Elf Folgen lang sorgte "Die Höhle der Löwen" für Diskussionsstoff. Egal ob es um die Investoren oder die Gründer ging – das Format erhielt jede Menge Aufmerksamkeit. Fakt ist: Die dritte Staffel lief für VOX mehr als erfolgreich. Bis zu 3,32 Millionen Zuschauer sind deshalb für den Sender Grund genug, eine vierte Staffel in Auftrag zu geben. Für 2016 aber ist erst einmal Schluss. Und zum gestrigen Finale kamen die Löwen besonders bei einem Gründer so richtig auf den Geschmack.

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Mit Geschmack und Essen hat die Präsentation der drei Pokerfans Andy, Jorin und Nikias allerdings herzlich wenig zu tun. Ihre Ansage: "Heute wollen wir mit den Löwen spielen!". Mitgebracht haben sie "Casino4Home". Damit verwandeln sie die heimischen vier Wände, Firmenweihnachtsfeiern oder TV-Studios, wie das von "Die Höhle der Löwen", in die Zockerhauptstadt Las Vegas. Verzockt wird Spielgeld, das am Pokertisch, für Blackjack oder beim Roulette zum Einsatz kommt. Den Jackpot erhoffen sich die drei Jungs in Form eines Investments - mit einem Löwen an ihrer Seite, der 50.000 Euro mitbringt. Im Gegenzug gibt es zehn Prozent der Firmenanteile. Das Problem: Die drei Gründer betreiben das Ganze nebenberuflich.

Für Frank Thelen ist das daher mehr ein Hobby als ein Unternehmen mit Wachstumspotenzial. Die Pokerfans aber wollen den Markt in der Schweiz und in Österreich erobern. Sie sehen ihren Weg lediglich als Anfang einer Erfolgsgeschichte und glauben an "Casino4Home". Alle Hoffnung ruht auf Erlebnisexperte Jochen Schweizer. Tatsächlich steht am Ende der Deal inklusive einer Bedingung: Der Löwe erhält 25,1 Prozent an der neu zu gründenden GmbH und ist nur dann bereit, seinen Einsatz ins Spiel zu bringen, wenn die drei jungen Unternehmer sich ihrem Projekt hauptberuflich widmen. Alle nicken brav. Deutschland hat einen Hochzeitsfotografen, einen Flugbegleiter und einen professionellen Pokerspieler weniger – und eine Eventagentur mehr.

"Fünf Produkte haben Sie verkauft, Weltmarktführer wollen Sie werden"

Voll und ganz hinter seinem Konzept steht auch der 32-jährige Niklas Weisel, der sich in der "Höhle der Löwen" 300.000 Euro erhofft. Abzugeben hat der Umwelt- und Bioingenieur zehn Prozent seiner Firmenanteile. Mathematisch gesehen ergibt das eine Unternehmensbewertung von drei Millionen Euro. Klingt viel, ist viel. Sein Rezept zum Erfolg: Man nehme etwas Erfindergeist, mische eine Portion Pflanzenliebe plus eine Prise Träumerei hinzu und kreiere auf diese Weise "Botanic Horizon".

So oder so ähnlich hat der leidenschaftliche Tüftler ein vertikales Bepflanzungssystem entwickelt, mit dem unter anderem Gräser, Kräuter oder Gemüse von oben in mit Samen gefüllten Schnüren durch eine Nährstofflösung bewässert werden. Das Ergebnis sind hängende Gärten, die ein Hingucker sind. Niklas' Ziel: Weltmarktführer werden!

Doch alleine ist er dieser Mission nicht gewachsen. Wachsen können im Übrigen auch die Pflanzen nicht – nämlich genau dann nicht, wenn das Licht nicht stimmt. Oder, wenn sie es aufgrund des Anschaffungspreises gar nicht erst in Deutschlands Haushalte schaffen. Eine kleine Version des vertikalen Bepflanzungssystems schlägt nämlich mit stolzen 700 Euro zu Buche. Immerhin: Eine vereinfachte Variante gibt es für 79 Euro. Eigentlich eine super Idee. Würde nur die Wachstumslampe für die Pflanzen nicht fehlen. Und würde jemand die hängenden Gärten kaufen. Die Summe aller "Jemands", die "Botanic Horizon" gekauft haben, beschränkt sich auf fünf Kunden.

Das versetzt selbst Erlebnisexperte Jochen Schweizer in Staunen: "Fünf Produkte haben Sie verkauft, Weltmarktführer wollen Sie werden." Da scheint die Prise Träumerei eher eine Unze gewesen zu sein. Wenn es denn reicht. Selbst der grösste Gründerstolz oder die beständigste Liebe zur eigenen Erfindung kann Niklas nicht helfen. Vielleicht müssen seine Idee und der Geschäftsplan dahinter einfach noch ein wenig wachsen.

Guter Gründergeist, guter Geschmack

Während die einen vom Erfolg träumen, steht Gründer Jörn Gutowski ziemlich ausgeschlafen und mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität. Sein Konzept ist eigentlich recht simpel – und klug. Hinter "Try Foods" steckt der Leitgedanke, Essen in Form von Probiersets zu vertreiben. Der Clou: Kunden haben die Chance, unterschiedliche Varianten eines Produkts in kleiner Menge als Paket zu bestellen und zu verkosten. Das soll die Entscheidung für ein Olivenöl, eine bestimmte Schokolade oder beispielsweise ein Salz vereinfachen. Die Themenboxen mit qualitativ hochwertiger Ware sind also wie eine Art Appetithäppchen. Mitgeliefert wird ein persönliches Booklet, in dem der Gründer durch die einzelnen Probiersorten führt. Entscheidet sich der Kunde für seine Lieblingsvariante, kann er das Produkt auf der Website von "Try Foods" in handelsüblicher, normaler Grösse nachbestellen.

In den Genuss sollen auch die Löwen kommen und 100.000 Euro investieren. Im Gegenzug gibt Jörn 20 Prozent seines Unternehmens ab, mit dem er im letzten Jahr durch den Verkauf von 5.000 Sets bereits 80.000 Euro Umsatz erwirtschaftet hat. Überzeugen kann er neben seiner sympathischen und bodenständigen Art auch mit einer Verkostung - damit ruft er gleich drei Löwen auf den Plan. Jochen Schweizer und Frank Thelen bieten sich jeweils ohne Nachverhandlung als Investoren für die gewünschte Summe plus Prozentsatz an, Ralf Dümmel erhöht die Anteile auf 25,1 Prozent für 100.000 Euro. Wie die Kunden bei seinen Probiersets hat Jörn die Qual der Wahl. Seine Entscheidung fällt: Gemeinsam mit Frank Thelen soll "Try Foods" zur nächsten grossen Erfolgsgeschichte aus der "Höhle der Löwen" werden. Und die Zuschauer drücken mit Sicherheit die Daumen.

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