Berlin - Sie ist schon ein richtiger Kotzbrocken: Die verschrobene Anne (Meret Becker) lebt allein auf ihrem kleinen Hof in Brandenburg. Der Briefträger wird mit der Schrotflinte verjagt, den neuen Pfarrer wirft sie auch gleich wieder raus, und sie reitet auf ihrem schwarzen Ackergaul zur Apotheke.
Doch eines Tages bringt eine Freundin ihrer Tochter Julia (Emma Bading) deren achtjährige Tochter Tilda (Luise Landau) mit, da Julia im Gefängnis sitzt. Nur widerwillig nimmt Anne ihre Enkelin auf, mit den Worten: "Aber Familie is nich" - um sie möglichst bald wieder loszuwerden. Doch Tilda ist offenbar mindestens genauso dickköpfig wie ihre Oma. Davon erzählt die Tragikomödie "Familie is nich", die an diesem Montag (2. Juni) um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen ist.
Erst büxt das kleine Mädchen einfach aus, wird aber wieder eingefangen. Und mehr und mehr raufen Oma und Enkelin sich langsam zusammen, schlafen in einem Bett, die Kleine hilft bald auf dem Hof mit. Ganz allmählich gelingt es Anne, aus ihrer selbstgewählten Isolation gegenüber der Dorfgemeinschaft herauszufinden. Wie es dazu und zum Zerwürfnis mit Julia gekommen ist, wird erst später deutlich - es hat aber auch mit der Familie zu tun.
Das Jugendamt schweisst alle zusammen
Irgendwann ist sie nicht mehr so abweisend gegenüber ihrem Verehrer Holger (
Regisseurin Nana Neul (51, "Check Out") hat ihren Film sehr einfühlsam inszeniert. Es geht hier um drei Frauengenerationen, die im Grunde alle ihr Ding durchziehen, um ziemlich viel Egoismus, aber auch um eine vorsichtige Annäherung und eine längst fällige Versöhnung. Und natürlich geht es um ganz viele Herzensangelegenheiten, denn hinter aller Schroffheit bei den Hauptfiguren versteckt sich eine grosse Verletzlichkeit.