Kürbislaternen
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Halloween zeigt jedes Jahr aufs Neue: Wir geniessen es, uns ein bisschen zu gruseln. Furchteinflössende Kostüme, düstere Deko und Horrorgeschichten - immer mehr Menschen machen mit bei dem Fest. Doch warum verspüren wir Lust auf etwas, was eigentlich Angst machen sollte?
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Bei Halloween wissen wir, dass keine reale Bedrohung besteht. Ob im Kino oder bei einer Halloween-Party: Die Umgebung ist sicher. Diese Mischung aus Anspannung und Sicherheit erlaubt es uns, das Gefühl der Angst zu geniessen. Sie wird zum Nervenkitzel, ähnlich wie bei einer Achterbahnfahrt. Würde die Gefahr real, sähe das Ganze anders aus.
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Obwohl keine echte Gefahr besteht, schüttet unser Körper Adrenalin und Dopamin aus, wenn wir uns erschrecken. Dank Adrenalin beschleunigt sich unser Herzschlag, wir fühlen uns wacher und die Sinne sind geschärft. Gleichzeitig sorgt das Dopamin für eine Art Belohnungseffekt: Nach der Angst kommt die Erleichterung – und dieses Wechselspiel macht das Gruseln so reizvoll und uns sogar ein wenig süchtig.
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Unsere Vorfahren mussten lernen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Angst war überlebenswichtig. Auch wenn wir heute nicht mehr vor Säbelzahntigern fliehen müssen, reagiert unser Gehirn noch immer sensibel auf als bedrohlich wahrgenommene Reize. Horrorfilme oder Geistergeschichten spielen also mit unseren Urinstinkten.
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Beim Halloween-Grusel setzen wir uns freiwillig einer angstauslösenden Situation aus. Dabei behalten wir die Kontrolle: Wir können die furchteinflössende Situation jederzeit verlassen und entscheiden selbst, wann die Angst beginnt und wann sie endet. Diese Kontrollierbarkeit unterscheidet den spassigen Nervenkitzel von echter Furcht, die wir als belastend erleben würden.
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An Halloween gruseln wir uns zudem meist im Kollektiv, was zusätzliche Sicherheit gibt. Halloween ist ein soziales Event und meist ein unterhaltsames Gemeinschaftserlebnis. Situationen, Dekos oder Filme, die man alleine vielleicht wirklich als zu beängstigend oder real empfinden würde, stehen wir zusammen mit Freunden durch – und amüsieren uns dabei sogar.
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Halloween gibt uns aber auch die Möglichkeit, einen Tag lang in eine andere Welt und Rolle einzutauchen. Sich zu verkleiden und das Haus zu dekorieren, kann viel mehr sein als nur eine äussere Veränderung. Wir vergessen dabei für kurze Zeit unsere Alltagsprobleme und erleben ein intensives Abenteuer. Diese "Flucht" in eine künstliche Gefahr kann ein Ventil für Stress sein.
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Auch bei Kindern ist Halloween sehr beliebt. Sie können dabei – in einem geschützten Rahmen – ihre Grenzen austesten und sich genau so viel gruseln, wie es sich für sie gut anfühlt. Sie lernen, ihre Ängste zu verstehen und reale Gefahren von irrealen zu unterscheiden. Nicht zuletzt ist das Fest wegen der Möglichkeit, sich zu verkleiden und Süssigkeiten zu sammeln, bei Kindern so angesagt.
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Gruselgeschichten drehen sich oft um Tabus: Tod, Dämonen, dunkle Geheimnisse. Themen, die im Alltag selten angesprochen werden, dürfen an Halloween offen dargestellt werden. Gerade diese "verbotene" Seite des Lebens macht einen Teil der Faszination aus. Wir wagen einen Blick in einen Bereich, den wir sonst eher bewusst aus unserem Alltag heraushalten.
