Alle Welt spricht über Charlie Kirk, der in der Nacht im US-Bundesstaat Utah erschossen wurde. Wer war der 31-Jährige, für den Präsident Trump die Flaggen auf halbmast setzen liess, wie es sonst nur hohen Würdenträgern gebührt?
Er war stramm rechts und diente US-Präsident

Der aus Chicago stammende Kirk war ähnlich wie Trump eine Medienpersönlichkeit. Sein Studium schloss Kirk nie ab, stattdessen verbreitete er redegewandt rechte Thesen. Durch seine kämpferische Rhetorik wurde er schon als Jugendlicher Stammgast bei Trumps Haussender Fox News.
Superspreader für Lügen und Fake News
Mit seinem Podcast "Charlie Kirk Show" wurde er noch bekannter. Kirk scharte Millionen Follower um sich, die seine provokanten Thesen auf YouTube, Instagram und TikTok teilten. Dabei verbreitete er routiniert Behauptungen und Verschwörungstheorien von Trumps Maga-Bewegung (Make America Great Again, Macht Amerika wieder grossartig).
Auch vor Lügen und Fake News schreckte Kirk nicht zurück. So half er Trump, dessen Falschbehauptungen über die angeblich "gestohlene" Präsidentschaftswahl von 2020 bei einem jungen Publikum populär zu machen und Zweifel an den Corona-Massnahmen der Demokraten unter
Wunderkind mit rhetorischem Talent
Die "New York Times" bezeichnete Kirk als "Wunderkind". Mit Podcasts, Büchern oder Vortragsreisen habe er viel dazu beigetragen, die Ultrarechte zu formen: "Kirk war möglicherweise die führende Stimme einer Gruppe junger konservativer Aktivisten, die während der Trump-Ära aufkamen." Seine Bücher tragen Titel wie "Right Wing Revolution" (etwa: Rechte Revolution) oder "The Maga Doctrine: The Only Ideas That Will Win the Future" (etwa: Die Maga-Doktrin: Die einzigen Ideen, die die Zukunft gewinnen).
Vehikel für Kirks Überzeugungen war seine Organisation Turning Point USA (kurz TPUSA; etwa: Wendepunkt USA), die er im Alter von nur 18 Jahren gründete. Sie gilt heute als grösste Jugendbewegung für Rechtskonservative in den USA und ist nach eigenen Angaben an 3.000 Highschools und Universitäten des Landes präsent. Auch persönlich warb der Uniabbrecher Kirk in Schulen und Hochschulen für neokonservative Thesen.
Kirk habe die Universitäten als "Schlachtfelder" erkannt, analysierte Medienwissenschaftler Bratich im Gespräch mit unserer Redaktion. "Seine Bewegung TPUSA setzte sich stetig für Trump ein, indem Mitglieder an die Türen von Studentenverbindungen klopften, Stände aufbauten, Kundgebungen als Partys veranstalteten und Studenten bei Football-Tailgate-Partys rekrutierten."
Bei Redeveranstaltungen wie der an der Utah Valley Universität, bei der er getötet wurde, lud Kirk Studierende ein, im schnellen Schlagabtausch mit ihm zu diskutieren. Die Videos dieser Auftritt gingen oft viral, zumal wenn er linke Überzeugungen zerpflückte. Getarnt als "politische Debatten mit Studierenden" zielten die Veranstaltungen "letztendlich darauf ab, die 'Woken fertigzumachen'", sagte Bratich.
Trump: Charlie Kirk "wurde von allen geliebt"
Als die Schüsse fielen und Kirk am Hals getroffen wurde, sei ihm ausgerechnet eine Frage zu Transgender-Attentätern gestellt worden, berichtete der frühere republikanische Kongressabgeordnete Jason Chaffetz, der der Veranstaltung beiwohnte. Wie Trump hatte Kirk Transgender-Menschen und auch Migranten immer wieder scharf angegriffen. Die Debatte über Attentäter war in rechten Kreisen entbrannt, nachdem ein angeblicher Transgender-Schütze in einer Kirche in Minneapolis im August zwei Kinder getötet hatte.
Empfehlungen der Redaktion
Kirk sei ein "charismatischer christlicher Nationalist" gewesen, "der im Wesentlichen als Sprecher für den Trumpismus und extremistische Ideen agiert" habe, sagt die US-Autorin Kyle Spencer, die ein Buch über ihn geschrieben hat.
"Er wurde von ALLEN geliebt und bewundert", schrieb Trump auf seiner Plattform "Truth Social". Das gilt es zu bezweifeln - wenngleich auch demokratische Politiker wie Ex-Präsident Joe Biden Kirks Familie kondolierten und betonten, für Gewalt dürfe in den USA kein Platz sein. (afp/bearbeitet von mcf)