Washington - Eine tödliche Attacke auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington hat grosses Entsetzen ausgelöst - und eine Debatte über die Sicherheit von Israelis in aller Welt. Der junge Mann und die junge Frau - ein Paar kurz vor der Verlobung - wurden nach einer Veranstaltung im Jüdischen Museum in der US-Hauptstadt erschossen. Das männliche Opfer hatte auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ein 30 Jahre alter Mann aus Chicago wurde laut Polizei als Verdächtiger gefasst. Demnach skandierte er nach seiner Festnahme einen propalästinensischen Slogan ("Free, free Palestine").
Die Bundespolizei FBI untersucht den Fall als ein mögliches Hassverbrechen. Sowohl US-Präsident
Heiratsantrag stand kurz bevor
Bei dem erschossenen Mann handelt es sich den Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky, bei der erschossenen Frau um Sarah Milgrim. Der israelische Botschafter in den USA, Yechiel Leiter, sagte, die beiden hätten kurz vor der Verlobung gestanden. Lischinsky habe in dieser Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen, erzählte Leiter. "Sie waren ein schönes Paar, das gekommen war, um einen Abend in Washingtons kulturellem Zentrum zu geniessen." Nach Angaben von Teilnehmern ging es bei der Versammlung im Jüdischen Museum um humanitäre Hilfe für den Gazastreifen.
Lischinsky und Milgrim kamen gerade aus dem Gebäude, als sie brutal attackiert wurden. Laut Polizei näherte sich der Täter einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden. Ob der mutmassliche Schütze das Paar kannte oder in welcher Verbindung er zu ihm stehen könnte, ist unklar. Laut Polizeiangaben war er kurz vor der Tat vor dem Museum auf und ab gelaufen.
Teilnehmer hielten den Schützen erst für ein Opfer
Direkt nach den Schüssen betrat der Angreifer das Museum, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen wurde. Mehrere Augenzeugen, die zum Zeitpunkt der Attacke im Museum waren, sagten US-Medien, sie hätten zunächst gedacht, der Mann sei selbst vor den Schüssen draussen geflohen und habe sich in Sicherheit bringen wollen.
"Wir hörten Schüsse und dann kam ein Mann herein, der sehr verstört aussah", sagte eine der Personen im Museum, Katie Kalisher. Er sei vom Regen draussen durchnässt gewesen. Die Leute hätten mit ihm gesprochen und versucht, ihn zu beruhigen, hätten ihm Wasser angeboten. Dann habe er ein Palästinensertuch aus seiner Tasche gezogen und gesagt, dass er der Schütze sei. Nach Angaben von Kalisher sagte der Mann: "Ich war es. Ich habe es für Gaza getan."
Die Polizei bestätigte, dass der Mann sich selbst als Täter zu erkennen gegeben habe. Er habe auch offenbart, wo er die Waffe weggeworfen habe. Beamte hätten diese sichergestellt. Der Mann sei zuvor nicht auf dem Radar der Polizei gewesen.
Am Morgen nach der Tat war die Gegend um das Museum noch immer weiträumig abgesperrt. Menschen legten Blumen nieder, hielten am Tatort inne. Darunter war auch der israelische Wirtschaftsminister Nir Barkat, der zufällig in der Stadt war. Er kniete am Tatort und zündete eine Kerze an. Auch Ermittler waren dort weiter im Einsatz.
Israel will Schutz seiner Botschaften verstärken
Nach der Attacke will Israel seine Vertretungen weltweit stärker sichern. Das ordnete Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros an. Der Regierungschef sei "erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord" in Washington. "Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern", beklagte er demnach.
Die Tat von Washington erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Dieser hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt.
In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 53.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen. Israel steht wegen des militärischen Vorgehens und der furchtbaren humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik. © Deutsche Presse-Agentur