Schauspieler Sebastian Bezzel ist mit seinem "Eberhofer"-Kollegen Simon Schwarz wieder in "Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger" zu sehen. Im Interview spricht Bezzel über das Entdecken aussergewöhnlicher Orte – und worauf er sich beim Dreh des nächsten "Eberhofer"-Films freut.
Mit dem Wohnmobil ging es wieder auf Entdeckungstour: Die "Eberhofer"-Stars
Im Interview mit unserer Redaktion verrät Bezzel, warum er bei den Dreharbeiten nicht jede Nacht im Wohnmobil übernachtet hat, wie es um seine Höhenangst steht und ob er das Drehbuch für den neuen "Eberhofer"-Krimi "Steckerlfischfiasko" schon gelesen hat, das ab Herbst verfilmt werden soll.
Herr Bezzel, in "Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger" entdecken Sie und Ihr "Eberhofer"-Kollege Simon Schwarz im Wohnmobil Bayern. Hand aufs Herz: Übernachten Sie während der Dreharbeiten wirklich jede Nacht in dem Gefährt auf Rädern?
Sebastian Bezzel: Bei allen früheren Staffeln haben Simon und ich das tatsächlich gemacht. Es ist toll, weil man dadurch jeden Morgen in seinem eigenen Bett aufwachen kann. Aber in dieser Staffel haben wir im Winter und nicht im Sommer gedreht, dadurch war es zum Teil sehr kalt. Deshalb haben wir in den insgesamt gut drei Wochen auch mal im Hotel übernachtet.
In Kürze startet die siebte Staffel des beliebten BR-Formats. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge?
Wir haben das anfangs nur zum Spass ausprobiert. Damals wussten wir nicht genau, was wir da eigentlich tun – das merkt man der ersten Staffel auch ein wenig an (lacht). Ich bin Schauspieler und kein Reisereporter. Aber über die Zeit hat sich vieles entwickelt und unser kleines Team ist mittlerweile richtig gut eingespielt. Für Simon und mich ist der Dreh immer eine unglaublich tolle Zeit. Dass das Format bei den Zuschauern so gut ankommt und gleichzeitig für uns so erfüllend ist, hätte ich nie gedacht.
Woher stammt eigentlich der Name "Die Grenzgänger"?
Das ist noch ein Überbleibsel aus der 1. Staffel. Damals waren wir entlang der bayerischen Grenze unterwegs und haben auch in Tschechien, Österreich, Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg gedreht. Der Name ist geblieben, obwohl wir inzwischen quer durch Bayern reisen und Simon und ich auch nicht die grossen Grenzgänger sind (lacht).
In der ersten Folge der neuen Staffel blicken Sie hinter die Kulissen von Schloss Neuschwanstein. Was hat Sie am Märchenschloss von König Ludwig II. besonders fasziniert?
Dass das Schloss so unglaublich neu und ungebraucht aussieht. Man könnte fast meinen, dass es gerade erst erbaut worden ist. Mich hat auch überrascht, dass es eigentlich aus roten Ziegeln besteht und nur so aussieht, als wäre es aus Stein. Die Königswohnung im Inneren hat mich allerdings ein wenig traurig gemacht. Sie ist ziemlich eng und dunkel, durch die Fenster pfeift der Wind. Es fühlte sich wie der direkte Weg in die Depression an. Ich habe mich gefragt: Wie kann man hier alleine leben wollen?
In einer Szene sieht man, wie Simon Schwarz mit der Kastellanin des Schlosses auf den Viereckturm steigt und den Ausblick geniesst. Sie sind nicht dabei. Wie geht es Ihnen mit Ihrer Höhenangst?
Die habe ich halt, das muss man akzeptieren. In solchen Situationen bekomme ich Panikattacken und das ist körperlich sehr anstrengend. Mir ging es schon als Kind so. In der Jugend war es etwas besser, aber als ich mit Mitte 20 bei einem Schauspielschultreffen in Zürich mit ein paar Leuten auf einen Aussichtsturm gestiegen bin, ist es mir so richtig reingefahren. In der ersten Staffel von "Die Grenzgänger" hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Deshalb muss ich mir das nicht antun. Ich freue mich, wenn ich den tollen Ausblick beim Anschauen der Folge geniessen kann.
Waren Sie zuvor schon mal im weltbekannten Schloss? Ihr Geburtsort Garmisch-Partenkirchen liegt nicht so weit von Hohenschwangau entfernt.
Nein, tatsächlich nicht. Bisher hatte ich das Schloss nur aus der Ferne gesehen. Wenn meine Eltern früher Besuch bekamen, ging's bei uns immer nach Schloss Linderhof. Zähle ich alle Ausflüge, Klassenfahrten und Moped-Touren zusammen, war ich dort bestimmt schon 10 bis 15 Mal. Es war also höchste Zeit, dass ich auch mal nach Neuschwanstein komme.
Neben Schloss Neuschwanstein schauen Sie sich in den neuen "Grenzgänger"-Folgen auch die Münchner Grossmarkthalle, den Nürnberger Flughafen und die Bayerische Staatsoper genauer an. Was haben all diese Orte gemeinsam?
