Vertreter von 70 Staaten sprechen kommende Woche bei der UN-Ozeankonferenz über den Schutz der Ozeane. Diese sind von vier grossen Gefahren bedroht. Ein Überblick.

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In Nizza an der französischen Mittelmeerküste kommen von Montag an Vertreter aus 70 Staaten zusammen, um über den besseren Schutz der Ozeane zu beraten. Es ist die dritte UN-Ozeankonferenz, die finanzielle Zusagen und politische Selbstverpflichtungen auf den Weg bringen soll. Die Weltmeere sind mit einer ganzen Reihe von Gefahren konfrontiert.

Steigende Wassertemperatur

Da die Ozeane etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme aus der Atmosphäre speichern, steigt die Wassertemperatur an, bis hinein in die Tiefsee. In den vergangenen beiden Jahren wurden Rekordwerte bei der Temperatur an der Oberfläche der Meere erreicht.

Wärmeres Wasser begünstigt die Entwicklung von Niederschlägen und Wirbelstürmen. Zudem verringert die Erwärmung das Durchmischen der Wasserschichten. Dadurch fehlt es Meereslebewesen an Sauerstoff und Nährstoffen.

Besonders stark betroffen sind Korallen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass 70 bis 90 Prozent der weltweiten Korallenpopulationen absterben, wenn der globale Temperaturanstieg dauerhaft 1,5 Grad erreicht. Dies könnte bereits in den 2030er Jahren geschehen.

Neben dem Abschmelzen von Eiskappen und Gletschern trägt auch die Erwärmung des Meereswassers zum Anstieg des Meeresspiegels bei, da wärmeres Wasser mehr Raum einnimmt. Das Tempo des Anstiegs hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verdoppelt. Wenn die derzeitige Entwicklung sich fortsetzt, wird es sich bis zum Jahr 2100 erneut verdoppeln und einen Zentimeter pro Jahr erreichen.

Saures Wasser

Die Ozeane haben bereits zwischen 20 und 30 Prozent des vom Menschen verursachten Ausstosses von Kohlendioxids (CO2) aus der Atmosphäre aufgenommen. Anderenfalls würde der globale Klimawandel noch schneller voranschreiten. Zugleich verändert sich dadurch die chemische Zusammensetzung des Wassers: Der pH-Wert sinkt, das Wasser wird saurer.

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Viele Meereslebewesen, die Schalen oder Skelette aus Kalk aufbauen, brauchen in saurerem Wasser mehr Kraft für ihr Wachstum. Dies macht sie anfälliger für Krankheiten.

Grosse Mengen an Plastikmüll

Grosse Mengen des Plastikmülls enden in den Ozeanen. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF schwimmen zwischen 80 und 150 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Plastikmüll ist eine tödliche Gefahr für Lebewesen, etwa für Delfine, Wale, Schildkröten und Seevögel. Herrenlose Fischernetze verfangen sich häufig in Korallenriffen.

Seit 2022 laufen Verhandlungen für ein UN-Plastikabkommen, das eigentlich Ende 2024 beschlossen werden sollte. Im August steht die nächste Verhandlungsrunde in Genf an.

Tiefseebergbau

Bergbaukonzerne dringen seit langem darauf, wertvolle Mineralien am Meeresgrund abzubauen. Der kommerzielle Abbau hat noch nicht im grossen Stil begonnen, wegen der wachsenden Bedeutung der Rohstoffe preschen manche Staaten jedoch vor. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete kürzlich ein Dekret, um das Schürfen nach Metallen wie Nickel und Kobalt in US- und internationalen Gewässern zu ermöglichen.

Wissenschaftler und Umweltgruppen befürchten, dass der Abbau sogenannter Manganknollen unberührte Unterwasser-Ökosysteme dauerhaft zerstören könnte. Gut 30 Länder, darunter auch Deutschland, fordern ein Moratorium für den Tiefseebergbau. (afp/bearbeitet von sbi)