

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Wenn sie mit ihrem gleichaltrigen Mann oder mit Freunden, an denen sie vor allem die Fähigkeit schätzt, "eine Flasche Wein zu öffnen", durch Hollywood über den Walk of Fame spaziert, geht sie womöglich über jenen Stern, der ihr 2013 gewidmet wurde. Damals witzelte sie respektlos: "Ich werde tatsächlich endlich neben Colin Firth liegen, das wollte ich schon sehr lange." (ln/obr/spot)  © spot on news