Mitten im Pazifik kentert der Katamaran, auf dem sich Segel-Olympiasiegerin Charline Picon mit ihrem Mann und ihrer Tochter befindet. Für die Familie beginnen bange Stunden.
Charline Picon gehört zu den Stars der Segel-Szene: Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio gewann die Französin Gold im Windsurfen, vier Jahre später in Tokio holte sie sich die Silbermedaille. 2024 in Paris wechselte Picon dann die Disziplin und ging mit Sarah Steyaert im 49erFX an den Start – gemeinsam holten sie Bronze, anschliessend beendeten beide ihre aktiven Sportkarrieren.

Anschliessend nahm sich Picon eine Auszeit, gemeinsam mit ihrem Mann Jean-Emmanuel Mestre und ihrer siebenjährigen Tochter Lou startete die 40-Jährige im vergangenen Oktober ein echtes Abenteuer: Auf ihrem Katamaran "Luna Bay II" ging es auf Weltreise. Das grosse Ziel: Polynesien.
Katamaran kentert kurz vor den Marquesas-Inseln
Am vergangenen Wochenende nahm das Abenteuer jedoch ein abruptes Ende: Nachdem das Boot am Samstag gegen 3 Uhr morgens vor der Küste der Marquesas-Inseln (gehört politisch zu Französisch-Polynesien) mit einem unbekannten Gegenstand im Wasser kollidierte und dadurch Wasser in den Rumpf des Katamarans lief, musste die Familie nach stundenlangem Ausharren mitten im Pazifik gerettet werden.
Auf Instagram schilderte Picon jetzt, wie dramatisch die Situation zeitweise war: "Innerhalb weniger Minuten füllte sich der Backbordrumpf mit Wasser, ohne dass wir die Ursache identifizieren konnten", schreibt sie zu einem Foto, das den gekenterten Katamaran zeigt. Die Familie setzte einen Notruf über Satellit ab, liess ein Schlauchboot ins Wasser und packte eine Tasche mit Proviant und Rettungswesten, ohne wirklich zu wissen, wann tatsächlich Rettung eintreffen sollte.
Viel Zeit für die Vorkehrungen blieben Picon nicht: "Wir hatten etwa 20 Minuten Zeit, alles vorzubereiten. Dann geriet Lou in Panik, als das Boot zu kippen begann." Daraufhin wechselten sie ins Schlauchboot – und warteten dort weiter auf Hilfe.
Dramatische Rettungsmission beginnt
Der zuvor abgesetzte Notruf erreichte das Französisch-Polynesische Koordinationszentrum für Luft- und Seenotrettung (JRCC Tahiti), das ebenfalls über den Vorfall und die Rettungsmission berichtete. Weil die Kontaktaufnahme zunächst nicht gelang, schickte das Rettungszentrum ein Flugzeug der Marine zum Unfallort. Um 10:30 Uhr flog das Flugzeug dann über das gekenterte Boot – um den Piloten auf sich aufmerksam zu machen, schoss die Familie eine Notsignalrakete nach oben.
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Über Funk nahm der Pilot Kontakt mit Picon auf – gemeinsam wurde das weitere Vorgehen besprochen. Die "Stardust", ein anderes Boot, war zwar mehrere Stunden entfernt, sollte dem Piloten zufolge aber gegen 16 Uhr eintreffen. Und so kam es dann auch: "Grosse Emotionen an Bord, als wir die Stardust betraten", schreibt Picon in ihrem Beitrag. "Die Erleichterung überwiegt, aber auch Trauer, unser Boot in diesem Zustand zu sehen."
Für Picon und ihre Familie geht es jetzt weiter nach Tahiti
In einem weiteren Post dankt Picon dann nochmals explizit der "Stardust"-Besatzung, darin schreibt sie von einer "Verbindung fürs Leben". Der dramatische Vorfall hängt der 40-Jährigen noch immer nach: "Gerade eben, als mir unter Tränen, die ich zurückgehalten hatte, klar wurde, was passiert war, dachte ich, es sei, als wären wir angegriffen worden, und 'Luna Bay' habe wie verrückt gekämpft, um unser Leben zu retten..."
Sie hätten grosses Vertrauen in den Katamaran gehabt, erklärt Picon: "Wir suchen immer noch aktiv nach ihm, aber machen wir uns nichts vor, die Chancen stehen schlecht..." Dennoch will Picon mit ihrer Weltreise weitermachen: Für die Olympiasiegerin und ihre Familie geht es jetzt weiter nach Tahiti, wie sie schreibt.