Friedrich Merz und dessen Delegation sorgten auf ihrer Washington-Reise für grosse Erleichterung. Bei "Markus Lanz" musste sogar Grünen-Politiker Anton Hofreiter den deutschen Kanzler für seinen Umgang mit US-Präsident Donald Trump loben, was den ZDF-Moderator sichtlich überraschte.

Eine TV-Nachlese
Diese TV-Nachlese gibt die persönliche Sicht von Natascha Wittmann auf die Debatte und den Auftritt der Gäste wieder. Sie basiert auf eigenen Eindrücken und ordnet das Geschehen journalistisch ein. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Aufeinandertreffen von Friedrich Merz und Donald Trump war aus deutscher Sicht ein Erfolg. Bei "Markus Lanz" stimmte Grünen-Politiker Anton Hofreiter deshalb überraschend versöhnliche Töne an. Gleichzeitig blickte Ökonom Hans-Werner Sinn auf den drohenden Handelskrieg, den der US-Präsident losgetreten hat.

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Das Thema der Runde

Bundeskanzler Friedrich Merz traf am Donnerstag erstmals im Oval Office auf US-Präsident Donald Trump. Das Gespräch der beiden Staatschefs wurde landesweit positiv aufgenommen, da Trump sich sogar dazu verleiten liess, zu versprechen, dass Amerika eine "grossartige Beziehung" zu Deutschland haben wird.

Markus Lanz nahm dies in seiner Sendung zum Anlass, um den mit Spannung erwarteten Pressetermin zu analysieren und einen Blick auf den von Trump losgetretenen Handelskrieg zu werfen.

Die Gäste bei "Markus Lanz"

  • Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg äusserte sich zum Antrittsbesuch von Kanzler Merz bei US-Präsident Donald Trump: "Diese 45 Minuten waren natürlich zunächst einmal an das amerikanische Volk gerichtet."
  • Grünen-Politiker Anton Hofreiter sprach über die Herausforderungen der transatlantischen Beziehungen: "Die Nato ist in ganz grossen Schwierigkeiten."
  • Journalist Michael Bröcker begleitete Merz und dessen Delegation auf deren Washington-Reise und sagte: "Die Erleichterung ist wirklich sehr gross."
  • Ökonom Hans-Werner Sinn beleuchtete die weltwirtschaftlichen Folgen der US-Zoll- und Fiskalpolitik: "Dieses Zoll-Thema ist ein Aufreger-Thema."
  • Politologin Cathryn Clüver Ashbrook sprach über Trumps neoliberale Innenpolitik: "Die ersten 100 Tage Trump waren herausfordernd für den Rechtsstaat, aber die nächsten 100 werden für das amerikanische System noch einmal deutlich gefährlicher."
Markus Lanz, Anton Hofreiter, Karl Theodor zu Guttenberg, Cathryn Clüver Ashbrook, Hans-Werner Sinn
Markus Lanz (l.) diskutierte am Donnerstagabend mit Grünen-Politiker Anton Hofreiter (2.v.l.), Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (3.v.l.), Politologin Cathryn Clüver Ashbrook (3.v.r.), Ökonom Hans-Werner Sinn (2.v.r.) und Journalist Michael Bröcker. © ZDF / Cornelia Lehmann

Die Offenbarung des Abends

Nach dem Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz bei US-Präsident Donald Trump sagte der aus Washington zugeschaltete Journalist Michael Bröcker: "Die Erleichterung ist wirklich sehr gross. Friedrich Merz hat ja mit dem Schlimmsten rechnen müssen." Laut Bröcker sei Merz im Oval Office "nicht nur ohne blaue Flecken da rausgekommen, sondern er hat sich souverän, ruhig und gut präsentiert".

Dennoch merkte Lanz an, dass der deutsche Kanzler während der 45-minütigen Pressekonferenz lediglich vier Minuten Redezeit hatte. Bröcker nickte zwar zustimmend, stellte jedoch klar, dass Trump "gut drauf" gewesen und Merz als "Anti-Merkel" wohlgesinnt gewesen sei. "Das hat diese Stimmung von Anfang an anders gesetzt", so der Journalist.

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Auch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bezeichnete es als "ein gelungenes Treffen", da sich Merz erfolgreich mit Trump "auseinandergesetzt" habe. Laut zu Guttenberg sei zwischen den beiden Staatschefs sogar eine Chemie spürbar gewesen.

Bröcker pflichtete dem Ex-Verteidigungsminister bei und sagte, dass Merz auch körperlich "auf Augenhöhe" mit Trump sei, was man "nicht unterschätzen" dürfe. Auch die ungewöhnliche Politiker-Vita von Merz gefalle Trump. "Die haben ihren Draht gefunden und vielleicht reicht der, um das Schlimmste zu verhindern", sagte Bröcker.

Sogar Grünen-Politiker Anton Hofreiter reihte sich am Donnerstagabend schliesslich in die Lobeshymne mit ein und gab zu, dass er "erleichtert" war, "dass es nicht zum Eklat gekommen" ist. Die Strategie von Merz, Trump reden zu lassen, sei demnach "die richtige" gewesen.

Eine Aussage, die den ZDF-Moderator überraschte: "Loben Sie als Grüner jetzt gerade Friedrich Merz oder ist das so gar nicht gemeint?" Hofreiter antwortete prompt: "Doch, ich lobe ihn! Warum sollte ich das nicht machen? Das war eine sehr schwierige Situation. Er hat sie vernünftig gemeistert und warum muss man dann reflexhaft sagen: 'Nein, das ist der CDU-Kanzler, der kann das nicht'. Das ist doch Quatsch! Ich halte von dieser Methode überhaupt nichts. Ich käme mir da vor wie Söder, der macht das ja immer reflexhaft!"

Hans-Werner Sinn
Ökonom Hans-Werner Sinn sprach bei "Markus Lanz" über die Hintergründe von Trumps Zollpolitik. © ZDF / Cornelia Lehmann

Der Erkenntnisgewinn

Mit Blick auf das aktuelle Treffen von Donald Trump und Friedrich Merz stellte Ökonom Hans-Werner Sinn bei "Markus Lanz" klar, dass neben dem Ukraine-Krieg auch der Zoll- und Handelskonflikt für den Kanzler das "Thema Nummer eins" gewesen sei. Wie Sinn erklärte, stecke hinter Trumps ständigen Zoll-Drohungen eine bestimmte Strategie: "Es geht gar nicht nur um die Zölle. Es geht um Geld, ganz viel Geld." Lanz hakte interessiert nach: "Das heisst, das ist Psychologie?" Sinn antwortete prompt: "Ja, das ist Verhandlungs-Psychologie."

Wie der Ökonom erklärte, gehe es vor allem um "die Kosten der amerikanischen Armee" in Europa und die Beteiligung der anderen Nato-Länder. "Dieses Geld ist ja viel wichtiger als die läppischen Zolleinnahmen", so Sinn. "Dieses Zoll-Thema ist ein Aufreger-Thema", erklärt er. "Aber auf der zweiten, unteren Ebene geht es um die Frage, wie die Lasten für die amerikanische Verteidigung, die in der Tat riesengross sind, jetzt verteilt werden."

Während der Ökonom versuchte, die Strategie von Trump zu verstehen, stellte Anton Hofreiter energisch klar, dass Trump die hohe Verschuldung seines Landes selbst verschlimmert hat. Hofreiter echauffierte sich daher über die "doofe Strategie" des US-Präsidenten und bezeichnete das, "was Trump macht", als "unlogisch".  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © ZDF/Cornelia Lehmann