Vom Rennstall geradewegs auf dem AWZ-Kiez: In ihrer Gastrolle bei "Alles was zählt" (täglich, 19.05 Uhr bei RTL) spielt Carrie Schreiner sich selbst. Im Rahmen einer Reha möchte sie sich ab dem 16. Juli nach einer Verletzung im Steinkamp-Zentrum behandeln lassen.

Ein Interview

Im Interview mit unserer Redaktion spricht Carrie Schreiner über ihre Zeit am AWZ-Set und verrät, ob sie Gefallen an der Schauspielerei gefunden hat. Ausserdem blickt sie auf die die Rolle der Frau in der Rennsportwelt und blickt auf Rollenklischees und Vorurteile gegenüber Rennfahrerinnen.

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Frau Schreiner, bei "Alles was zählt" sind Sie vom 16. bis 22. Juli in einer Gastrolle zu sehen. Auf welche Storyline dürfen sich die TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer freuen?

Carrie Schreiner: Ich spiele mich selbst und komme nach einer Rückenverletzung zur Reha ins Steinkamp-Zentrum. Die erste Szene, in der man mich sehen wird, zeigt, wie ich das Zentrum besuche, um mich dort behandeln zu lassen.

Hätten Sie auch Gefallen daran gefunden, eine fiktive Figur zu spielen?

Mich selbst zu spielen, war für mich natürlich am einfachsten, immerhin bin ich keine gelernte Schauspielerin. Als ich damals die Anfrage erhielt, bei "Alles was zählt" mitzuspielen, war ich direkt total begeistert. Ich hatte aber auch grossen Respekt davor, die Texte zu lernen – glücklicherweise hatte ich eine liebe Kollegin, die alle Szenen gemeinsam mit mir durchgegangen ist und mich auf die Rolle vorbereitet hat. Ich ziehe auf jeden Fall den Hut vor allen Schauspielerinnen und Schauspielern, die tagtäglich grosse Textmengen lernen und parat haben müssen.

"Es gibt leider immer noch zu wenig Frauen in der Branche."

Carrie Schreiner über Frauen im Motorsport.

Wurden Sie am Set gut aufgenommen?

Absolut. Alle waren sehr nett und herzlich. Es war interessant, in diese künstlerische Umgebung einzutauchen. Obwohl diese Umgebung völlig neu für mich war, habe ich mich zu keinem Zeitpunkt unwohl oder unsicher gefühlt.

Haben Sie nach Ihrem Ausflug in die Schauspielerei Lust auf weitere Rollen vor der Kamera?

Eine weitere TV-Anfrage würde ich sicher nicht ablehnen, weil der Dreh wirklich grossen Spass gemacht hat. Nichtsdestotrotz bin ich als Vollzeit-Rennfahrerin viel unterwegs – insofern bin ich nicht sicher, ob sich mein Beruf und zeitaufwendige Dreharbeiten gut miteinander vereinbaren liessen. Dennoch sollte man sich niemals vor neuen Möglichkeiten verschliessen und niemals nie sagen.

Als Rennfahrerin sind Sie eine der führenden Figuren im deutschen Motorsport und Pionierin in verschiedenen Rennserien. Wie weiblich ist der Motorsport im Jahr 2025?

Natürlich gibt es auch heute noch viele Vorurteile gegenüber Frauen im Motorsport. Macht eine Frau einen Fehler, wird dieser von aussen häufig anders bewertet als bei Männern. Liegt eine Frau in einem Rennen vorne, wird sie gefeiert. Liegt sie hinten, heisst es schnell "War ja klar". Es gibt leider immer noch zu wenig Frauen in der Branche, trotzdem findet meiner Meinung nach durch Serien wie die F1 Academy oder unser Lady-Team auf der Nordschleife ein Wandel statt. Auch die Netflix-Produktion "F1: The Academy" schafft entsprechende Aufmerksamkeit. Ich nehme durchaus wahr, dass vor allem Mädchen und junge Frauen mehr Lust auf Motorsport haben und sich die Rennen nicht nur ansehen, sondern vielmehr ein Teil dessen sein wollen. Das ist extrem wichtig und ich denke, dass diesbezüglich in den nächsten Jahren eine weitere Entwicklung stattfinden wird.

Carrie Schreiner will mit Rollenklischees brechen

Was machen die von Ihnen angesprochenen Vorurteile gegenüber Frauen im Motorsport mit Ihnen?

