Mit den Jahren lernen wir dazu – über das Leben, über andere und über uns selbst. Einiges fügt sich ganz einfach, anderes müssen wir vielleicht auf die harte Tour lernen. Was wissen Sie heute, was Sie gerne schon in jungen Jahren gewusst hätten?

Leserstimmen
zusammengestellt von Tanja Ransom
Dieser Artikel basiert auf Zuschriften unserer Leserinnen und Leser und gibt ihre Meinungen, Einschätzungen und Fragen wieder, die sie unserer Redaktion geschickt haben. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Diese Fragen stellen wir unseren Leserinnen und Lesern in unserem Format "Was ich mit 18 gern gewusst hätte ..." zu bestimmten Themen. Diesmal geht es um die Sache mit dem Glück. Von Redaktionsseite bedanken wir uns bei allen, die auf unseren Aufruf geantwortet haben.

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Das haben unsere Leserinnen und Leser über das Glücklichsein gelernt

Zur richtigen Zeit offen sein

"Das Glück ist oft ein Moment, den man nicht festhalten, dafür aber um so mehr geniessen kann. Glück hängt nicht von grossen Dingen oder hohem Einkommen ab, sondern davon, dass man sich im richtigen Moment öffnet und dadurch sehend und empfänglich ist und diesen Moment geniesst.

"Glück empfinde ich, wenn ein Kind zu mir sagt: Du bist aber nett."

Mit nunmehr 70 Jahren empfinde ich Glück, wenn ich auf Menschen treffe, mit denen ich ein kurzes, tiefes und berührendes Gespräch führen konnte. Oder wenn ein Kind zu mir sagt: Du bist aber nett."

Kein Name angegeben, 70 Jahre

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Glück liegt da, wo man es oft nicht vermutet

"Mit 18 hätte ich gerne gewusst, geduldig zu sein. Glück zeigt sich manchmal an unvermuteten Handlungen, Menschen oder Regionen."

Lev, 59 Jahre

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Glück liegt in einem selbst

"Mein Abiturthema in Deutsch war Kafkas 'Hungerkünstler', der hungerte, weil ihm keine Speise mundete. So ging es damals auch mir: Alle äusseren Dinge, die meine Klassenkameraden begeisterten, waren für mich nur flüchtige, schnell vergängliche Reize.

Erst mit 22 Jahren erfuhr ich einen Zustand inneren Glücks, als ich zum ersten Mal bewusst in mein Inneres eintauchen und feinere Zustände meines Denkens und Fühlens wahrnehmen konnte. Das war meine erste Meditation nach Maharishi Mahesh Yogi, die seither mein tägliches Leben begleitet und von Jahr zu Jahr glücklicher, erfüllender und erfolgreicher macht."

Jan, 79 Jahre

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Gutes tun, und glücklich werden

"Ich bin glücklich durch altruistisches, ethisches und verantwortungsvolles Handeln. Indem ich mich täglich für Tiere, Umwelt und Gesellschaft einsetze, und zwar aus Überzeugung und nicht in der Absicht, mich gut zu fühlen, trage ich zur Heilung der Welt anstatt zu ihrer Ausbeutung bei.

"Wer Gutes um des Guten selbst Willen tut, wird überrascht feststellen, viel glücklicher (...) als vorher zu werden."

Es gibt so viele Möglichkeiten, Gutes zu tun, schon durch Kleinigkeiten. Allein schon jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel dafür, nach welchen Werten und in was für einer Welt man leben will. Man muss nur mal bereit sein, sich zu öffnen und etwas Neues zu probieren, da die Gesellschaft uns gewohnheitsmässig auf Eigennutz programmiert.

Wer Gutes um des Guten selbst Willen tut, wird überrascht feststellen, viel glücklicher, gesünder, empathischer, kraftvoller, offener, mutiger und dankbarer als vorher zu werden. Zu wissen, dass ich täglich viele gute Dinge tue, macht mich glücklich."

Marcus, 49 Jahre

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Die eigene Wahrheit wertschätzen

"Heute weiss ich, dass Selbstwertschätzung und Akzeptanz für mich zwei wichtige Faktoren zum Glücklichsein sind. Mit 18 und auch viele weitere Jahre habe ich mich von anderen Menschen irritieren lassen.

"Wenn man mit sich selbst im Reinen ist, erfährt man Glück."

Jede Frage, die man hat, kann man sich selbst beantworten. Denn jeder hat seine eigene Wahrheit. Ich glaube, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, erfährt man Glück."

Daniela, 46 Jahre

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Sich seiner selbst bewusst werden

"Was Glück für mich bedeutet? Früher dachte ich: ein Lottogewinn, eine Erbschaft oder ähnliches. Aber bei real eingetretenen Glücksfällen merkte ich, dass sie mich nicht wirklich, nicht dauerhaft, glücklich machten.

