Ein Skelett aus der Mongolei gibt Hinweise auf die Herkunft des Tyrannosaurus rex. Funde dieser Art sind nicht besonders häufig.

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Der Tyrannosaurus rex ist wohl der bekannteste Dinosaurier überhaupt. Über seine Herkunft gibt es jetzt neue Erkenntnisse – durch Forschungen an einer anderen Dinosaurierart.

Für die im Fachmagazin "Nature" veröffentlichte Studie untersuchte das Team um Jared Voris und Darla Zelenitsky von der Universität Calgary in Kanada zwei bereits in den 1970er Jahren in der Mongolei entdeckte Saurier-Skelette. Anhand detaillierter Analysen der Knochenform, -struktur und -grösse sowie des Körperbaus können sie jetzt einer neuen Art zugeschrieben werden. Ihre Bezeichnung: Khankhuuluu mongoliensis.

Khankhuuluu mongoliensis

  • Der Name setzt sich aus dem mongolischen Wort für "Prinz" (khankhuu) und jenem für "Drache" (luu) zusammen, während der Artname "mongoliensis" auf das Fundland verweist.

Lange galt es als schwierig, mehr über diese Dinosauriergruppe zu erfahren, wie das Team erklärt: "Über die kleineren Tyrannosaurier aus der mittleren Kreidezeit war, wegen des geringen fossilen Materials, bisher nur wenig bekannt."

Direkter Vorfahre des Tyrannosaurus rex

Nun ist klar: Der "Neue" ist laut Studie ein direkter Vorfahre grosser Raubdinosaurier, wie etwa des Tyrannosaurus rex. Auch, wenn er ihm äusserlich kaum ähnelte: Vermutlich wog er "nur" etwa 500 Kilogramm – ein ausgewachsener T-Rex wohl 1.000 bis 3.500 Kilogramm. Und auch der Körperbau des "Drachenprinzen" war anders: mittelgross, schlank mit langen Beinen. Sein Schädel war eher grazil und unterschied sich deutlich von dem massiven, tiefen Schädel der Tyrannosaurier.

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Aber: In den Details ähneln sich die beiden Arten dann doch. Dafür hat das Team um Jared Voris einen komplexen Datensatz erstellt: "Um die phylogenetischen Beziehungen zwischen den Sauriern zu bewerten, haben wir rund 370 Merkmale der Dinoskelette aufgelistet und verglichen", so der Studienautor. Dabei stellten sie besonders zwischen Skeletten von jugendlichen T-Rexen und Khankhuuluu mongoliensis Gemeinsamkeiten fest.

Auch bei der Entwicklung anderer Arten scheint der aus Asien stammende Drachenprinz ein wichtiger Vorläufer zu sein. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich asiatische Tyrannosaurier nach Nordamerika ausbreiteten und in der mittleren bis späten Kreidezeit Eutyrannosaurier hervorbrachten", schreiben die Studienautoren.

T-Rex war ein Eutyrannosaurier

Tyrannosauroiden
Im Vordergrund die neue entdeckte Art von Tyrannosauroiden, Khankhuuluu, und ihre evolutionären Nachkommen. © dpa / Masato Hattori

Eutyrannosaurier sind eine Gruppe von grossen Raubsauriern, zu denen unter anderem der T-Rex zählt. "Eutyrannosaurier verbreiteten sich im heutigen Nordamerika über einen relativ kurzen Zeitraum (mehr als 15 Arten in 15 Millionen Jahren) und spielten wahrscheinlich eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung grösserer und robusterer Arten", schreiben die Forschenden weiter.

Die Identifikation des Khankhuuluu mongoliensis als Vorfahre und naher Verwandter verschiedener Dinosauriergruppen liefert auch Beispiele dafür, wie sich Lebewesen im Laufe der Zeit evolutionär entwickeln: Im Laufe der Jahrmillionen bildeten sich über eine längere Entwicklungsdauer und Lebenszeit der Saurier unterschiedliche Merkmale aus, wie etwa grosse, schwere oder andererseits grazile, schmale Körper.

Studie wirft neues Licht auf die Biogeographie und Evolution von Dinosauriern

Bei Tyrannosauriern zum Beispiel führte das Wachstum zu grösseren Körpern mit robusten Schädeln und kräftigen Gliedmassen. Dagegen behielt etwa die Saurier-Gruppe der Alioramini genau wie der Khankhuuluu einen grazilen Körperbau bis ins Erwachsenenalter, erklären die Paläontologen.

Tyrannosauroiden
Die neue entdeckte Art Khankhuuluu in der Zeitleiste der Tyrannosauroiden. © dpa / Jared Voris

Die Alioramini waren dadurch eher auf kleinere Beute spezialisiert, während die schwerfälligen Tyrannosaurier die Spitze der Nahrungskette dominierten. Diese evolutionäre Veränderung von Wachstumsprozessen half den Dinosauriern nebeneinander zu existieren und unterschiedliche Nischen zu besetzen.

Die Ergebnisse der Studie werfen ein neues Licht auf die Biogeographie und Evolution von Dinosauriern in der späten Kreidezeit. Sie zeigen nicht nur komplexe Wanderungsmuster zwischen Asien und Nordamerika auf, sondern liefern auch Hinweise darauf, wie Umweltbedingungen kombiniert mit Entwicklungsmechanismen unterschiedliche Lebensformen hervorbringen. (Franca Krull, dpa/bearbeitet von sbi)

Teaserbild: © dpa / Julius Csotonyi