Hans-Joachim Watzke hat angekündigt, für das Amt des Präsidenten beim Fussball-Bundesligisten Borussia Dortmund zu kandidieren. Damit droht ein monatelanger Wahlkampf.
Der Machtkampf beim BVB ist eröffnet: Hans-Joachim Watzke will nach seinem Abschied als Geschäftsführer Präsident bei Borussia Dortmund werden und tritt gegen den Amtsinhaber Reinhold Lunow an. "Es wäre mir eine Ehre, wenn ich nach 20 Jahren operativer Tätigkeit unseren Verein in diesem wichtigen Amt weiterhin unterstützen könnte", teilte der 66-Jährige am Mittwoch mit.
Damit droht dem BVB ein monatelanger Wahlkampf. Denn der 72-jährige Lunow, der eigentlich Platz machen sollte, will im Amt bleiben. "Es ist gut, dass es nun Klarheit gibt", schrieb der Mediziner bei X, "die Mitglieder können jetzt entscheiden, welchen Weg der e.V. in Zukunft gehen soll." Lunow, seit 2022 Präsident, stehe für "Interessenausgleich, Kontinuität und ein klares Wertefundament".
Hans-Joachim Watzke: "Der BVB ist mein Verein"
Watzke, seit 2005 als Geschäftsführer der ausgegliederten Kapitalgesellschaft der starke Mann in Dortmund, hatte lange überlegt, ob er "eine Zerreissprobe in Kauf" nehmen wolle, "um des Weges willen". Die Alternative, "dass man darauf verzichtet", überzeugte ihn offenbar nicht. Schon Anfang Juli hatte er der Sport Bild gesagt: "Der BVB ist mein Verein. Und ich werde nie etwas anderes machen."
Sein Nachfolger als Sport-Geschäftsführer, Lars Ricken, und Sportdirektor Sebastian Kehl leiten das operative Geschäft. Watzke, der im Herbst ausscheidet, sieht "eine intakte Geschäftsführung mit sehr fähigen Personen". Er sei stolz, den BVB nach 20 Jahren und der "grössten Kontinuität, die der Klub jemals erlebt hat", zu übergeben.
Watzke über Kandidatur: "Folge der Bitte der BVB-Gremien"
Jetzt will er sich im November bei der nächsten Mitgliederversammlung ins höchste Amt des eingetragenen Vereins wählen lassen. "Damit folge ich der Bitte der Gremien des BVB", teilte Watzke am Mittwoch mit. Den angestrebten Wechsel unterstützen Wirtschaftsrat und Ältestenrat. Lunow habe er diese Entscheidung "in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt", erklärte Watzke weiter.
Der studierte Diplom-Betriebswirt ist seit 2001, als er als Schatzmeister begann, für den BVB tätig. In höchster Not rettete er den Klub wenig später als Geschäftsführer vor der drohenden Insolvenz und formte ihn in der Folge zu einem der Schwergewichte im deutschen Fussball. Er selbst ist einer der einflussreichsten Verantwortlichen in Europa, arbeitet als Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fussball Liga (DFL), als Vizepräsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) und im Exekutivkomitee der Europäischen Fussball-Union (UEFA).
In seinen 24 Jahren in verantwortungsvollen Positionen beim BVB habe es immer wieder Angebote anderer Klubs gegeben, aus dem In- und Ausland. "Aber das war für mich nie ein Thema", sagte Watzke. Schliesslich ist die Arbeit in Dortmund eine Herzensangelegenheit. Seit seiner Kindheit ist er Fan des Klubs.
Und wie wertvoll seine Kontakte sind, hat jüngst erst die Verpflichtung von Jobe Bellingham bewiesen. Eigentlich wollte der 19-jährige Engländer nicht zum BVB kommen, weil dort ja bereits sein älterer Bruder Jude seine Fussstapfen hinterlassen hatte. Doch Dortmund gewann das Rennen um Jobe Bellingham, und das nicht zuletzt aufgrund Watzkes Einflusses. "Ich kenne die Familie schon länger und ihn, seit er ein kleiner Junge war", erzählte Watzke.
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Dieses Wirken soll bleiben. "Genau so habe ich mir meine Rolle vorgestellt, als ich die Sportverantwortung abgegeben habe", sagte er: "Ich kann dem Klub dann dienen, wenn er das Gefühl hat, dass es notwendig ist." Wenn es nach ihm geht, demnächst als Präsident. (sid/bearbeitet von msb)