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Grusel-Erlebnisse sind eine gute Gelegenheit, die eigenen Grenzen auszutesten. Wer schafft es, einen Horrorfilm ohne Wegschauen zu überstehen? Mutproben stärken das Selbstbewusstsein – und schweissen Cliquen oft enger zusammen, denn wer gemeinsam durch Ängste geht, fühlt sich hinterher verbundener. Gruppenzwang sollte daraus allerdings nicht entstehen.
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Letztendlich lässt sich Halloween auch mit der Fahrt in einer Geisterbahn oder Extremsportarten wie Bungee-Jumping vergleichen: Wir suchen gezielt nach einem Adrenalinkick und zahlen sogar Geld dafür, Angst zu erleben. Auch an Halloween schüttet unser Körper beim Anblick von furchteinflössend verkleideten Gestalten oder düster dekorierten Häusern Adrenalin aus.
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Nicht nur die Emotion Angst macht den Reiz aus, sondern auch die kreative Umsetzung des Halloween-Festes. Aufwendig dekorierte Häuser, fantasievolle Kostüme und kunstvoll geschminkte Gesichter zeigen, dass Grusel auch eine Kunstform ist. Die Verbindung von Kreativität und Schreckeffekt begeistert.
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Früher glaubte man, dass sich in der Nacht zum 1. November die Grenze zwischen Lebenden und Toten öffnet. In der Keltenzeit wurde in dieser Nacht in Teilen Europas Samhain gefeiert. Mit Feuern und Verkleidungen wollte man böse Geister fernhalten. Das Spiel mit Geistern und Dunkelheit gehört also seit Jahrhunderten zur Kultur. Halloween ist eine moderne Art, diese Traditionen weiterzuführen – spielerisch und unterhaltsam.
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Natürlich spielt bei Halloween auch der kommerzielle Aspekt eine grosse Rolle. Händler verdienen Millionen mit Kostümen, Deko und Süssigkeiten. Trotz der starken Kommerzialisierung des Festes sollte sein Ursprung nicht in Vergessenheit geraten.
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Verkleidet tauchen Menschen an Halloween in eine andere Rolle - soziale Hintergründe, Herkunft und Status werden plötzlich unwichtig. Menschen werden nicht nur anders wahrgenommen, sondern schaffen es auch selbst leichter, aus alten Verhaltensmustern auszubrechen. Als bis zur Unkenntlichkeit geschminkter Zombie ist es vielleicht viel einfacher, die Traumfrau anzusprechen.
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Inwieweit Sie den Konsum in den Mittelpunkt des Halloween-Festes rücken, ist Ihre Entscheidung. Anstatt jedes Jahr neue Deko und Kostüme zu kaufen, können Sie selbst kreativ werden: Kostüme nähen, Kürbisse schnitzen. Gruselige Deko für die Hausfassade herstellen macht mindestens genauso viel Spass wie das Gruseln, Feiern und Süssigkeiten-Sammeln!
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Das Tolle an Halloween ist, dass sich jeder das Mass an Grusel vornehmen kann, das er oder sie braucht. Soll es nur eine lustige Verkleidungsparty sein oder eine "Süsses oder Saures"-Tour mit den Kindern durch die Nachbarschaft? Oder eine Filmnacht, in der es mit Michael Myers, Jason Voorhees und Co. richtig blutig zugeht?
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Halloween lebt vom Nervenkitzel, doch jeder Mensch hat eine andere Toleranzgrenze. Sie sollten sowohl Ihre eigenen Grenzen als auch die anderer respektieren. Bestimmte Verkleidungen, Masken oder Haus-Dekorationen, die allzu real und erschreckend wirken, können Kinder, aber auch Erwachsene, in grosse Angst versetzen. Und genau da hört der Spass auf.
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Ein Beispiel für ein Kostüm, das die Grenze des akzeptablen Horrors oft überschreitet, ist der "Horrorclown", der Menschen häufig in echte Angst versetzt und mancherorts sogar verboten wurde. Auch andere Masken, die das Gesicht komplett verbergen, werden oft nicht gern gesehen. Auf gewaltverherrlichende oder anderweitig geschmacklose Kostüme sollte ebenfalls verzichtet werden.