2024 verlor die Welt pro Minute 18 Fussballfelder tropischen Urwalds und selbst 1,5 Grad Erderwärmung sind für die polaren Eisschilde bereits zu viel. Weitere Studien zeigen: Gebirgsarten könnten klimaresilienter sein als lange angenommen – und Klimawandelskeptiker sind durchaus empfänglich für sachliche Argumente. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Studie: Was Klimaskeptiker zum Umdenken bringt
Unter Fachleuten ist unumstritten, dass der Mensch die aktuelle globale Erderwärmung verursacht hat, doch viele Menschen sind dahingehend noch skeptisch oder leugnen den menschengemachten Klimawandel gar. Eine Studie, an der die Universitäten Mannheim und Heidelberg beteiligt waren, zeigt nun, dass sich die Haltung von Klimawandelskeptikern aber durchaus verändern kann – und dass sie für sachliche Argumente empfänglich sind.
Demnach erhöhen "fundierte Informationen die Besorgnis über den Klimawandel – auch bei jenen, die ihn bislang anzweifeln", heisst es in der Studie. Die Forschenden untersuchten in mehreren Umfragen mit mehreren hundert Teilnehmenden aus den USA, wie Menschen auf journalistische Beiträge über den Klimawandel reagieren.
Bei Skeptikern nehme die Sorge über die globale Erwärmung demnach zu, wenn sie mit sachlich fundierten Informationen konfrontiert werden. Aber: Zu klimafreundlicherem Handeln oder politischem Engagement führe die wachsende Sorge kaum.
Für eine Verhaltensänderung sei wiederholter Zugang zu Informationen über den Klimawandel erforderlich. Doch die Ergebnisse zeigen, dass Klimawandelskeptiker keinesfalls als "unbelehrbar" abgestempelt werden sollten. Die sachliche Kommunikation über den Klimawandel kann durchaus eine Wirkung entfalten.
2024 verlor die Welt 18 Fussballfelder Urwald – pro Minute
Im Kampf gegen den Klimawandel spielen Wälder eine zentrale Rolle, doch im vergangenen Jahr ist die Zerstörung tropischer Regenwälder dramatisch angestiegen: Laut dem World Resources Institute (WRI) gingen 6,7 Millionen Hektar Urwald verloren – eine Fläche fast so gross wie Irland. Pro Minute entspricht das etwa 18 Fussballfeldern. Es handelt sich um den höchsten Verlust seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2001.
Erstmals waren Feuer für fast die Hälfte der Verluste verantwortlich, meist von Menschen gelegt, um Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Die Folgen für das Klima sind gravierend: 4,1 Gigatonnen Treibhausgase wurden freigesetzt – mehr als viermal so viel wie der weltweite Luftverkehr im Jahr 2023.
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Besonders betroffen war Brasilien, wo über 40 Prozent der Entwaldung stattfand. Zwar bemüht sich Präsident Luiz Inácio Lula da Silva um Schutzmassnahmen, doch Dürre und Hitze befeuern die Waldbrände weiter. Lichtblicke gibt es in Südostasien: Indonesien und Malaysia konnten ihre Abholzung deutlich senken.
Trotz globaler Versprechen zum Waldschutz hinkt der Fortschritt hinterher. Greenpeace warnt vor dem geplanten Mercosur-Handelsabkommen, das die Entwaldung zusätzlich anheizen könnte. Um das Ziel eines weltweiten Stopps der Entwaldung bis 2030 zu erreichen, müsste der Verlust jährlich um 20 Prozent sinken.
Selbst 1,5 Grad sind für die polaren Eisschilde zu viel
In den Pariser Klimazielen hat man sich 2015 darauf geeinigt, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken. Mit den aktuellen Bemühungen steuert die Welt jedoch eher auf eine 2,7 Grad wärmere Welt zu. Einer neuen Studie zufolge wären jedoch selbst 1,5 Grad noch zu viel, um die polaren Eisschilde zu retten.
