Der FC Bayern ist Deutscher Meister. Einen Tag nach dem dramatischen Unentschieden gegen RB Leipzig ist den Münchnern die 34. Deutsche Meisterschaft auch rein rechnerisch nicht mehr zu nehmen, weil Verfolger Leverkusen patzt.
Der FC Bayern München ist zum 34. Mal Deutscher Meister. Nachdem eine endgültige Entscheidung am Samstag an einem späten Ausgleichstreffer der Leipziger gescheitert war, ist dem FCB die Meisterschaft am Sonntag nach dem 2:2 von Verfolger Bayer Leverkusen in Freiburg nicht mehr zu nehmen.
Die Münchner holen sich damit nach einem Jahr Abstinenz die Schale vom Vorjahressieger Leverkusen zurück, der in der Vorsaison als erste Mannschaft überhaupt in der kompletten Spielzeit ungeschlagen geblieben war. Die Bayern fanden in der laufenden Saison unter ihrem neuen Trainer Vincent Kompany zurück zu alter Dominanz und fuhren ihre nächste Meisterschaft alles in allem ungefährdet ein.
Premiere für Kane, Abschieds-Titel für Müller
Da die Münchner auf die oft erwähnte Sofa-Meisterschaft gerne verzichtet hätten, drückte man – vergeblich – dem Verfolger aus Leverkusen die Daumen.
Nach dem Aus im DFB-Pokal und in der Champions League rettet der Gewinn der Meisterschaft dem FC Bayern die Saisonbilanz. Für Torjäger Kane ist es der erste Vereinstitel überhaupt. Für den vor der Saison neu verpflichteten Coach Kompany ist es der erste grosse Erfolg in der Trainer-Laufbahn. Und für Club-Legende Thomas Müller ist der Titelgewinn die Abschieds-Meisterschaft. Der 35-Jährige wird seinen Herzensclub im Sommer verlassen.
Müllers Champions-Gefühl
Noch am Vorabend hatten die Bayern mit gemischten Gefühlen den Rasen verlassen. Durch das späte 3:3 - nachdem sie ein 0:2 gedreht hatten - sei es laut Kimmich "emotional nicht ganz einfach" gewesen, schon in Leipzig zu feiern. Von grossen Gefühlen hätte auch Müller gesprochen. "Die ganze Mannschaft und auch die Jungs auf der Bank hatten dieses Champions-Gefühl beim Ausgleich, beim Führungstreffer. Da haben wir das Adrenalin enorm gespürt", sagte der 35-Jährige.
Wenn man so will, war der Auftritt in Leipzig ein Spiegelbild der Bayern-Saison. In Minjae Kim erweiterte der nächste Profi die ohnehin gut gefüllte Krankenakte, in der ersten Halbzeit mangelte es trotz spielerischer Überlegenheit an klaren Chancen. Und Leipzig nutzte die Patzer der Abwehr gnadenlos aus, hätte sogar mindestens ein Tor mehr erzielen müssen.
"Trotzdem ist es auch unsere DNA, dass wir spielen wollen, dass wir versuchen wollen, das immer spielerisch zu lösen", sagte Kimmich. Und im zweiten Abschnitt zeigten die Bayern, wie meisterhaft sie spielen können. Der Anschluss (Eric Dier) durch eine Standardsituation, der Ausgleich (Michael Olise) durch konsequentes hohes Pressing, die Führung (Leroy Sané) nach einem sehenswerten Spielzug und einem Zauberpass von Kimmich.
Glücksgriff Kompany
Letzterer zeigte auch direkt das Verbesserungspotenzial auf. "Wir hatten einfach zu viele Spiele, in denen wir die deutlich bessere Mannschaft waren und es nicht geschafft haben, das Spiel schneller zu beenden", sagte der DFB-Kapitän. Natürlich galt das auch für den Auftritt in Leipzig mit den versiebten Grosschancen von Konrad Laimer und Kingsley Coman.
Dennoch überwog das Gefühl, mit Kompany auf dem richtigen Weg zu sein. Sportchef Max Eberl bezeichnete den Belgier, der eigentlich nicht die Top-Lösung war, erneut als "Glücksgriff". Kimmich hat das Gefühl, man sei auf einem guten Weg. Ausserdem sei das Teamgefühl in der Kabine "schon sehr gut".
Für Präsident Herbert Hainer sei die Meisterschaft ohnehin "der wichtigste Titel". Das Scheitern in Pokal und Champions League relativierte der 70-Jährige. Man sei nie die schlechtere Mannschaft gewesen. Im Pokal habe man gegen Leverkusen in Unterzahl gespielt, gegen Inter Mailand habe man es im Hinspiel selbst aus der Hand gegeben.
Es darf also gefeiert werden in München - es muss sich nach einer titellosen Saison wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Dennoch blieb man gerade beim Thema Gefühl wachsam. Sportchef Eberl untersagte den Spielern vor dem Spiel in Leipzig einen für den Siegesfall geplanten Titel-Trip nach Ibiza. (dpa/bearbeitet von lh/fra)