Spiesen-Elversberg/Heidenheim - Wenn sich zwei nicht verrückt machen lassen vor der Relegations-Entscheidung zwischen der SV Elversberg und dem 1. FC Heidenheim - dann Horst Steffen und Frank Schmidt. Die beiden derzeit dienstältesten Trainer im deutschen Profifussball gehen, zumindest nach aussen hin, gelassen in den zweiten Teil des "El Dorfico" am Montag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky). Und der verspricht nach dem Hinspiel-Hit maximale Spannung.
Angesichts des packenden 2:2 mit einer emotionalen Achterbahnfahrt für den Drittletzten der ersten und den Dritten der zweiten Liga drückt es Steffen ganz pragmatisch aus: "Wer am Montag gewinnt, spielt in der Bundesliga."
Schmidt seit 18 Jahren Chefcoach in Heidenheim
Der 56-Jährige steht seit 2018 an der Seitenlinie bei den Saarländern,
Eine gewisse "Anspannung" sei schon da, sagte der 51-Jährige. Dennoch gehe der FCH auch mit "Vorfreude" in das Saisonfinale. Das entscheidet darüber, ob die Mannschaft aus der 50.000-Einwohner-Stadt von der Ostalb ein drittes Jahr in Serie im Oberhaus spielen darf - oder das Sensationsteam aus der 13.000-Seelen-Gemeinde Spiesen-Elversberg erstmals erstklassig wird.
Typen wie Schmidt und Steffen tun dem Spitzenfussball gut. Während andere Testosteron- und Adrenalin-geladene Kollegen an der Seitenlinie bei jeder falschen Einwurf-Entscheidung toben, als ginge es um Leben oder Tod, bewahren die beiden Routiniers auch in grösster Hektik Anstand und Respekt.
Auch die gegenseitige Hochachtung ist enorm. Schmidt sieht in Steffen den "Trainer des Jahres" in Deutschland, Steffen den Heidenheimer als "Trainer des Jahrzehnts". Auf welches fussballerische Niveau Steffen die Elversberger gehoben hat, darüber staunt die ganze Branche. Die Saarländer sehen den Weg des FCH durchaus als Vorbild: mit Fleiss, Beständigkeit und Know-how aus der Regionalliga immer weiter nach oben. In Heidenheim steht Vorstandschef Holger Sanwald mittlerweile seit 30 Jahren an der Spitze.

Schmidt will nicht ewig Trainer bleiben
Der gebürtige Heidenheimer Schmidt, extrem einflussreich im Verein, hat noch einen Vertrag bis 2027. Dass er sein Amtsende irgendwann selbst bestimmt, gilt als logisch. "Meine Lebensplanung beinhaltet nicht, dass ich bis zum gesetzlichen Rentenalter Trainer bleibe", sagte er mal.
Steffen - vor Elversberg eher kurzfristig bei Preussen Münster, den Stuttgarter Kickers und beim Chemnitzer FC beschäftigt - war so ein Karrieresprung wie zuletzt eigentlich nicht mehr zugetraut worden.
Der Mann mit dem breiten Lächeln
Für SVE-Sportvorstand Nils-Ole Book hat der gebürtige Krefelder, der einst für Uerdingen, Mönchengladbach und Duisburg 207 Mal in der Bundesliga auflief, "eine besondere menschliche Art". Steffens Markenzeichen ist sein breites Lächeln. "Das ist ein Beschluss, den ich vor einiger Zeit getroffen habe: Ich mache kein Drama mehr. Ich mache das Ganze nicht mehr mit", sagte er schon vor der Relegation.
Freilich strahlen Fans und Spieler von Elversberg und Heidenheim mitnichten die Gelassenheit aus wie ihre Trainer. Nach dem "Wahnsinns-Spiel" (Schmidt) am Donnerstag und einer zwischenzeitlichen 2:0-Führung des Zweitligisten sagte Elversbergs Torjäger Fisnik Asllani: "Wir haben zwar noch das 2:2 kassiert, aber im Rückspiel ist alles drin. Wir haben schon andere aus dem Stadion geschossen."
FCH-Coach Schmidt hofft derweil auf ein ähnliches Finish wie 2023. Damals sicherten sich die Schwaben mit zwei Last-Minute-Toren in Regensburg ihren ersten Bundesliga-Aufstieg. Ein Meilenstein. Auch für den Trainer. Jubelt er diesmal im letzten Saisonspiel wieder? Oder etwa sein Elversberger Kollege? © Deutsche Presse-Agentur