Im 40. Lebensjahr hatte ich eine schwere suizidale Krise. Erst danach, mit dem Kontakt zur spirituellen Seins- und Bewusstseins-Ebene, stellten sich entsprechende innere Gewissheiten ein. Diese entwickelten sich im Zuge meiner Bemühungen (Literatur, Seminare, Fortbildungen, soziales Engagement, Gespräche, Therapie, Vorträge hören von spirituellen / Lebens-Lehrern, usw.) zu einem 'höheren' Bewusstsein mit – neuen, früher ungekannten – Fähigkeiten.

Wahres, bedingungsloses Glücklichsein vergeht nicht wieder. Es ist kein Gefühl, sondern ein Sein. Bewusst-sein."

Wolfgang, 78 Jahre

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Lernen, man selbst zu sein und sich abzugrenzen

"Ich glaube nicht, dass es zum Glücklichsein reicht, aber es ist definitiv hilfreich für das Zufriedensein: die Erkenntnis, dass sich nichts gravierend ändert, wenn ich meine Zufriedenheit vor andere stelle und es keine Auswirkungen hat, wenn ich 'Nein' sage.

Ich habe lange versucht, niemanden zu verärgern. Seien es Treffen, Aufgaben im Job oder andere Dinge, auf die ich eigentlich überhaupt keine Lust hatte. Irgendwann wurde mir das zu viel. Ich habe gemerkt, dass ich mich hinten angestellt habe, nur um andere zufriedenzustellen. Während diese keinerlei Anstalten gemacht haben, dasselbe für mich zu tun.

"Dieses Gefühl der Freiheit, dieser abfallende Druck. Ich muss niemandem gefallen, ausser mir selbst."

Also habe ich angefangen, mich abzuwenden. Kein Social Media, keine Treffen, wenn ich es nicht wollte. Nachrichten wurden nur dann beantwortet, wenn ich Lust darauf habe, nicht wenn es verlangt wird!

Und ganz wichtig: Ehrlichkeit. Ich habe meinen wahren Charakter nicht mehr versteckt und sicherlich damit einige vergrault. Aber dabei habe ich mir den grössten Gefallen getan. Dieses Gefühl der Freiheit, dieser abfallende Druck. Ich muss niemandem gefallen, ausser mir selbst.

Ja, der Spruch ist dämlich, aber es stimmt: Ich selbst muss es ertragen können, mich morgens im Spiegel zu sehen. Hätte ich vor einigen Jahren schon gewusst, dass es okay ist, Ich zu sein, und ich mich eben nicht verstellen muss, hätte ich mir einiges an Ärger erspart.

Es ist langweilig zu sein wie alle anderen. Es ist viel spannender zu entdecken, wozu die eigene Person fähig ist, wenn man aufhört, sich mit anderen zu beschäftigen."

Maria, 34 Jahre

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Die Jugend auskosten

"Ich hätte gerne gewusst, dass das Leben nicht irgendwie, irgendwann besser wird mit dem Älterwerden, sondern dass die jungen Jahre die beste Zeit sind. Und man sie so gut es geht nützen und schätzen sollte."

Kein Name angegeben, 41 Jahre

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Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen

"Ein gutes Gefühl – Glücklichsein – kommt aus dem Inneren. Wir erzeugen dieses Glücksgefühl selbst durch unsere Gedanken und Gefühle.

Wir selbst sind verantwortlich dafür, wie wir uns fühlen. Und ja, um froh zu sein, bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König – eine Königin. Teilen macht zum Beispiel sehr glücklich."

Xenia, kein Alter angegeben

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Wissen, was unglücklich macht

"Ich dachte immer, wenn man eine Beziehung hat, muss man automatisch glücklich sein. Für mich war dies nicht der Fall.

Mit dem falschen Partner ist man sogar auf Dauer eher unglücklich und selbst ein passender Partner kann einen nicht glücklich machen, wenn man grundsätzlich nicht auch selbst dazu in der Lage ist. In Partnerschaften habe ich kein dauerhaftes Glück gefunden, aber in Freundschaften und einer Wahl-Familie, auch ohne Blutsverwandtschaft und letztendlich in meiner kleinen Tochter.

Generell heisst Glück für mich, unabhängig meinen eigenen Weg gehen zu können, ich selbst sein zu können, meine Träume verwirklichen zu können und dabei Menschen um mich zu haben, die mich dabei unterstützen.

"Glück ist nie von Dauer, aber es kehrt immer wieder zurück."

Glücklich wird man, indem man herausfindet, wer man ist und was einen selbst glücklich macht, welche Träume und Ziele es wert sind, verfolgt und umgesetzt zu werden. Unglücklich macht sich hingegen, wenn man falschen Idealen nacheifert, die nur im Aussen existieren und von (sozialen) Medien oder dem Umfeld propagiert werden und gar nicht zu einem selbst passen.

Zwar ist Glück nie von Dauer, aber es kehrt immer wieder zurück. Man findet immer den Weg dahin zurück, wenn man einmal den Weg zum eigenen Glück gefunden hat."

Anja, 37 Jahre alt

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