Herning - Bundestrainer Harold Kreis freut sich auf Weltklasse, Tim Stützle auf seinen persönlichen WM-Auftakt. Und Eishockey-Deutschland hofft plötzlich auf eine Medaille. Das XXL-Upgrade aus der NHL für die Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM ist bereit für das dritte deutsche Vorrundenspiel am Dienstag (16.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) gegen Norwegen und soll die DEB-Auswahl auf ein neues Niveau heben.

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"Hier bin ich. Ich bin fit", sagte Stützle am Montag nach seinem ersten Training mit der Mannschaft. Mit dem Unterschiedsspieler Stützle von den Ottawa Senators gehört Deutschland zwar nicht plötzlich zu den WM-Titelfavoriten, doch der Respekt der Gegner vor dem Vizeweltmeister von 2023 wird deutlich grösser werden. Neben Kapitän Moritz Seider verfügt die DEB-Auswahl nun über einen zweiten Spieler auf Weltklasse-Niveau.

Längst gilt das Minimalziel Viertelfinale nur als nächste Etappe, einige Spieler schielen auf die Medaillen und grosse Herausforderungen gegen die Top-Teams. "Wenn der Druck am grössten ist, macht es am meisten Spass", sagte Stützle.

Zweifel an WM-Zusage

Dabei sah es aufgrund von Blessuren nicht immer nach der WM-Zusage des NHL-Stürmerstars aus. "Es gab viele Momente, in denen man sich unsicher war, ob es klappt oder nicht", sagte Stützle. Wenige Tage nach dem Aus in den NHL-Playoffs Anfang des Monats flog der in Viersen geborene Profi nach Deutschland. "Ich habe mit meinen Physiotherapeuten alles abgewogen, wie gross das Risiko ist, ob es Sinn macht", erklärte er.

Bei seiner ersten und bislang einzigen WM-Teilnahme vor drei Jahren kam Stützle lediglich auf drei Einsätze und musste verletzt abreisen. "Ich will jetzt länger bleiben", betonte er. Auch die Erfahrung von 2022 führte wohl dazu, dass sich die Senators aufreizend lange mit ihrer Freigabe Zeit liessen.

Eishockey-WM - Training Deutschland
NHL-Star Tim Stützle ist bereits für das WM-Spiel gegen Norwegen. © dpa / Tobias Brinkmann/dpa

In Torlaune zeigte sich die DEB-Auswahl bereits zum WM-Auftakt im dänischen Herning gegen Ungarn (6:1) und Kasachstan (4:1). Mit Stützle wird das Kreis-Team noch um einiges torgefährlicher. "Ein ganz hervorragender Eishockeyspieler", betonte der Coach. Der 66 Jahre alte Trainer hob "Schnelligkeit" und "Übersicht an der Scheibe" des Stürmers hervor.

Millionenvertrag bis 2031

Auch wenn der Angreifer erst 23 Jahre alt ist, gilt er bei den Senators bereits als Führungsspieler. Mit 24 Tore und 55 Vorlagen hatte Stützle grossen Anteil an der ersten Playoff-Qualifikation seiner kanadischen Mannschaft seit 2017. Nicht ohne Grund erhält er bis 2031 ein Jahresgehalt in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro. "Ich bin noch sehr jung. Ich habe noch viel Luft nach oben", sagte Stützle. Seine Gegenspieler werden das nicht gerne hören.

Star-Allüren besitzt Stützle nicht. Er war sich nicht zu schade, bei der U20-WM im vergangenen Dezember in Ottawa in der deutschen Kabine eine Ansprache an die Talente zu halten. "Er ist ein unglaublicher Mensch, ein super Junge, hat einen tollen Charakter und ist ein Leader", schwärmte U20-Coach Tobias Abstreiter von seinem früheren Spieler. "Es macht mich stolz, ihn einmal trainiert zu haben."

Gross ist auch die Vorfreude der Team-Kollegen. "Er hat eine brutale Qualität", schwärmte Stürmer Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks. "Er ist brutal schnell, hat ein brutales Spielverständnis. Er wird uns sehr weiterhelfen." Auch Moritz Seider kann es kaum erwarten. "Er wird ein unheimlicher Gewinn für die Mannschaft. Wir werden zusammen eine sehr gute Zeit haben", sagte der NHL-Verteidiger aus Detroit.

Eishockey-WM - Medienrunde Deutschland
NHL-Star Tim Stützle steht vor seinem ersten Einsatz bei der WM in Dänemark und Schweden. © dpa / Tobias Brinkmann/dpa

Seider forderte zwar, dass man dem NHL-Star etwas Zeit zur Eingewöhnung geben sollte. An einer schnellen Integration gibt es aber keinen Zweifel. Stützle spielte mit Seider, Reichel und sieben weiteren Nationalspielern bei der U20-WM 2020 und 2021 zusammen. Mit Joshua Samanski und Wojciech Stachowiak wohnte er in Mannheim sogar zusammen. "Es ist cool, die Jungs wiederzusehen", sagte Stützle. "Mir macht es Spass, hier zu sein."  © Deutsche Presse-Agentur