Es gibt Tage, an denen mich Rollenklischees und Vorurteile eher kaltlassen. An anderen Tagen wiederum macht dieses Verhalten etwas mit mir. Ich habe mir diesen Beruf ausgesucht und lebe nach dem Motto "Take it or leave it". Umso cooler ist es, wenn ich Skeptikern und Kritikern immer wieder zeigen kann, was in mir steckt und ich mit dem einen oder anderen Rollenklischee brechen kann.

Die Teilnahme bei der Formel 1 ist auch für männliche Rennfahrer kein Standard. Wie realistisch ist es Ihrer Meinung nach für Frauen, irgendwann in der Formel 1 zu fahren?

Ich glaube, dass Frauen der Formel 1 immer näher kommen. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, dass selbst den besten Männern der Sprung in die Formel 1 häufig nicht gelingt. Man muss eben ein absolutes Ausnahmetalent sein. Darüber hinaus braucht man ein schier endloses Budget und ist idealerweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Wenn also selbst die besten Rennfahrer es nur selten schaffen, in die Formel 1 zu kommen, ist die Chance für Frauen entsprechend geringer – allein, weil es deutlich weniger Rennfahrerinnen gibt. Umso wichtiger ist es, dass immer mehr Fahrerinnen dazukommen. Irgendwann wird es eine Rennfahrerin in der Formel 1 geben – da bin ich mir sicher.

Glauben Sie, dass die sehr männlich dominierte Rennbranche überhaupt bereit ist für eine Formel-1-Fahrerin?

Es gibt durchaus männliche Stimmen, die sich definitiv Fahrerinnen in der Formel 1 wünschen. Umso entscheidender ist es meiner Meinung nach, dass Frauen in den Junior-Kategorien, wie die Formel 2 und Formel 3, mitfahren, um entsprechende Berechtigungen für die Formel 1 erhalten zu können. Denn die Superlizenzpunkte bekommt man immerhin nicht geschenkt.

Weiteres TV-Format? Carrie Schreiner ist "offen für alle neue Erfahrungen"

Könnten Sie sich nach Ihrer Zeit bei "Alles was zählt" auch vorstellen, an anderen TV-Formaten teilzunehmen? Ich denke da etwa an Shows wie "Let's Dance" oder "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"...

Eine Teilnahme am Dschungelcamp kann ich mir eher nicht vorstellen, weil ich mich viel zu sehr vor den ganzen Kleintieren und Prüfungen ekeln würde (lacht). Formate wie "Let's Dance" hingegen finde ich spannend. Allerdings ist mir auch bewusst, wie zeitintensiv eine Teilnahme wäre – diese Zeit hätte ich aktuell nicht. Insofern kann ich es mir zum jetzigen Zeitpunkt eher nicht vorstellen, würde aber für die Zukunft nicht ausschliessen, die Tanzschuhe zu schnüren. Denn grundsätzlich bin ich offen für alle neue Erfahrungen.

Bei Instagram nehmen Sie mehr als 120.000 Followerinnen und Follower mit durch ihren Alltag auf und neben der Rennstrecke. Wie gehen Sie mit Hass im Netz um?

Ich bin in der glücklichen Position, nicht übermässig viele Hasskommentare zu erhalten. Dennoch ertappt man sich hier und da dabei, dass ein negativer unter tausend positiven Kommentaren einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Vor allem am Anfang meiner Karriere musste ich lernen, mit Kritik klarzukommen. Damals war ich 16 oder 17 Jahre alt und negative Reaktionen in den sozialen Medien haben definitiv etwas mit mir gemacht – das ist heute glücklicherweise anders. Je älter man wird, umso besser geht man mit Kritik um. Hinzu kommt, dass man es manchen Menschen ohnehin nicht recht machen kann. Wenn man das für sich verstanden und akzeptiert hat, fällt auch der Druck ab, jedem Menschen gleichermassen gefallen zu wollen.

Über die Gesprächspartnerin:

  • Carrie Schreiner ist eine deutsche Motorsportlerin, die ihre Karriere 2009 im Kartsport begann, ehe sie in der Formel 4 startete. Nachdem sie zahlreiche Titeln geholt hatte, war sie die erste deutsche Pilotin in der F1 Academy. Nach zwei Jahren in der F1 Academy bestreitet Saarländerin 2025 das ADAC GT Masters mit dem Team Land-Motorsport.