Eine Studie hat ergeben, dass Schlaf unsere Gesundheit noch mehr beeinflusst als bisher angenommen. Die Forscher konnten dabei fünf verschiedene Schlaftypen identifizieren – von denen manche eher zu aggressivem Verhalten neigen.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass ausreichend Schlaf nicht nur für die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch für die körperliche Gesundheit wichtig ist. Dabei ist aber nicht nur eine ausreichende Dauer, sondern insbesondere die Qualität des Schlafs entscheidend.
Doch Schlafstörungen sind ein Problem, das weltweit ungefähr ein Drittel aller Menschen betrifft. In Deutschland hat sich die Zahl der Menschen mit psychisch bedingten Schlafstörungen in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.
Die Ursachen und Auswirkungen von Schlafstörungen können ganz individuell sein, denn es gibt unterschiedliche Schlafprofile, wie kanadische Forscher in einer Analyse nun herausgefunden haben. Insgesamt gibt es demnach fünf verschiedene Schlaftypen, die mit unserer Gesundheit, unserem Lebensstil und unserem Denkvermögen in Wechselwirkung stehen.
770 Menschen haben an den Untersuchungen des Forscherteams unter der Leitung von Aurore Perrault von der Concordia University und Valeria Kebets von der McGill University teilgenommen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie mehrere Aspekte des Schlafs, etwa die Schlafdauer, die Zufriedenheit, Unterbrechungen und Medikamenteneinnahme. Diese Faktoren analysierten sie dann gemeinsam mit Hirnscans und Gesundheitsdaten der Probanden. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Plos Biology" veröffentlicht.
Fünf verschiedene Schlaftypen
Das Forschungsteam identifizierte anhand der ausgewerteten Daten fünf verschiedene Typen, die Schlaf und biopsychosoziale Faktoren miteinander verbinden. Die Forschungsergebnisse machen deutlich, dass unsere psychische Verfassung am Tage nicht nur von einem Faktor, beispielsweise der Schlafdauer, abhängt:
- Typ 1
Menschen des Schlaftyps 1 haben generell keinen guten Schlaf. Sie leiden unter verminderter Schlafzufriedenheit, benötigen lange zum Einschlafen und berichten häufiger von Schlafstörungen. Der schlechte Schlaf beeinflusst auch ihren Tag. Schlaftyp 1 ist tagsüber oft müde und hat mit mentalen Problemen wie Stress, Depressionen oder Angst zu kämpfen.
- Typ 2
Auch Typ 2 hat tagsüber mit mentalen Problemen zu kämpfen. Dazu zählen beispielsweise Aufmerksamkeitsprobleme. Der Unterschied zum ersten Typ: Typ-2-Personen äusserten keine bis kaum Beschwerden über Schlafprobleme. Für die Forschenden bedeutet das, Typ 2 hat eine höhere "Schlafresilienz". Diese Personen haben also die Fähigkeit, trotz psychischer Belastung ausreichend zu schlafen.
- Typ 3
Dieser Schlaftyp kennzeichnet sich durch regelmässige Nutzung von Hilfsmitteln für den Schlaf – von Kräutertees bis zu verschreibungspflichtigen Medikamenten. Tagsüber haben Personen dieses Typs eher selten Probleme und berichten von Zufriedenheit in ihren sozialen Beziehungen, es treten jedoch Einschränkungen bei Gedächtnis und emotionaler Wahrnehmung auf.
- Typ 4
Typ 4 schläft weniger als sieben Stunden pro Nacht und hat als Folge davon tagsüber mit kognitiven Problemen in Form von längeren Reaktionszeiten oder Ungenauigkeiten zu kämpfen. Betroffene dieses Typs berichten von Schlafstörungen, die durch mehrfaches Aufwachen, Atemprobleme oder Temperaturungleichgewichte auftreten. Auch Probleme mit Sprache, Emotionen und sozialen Interaktionen treten bei diesem Typen auf. Die Forscher schreiben zudem, dass Typ 4 durch ein höheres aggressives Verhalten und eine geringere Verträglichkeit mit anderen Menschen gekennzeichnet sei.
- Typ 5
Auch dieser Schlaftyp erlebt regelmässige nächtliche Störungen. Bei der Beurteilung ihrer psychischen Gesundheit berichteten Betroffene unter anderem von Angststörungen. Diese Gruppe zeigt nicht nur kognitive Probleme, beispielsweise bei der Sprachverarbeitung, sondern zeichnete sich auch durch aggressives Verhalten aus. Typ 5 konsumiert zudem häufiger Alkohol und Zigaretten.
Die Autoren schreiben, dass Typ 3 bis 5 schwer voneinander abgrenzbar seien und weitere Forschung nötig sei, um die Ergebnisse der Studie zu bestätigen.
Schlafprofile unterscheiden sich in den Hirnscans
Die Forschenden konnten mithilfe der Hirnscans auch beweisen, dass sich Schlaferfahrungen nicht nur in Gesundheit und Verhalten, sondern auch in der Verdrahtung und Aktivität des Gehirns widerspiegeln. So war bei Menschen des ersten Typs beispielsweise die Kommunikation zwischen tiefliegenden Hirnregionen und den Netzwerken für Bewegung und Aufmerksamkeit (somatisches Nervensystem) verstärkt.
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Die Ergebnisse zeigen, dass Schlaf viele Dimensionen hat und es bei Personen mit Schlafstörungen nicht ausreicht, sich beispielsweise nur auf die Schlafdauer zu konzentrieren. "Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, den Schlaf eines Patienten umfassend zu betrachten, um Ärzten eine präzisere Beurteilung und gezieltere Behandlung zu ermöglichen", zitiert "News Medical" Studienautorin Aurore Perrault. Die Schlafprofile helfen den Forschenden zufolge, eine präzisere Diagnostik und individuellere Therapieansätze zu ermöglichen.
Redaktioneller Hinweis
- Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
Verwendete Quellen
- gesundheitsinformation.de: Schlafprobleme und Schlafstörungen (Insomnie)
- Plos Biology: Identification of five sleep-biopsychosocial profiles with specific neural signatures linking sleep variability with health, cognition, and lifestyle factors
- news-medical.net: Multiple aspects of sleep linked to individual variation in health, cognition, and lifestyle
- t-online.de: Wer so schläft, greift häufiger zu Alkohol