Jeder Ort steht als eigener Mikrokosmos für sich. Sehr viele Menschen kommen jeweils zusammen – egal welchen Alters, Geschlechts und welcher Nationalität – und arbeiten Hand in Hand. Ich finde das toll! Bei der Bayerischen Staatsoper trifft man zum Beispiel auf Menschen sehr vieler verschiedener Nationalitäten, auf Sänger, Tänzer, Techniker – und alle ziehen an einem Strang. Dieses Eintauchen in eine Art Parallelwelt war für Simon und mich unheimlich spannend.
Was war Ihr Highlight in dieser Staffel?
Das kann ich gar nicht sagen. Dass mir Neuschwanstein und die Oper gefallen würden, war mir von vornherein klar. Das ist beides grosses Theater, im wahrsten Sinne des Wortes. Vorab hatte ich wenig Lust auf den Nürnberger Flughafen. Ich bin in meinem Leben zu oft an Flughäfen rumgesessen und habe gewartet (lacht). Die Folge hat aber dann total Spass gemacht! Es war interessant zu sehen, wer dort alles arbeitet und welche Abteilungen es gibt. Und auch die Grossmarkthalle war faszinierend. Da geht es ja schon mitten in der Nacht los – was für den Dreh allerdings etwas anstrengend war.
Nun werden auf dem Gelände der Grossmarkthalle auch die Rathausszenen aus den Eberhofer-Filmen gedreht. Ein Heimspiel für Sie und Simon Schwarz sozusagen, oder?
Ja, darüber mussten wir beide sehr lachen. Auf dem Gelände steht ein grosses Bürogebäude, ein Teil ist noch in Betrieb, der andere Teil steht leer. In dem werden die Rathausszenen von Niederkaltenkirchen gedreht. Niederkaltenkirchen gibt es ja nicht wirklich. Es ist ein fiktiver Ort und die Aussenszenen entstehen in Frontenhausen in Niederbayern, die Innenszenen drehen wir in besagtem Bürogebäude auf dem Gelände der Münchner Grossmarkthalle. Für "Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger" durften Simon und ich endlich auch mal den Paternoster benutzen. Beim Eberhofer-Dreh ist das verboten.
Weil Sie Frontenhausen erwähnen: Haben Sie mittlerweile schon die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde? Schliesslich spielen Sie die Hauptrolle in den Eberhoferfilmen.
Nein (lacht).
Kommt das vielleicht noch?
Ich brauche nicht unbedingt eine Ehrenbürgerschaft. Wir werden dort immer so freundlich empfangen, alles ist inzwischen sehr familiär. Ich freue mich schon darauf, wenn ich den Chef der Freiwilligen Feuerwehr und seine Buam bald wieder treffe. Die sind spitze, sie sperren für uns die Strassen ab, wenn wir den Eberhofer drehen.
Ein Wiedersehen könnte bald anstehen, die Dreharbeiten für den neuen Eberhoferfilm "Steckerlfischfiasko" sollen im Herbst beginnen. Haben Sie das Drehbuch schon gelesen?
Nein, unser Regisseur Ed Herzog gibt es mir noch nicht. Das ist jedes Jahr das Gleiche (lacht). Das Buch gibt es zwar schon, aber sie feilen noch dran. Ich habe da vollstes Vertrauen, weil ich grosser Fan von unserem Drehbuchautor Stefan Betz bin. Er schreibt wunderbar und hat einen tollen Humor. Und unser Regisseur schreibt ja ebenfalls am Buch. Demnächst werde ich es bestimmt mal zu lesen bekommen.
Bis der neue Eberhofer in den Kinos läuft, dauert es also noch ein bisschen. Wo kann man Sie in der Zwischenzeit sehen?
Ich stehe immer mal wieder im St.-Pauli-Theater in Hamburg auf der Bühne. Ende Mai bin ich dort in der Inszenierung "Das perfekte Geheimnis" zu sehen. Es ist ein tolles Ensemble mit Stephan Grossmann, Oliver Momsen, Anne Weber und meiner Frau Johanna Gehlen, um nur einige zu nennen. Am selben Theater spiele ich auch das Stück "1h22 vor dem Ende". Ich stand früher viel auf der Bühne, war dann aber durch Film und Fernsehen zu eingespannt, um weiter Theater zu spielen. Dass ich das jetzt wieder tun kann, ist ein bisschen so, als dürfte ich das angebissene Brötchen endlich aufessen.
Und wird es auch eine 8. Staffel von "Die Grenzgänger" geben?
Bisher ist noch nichts spruchreif, aber das ist nichts Ungewöhnliches. Wollen tun wir alle.
Über den Gesprächspartner
- Schauspieler Sebastian Bezzel (*1971) ist durch zahlreiche Kino- und Fernsehfilme bekannt. Seit 2013 spielt er den niederbayerischen Provinzpolizisten Franz Eberhofer in den Eberhoferkrimis. Aktuell ist er wieder mit seinem "Eberhofer"-Kollegen Simon Schwarz in der BR-Reihe "Bezzel und Schwarz – Die Grenzgänger" zu sehen. Die neuen Folgen gibt es bereits in der ARD-Mediathek, im TV sind sie ab dem 12. Mai (20.15 Uhr) zu sehen.