Um ein massives Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und der Antarktis zu verhindern, müsste die Erderwärmung nach Angaben des britisch-amerikanischen Forschungsteams eher bei einem Grad liegen. Es ist nach Angaben der Studienautorinnen und -autoren jedoch weitere Forschung nötig, um die Temperaturmarke genauer zu bestimmen.
Pro Jahr gehen Gletschern weltweit durchschnittlich 273 Milliarden Tonnen Eis verloren. In der Folge steigt der Meeresspiegel, was Millionen Menschen in ihrer Existenz bedroht. Besonders seit den 2010er-Jahren hat sich der Gletscherschwund massiv beschleunigt – und es könnte Jahrhunderte dauern, bis sie sich wieder erholen.
Hauptstudienautor Chris Stokes nannte es im "Spiegel" einen "grossen Erfolg", wenn die Erderwärmung langfristig auf 1,5 Grad begrenzt werden könnte. Doch selbst dann werde sich der Anstieg des Meeresspiegels auf Raten beschleunigen. Ein Anstieg um einen Zentimeter pro Jahr in der Lebensspanne heute junger Generationen sei nicht ausgeschlossen.
Bei 1,5 Grad sei jedoch nicht zwangsläufig alles verloren, so der Forscher. "Aber wir sagen, dass jeder Bruchteil eines Grades für die Eisschilde wirklich wichtig ist – und je früher wir die Erwärmung stoppen können, desto besser."
Gebirgstiere und -pflanzen womöglich klimaresilienter als gedacht
Je höher die Temperaturen steigen, desto schwieriger wird es für Lebewesen in kühleren Regionen, noch einen geeigneten Lebensraum zu finden. Bislang galten Gebirgsökosysteme als besonders vom Klimawandel gefährdet, denn die dort heimischen Pflanzen und Tiere haben keine Möglichkeit, in höhere Lagen auszuweichen.
Laut einer aktuellen Studie aus Taiwan sind die Gebirgsarten jedoch wohl anpassungsfähiger als gedacht. Der Prognose zufolge werden bis zum Jahr 2100 global unter zehn Prozent der untersuchten Gebirgsarten aussterben – und damit deutlich weniger als bislang angenommen.
Als möglicher Grund gilt die hohe Widerstandskraft vieler Gebirgstiere und -pflanzen, die im rauen Klima der Gebirge an stark schwankende Umweltbedingungen angepasst sind. Diese Eigenschaft könne vielen Arten mehr Zeit verschaffen, sich an die neuen Klimabedingungen anzupassen.
Dennoch warnen Forschende davor, ihre Ergebnisse als Entwarnung zu verstehen: Um sich langfristig anpassen zu können, dürfen die Klimaveränderungen nicht zu rasch voranschreiten. Die neue Studie zeigt auch, dass die klimabedingte Abwanderung in höhere und damit kühlere Lebensräume bereits begonnen hat. Mit jedem Zehntelgrad zusätzlich dürfte sich dieser Prozess beschleunigen – und Arten zunehmend an ihre Grenzen bringen.
Verwendete Quellen:
- Fachmagazin PNAS Nexus, Tohidi et al., 2025: "Divergence between predicted and actual perception of climate information"
- Universität Mannheim: Pressemitteilung "Klimaschutz-Kommunikation wirkt: Neue Studie zeigt, dass sachliche Informationen auch Klima-Skeptiker*innen überzeugen können"
- World Resource Institute (wri.org): "RELEASE: Global Forest Loss Shatters Records in 2024, Fueled by Massive Fires"
- Fachmagazin Nature Earth & Environment, Stokes et al., 2025: "Warming of +1.5 °C is too high for polar ice sheets”
- TU Graz: "Globaler Gletscherschwund hat sich enorm beschleunigt"
- Spiegel.de: "Selbst Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad könnte polare Eisschilde wohl nicht mehr retten"
- Fachmagazin Science, Chen et al., 2025: "Limited evidence for range shift-driven extinction in mountain biota"