Unsere Weltmeere gelten zum Grossteil als noch unerforscht. Expeditionen in der Tiefsee sind aufgrund der dort herrschenden Bedingungen schwierig. Forschende haben nun aber herausgefunden, dass auf dem Meeresgrund deutlich mehr Riesenshrimps leben als bislang vermutet.
In den dunkelsten Tiefen der Weltmeere, wo kein Sonnenstrahl jemals hingelangt und der Druck jeden Menschen zerquetschen würde, leben wahre Riesen unter den Krebstieren: Alicella gigantea kann mit seinen bis zu 34 Zentimetern durchaus die Grösse einer kleinen Katze erreichen.
Bislang gingen Meeresbiologen davon aus, dass diese Superriesen der Tiefsee extrem selten sind – eine Annahme, die nun durch eine Studie von Paige Maroni von der University of Western Australia und ihrem Team widerlegt wird.
Fundorte rund um den Globus
"Historisch gesehen wurden sie nur selten beprobt oder beobachtet, was auf niedrige Populationsdichten schliessen liess", erklärt die Hauptautorin der in "Royal Society Open Science" veröffentlichten Studie. Doch diese Seltenheit war wohl eher der Schwierigkeit geschuldet, überhaupt in diese abgelegenen Meerestiefen vorzudringen.
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Für ihre Untersuchung analysierten die australischen Forschenden 195 registrierte Funde von Alicella gigantea in 75 verschiedenen Regionen rund um den Globus. Die Fundorte erstreckten sich über den Pazifik, den Atlantik und den Indischen Ozean, mit Tiefenangaben zwischen 3.890 und 8.931 Metern. Durch Genanalysen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstaunliche Verwandtschaftsverhältnisse aufdecken.
Riesige Krustentiere bewohnen mehr als die Hälfte des Meeresbodens
Das Ergebnis war verblüffend: Trotz Tausender Kilometer Entfernung zwischen den Fundorten handelt es sich bei allen Exemplaren um dieselbe Art. "Diese Erkenntnis bestätigt, dass der Superriesen-Amphipode alles andere als 'selten' ist – vielmehr handelt es sich um eine einzelne, weltweit verbreitete Art mit einem aussergewöhnlich weiten Verbreitungsgebiet in der Tiefsee", schreiben die Autoren.
Die Forschenden gehen davon aus, dass diese Riesenshrimps etwa 59 Prozent des Meeresbodens bewohnen. Als Aasfresser ernähren sie sich von allem, was in die Tiefe hinabsinkt: tote Fische, Quallen, aber auch Holzstücke oder gar Walkadaver. (sv)
Verwendete Quellen:
- Studie in The Royal Society: The supergiant amphipod Alicella gigantea may inhabit over half of the world’s oceans
- Mitteilung der University of Western Australia: Study finds deep-sea giant may inhabit more than half the world's oceans
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