Para-Schwimmerin Verena Schott kehrt schon fünf Monate nach der Geburt ihres dritten Kindes in den Wettkampfbetrieb zurück – und das vor allem wegen finanzieller Ängste.

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Verena Schott saugt jeden einzelnen Moment mit ihrer Stella auf, geniesst seit Januar die Zeit mit ihrer kleinen Tochter in vollen Zügen. Doch nur fünf Monate nach der Geburt ihres dritten Kindes hat der ruhige Familienalltag ein Ende, die Para-Schwimmerin gibt im Eiltempo ihr Comeback.

Bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin will sie sich ab Donnerstag für die WM in Singapur (21. bis 27. September) empfehlen. Doch Schott kehrt nicht ohne Grund derart schnell zurück – finanzielle Ängste treiben sie um.

Schott schwamm bei den Paralympics bereits im fünften Monat

"Ja, es ist ambitioniert. Aber am Ende kannst du dir es nicht wirklich aussuchen", erklärte die 36-Jährige: "Denn fährst du nicht mit zur WM, bist du halt nicht mehr im Kader. Du würdest dann zwar in das Come-back-stronger-Programm der Sporthilfe kommen, aber das ist unter finanziellen Gesichtspunkten nicht annähernd vergleichbar."

Die strukturellen Probleme für Mütter im Leistungssport seien in Deutschland weiter gravierend, ausreichende Sicherheiten gebe es nicht, so Schott. Eine Teilnahme an den Paralympics wegen Schwangerschaft sausen lassen? Quasi undenkbar. Schott trat – wie sie im Nachgang verkündete – im Vorjahr in Paris gar im fünften Schwangerschaftsmonat an.

"Es waren nicht die Glanzleistungen, die man sich vielleicht erhofft hatte. Aber mein Trainer und ich wussten ja, woher das kam."

Para-Schwimmerin Verena Schott

Damals wunderte sich die Öffentlichkeit über die vermeintlich schwachen Ergebnisse der dreifachen Medaillengewinnerin von Tokio, mehr als Platz fünf war nicht drin. "Es waren nicht die Glanzleistungen, die man sich vielleicht erhofft hatte. Aber mein Trainer und ich wussten ja, woher das kam", sagte die seit einem Fahrradunfall im Alter von 13 Jahren inkomplett querschnittsgelähmte Schott.

"Das Mama-sein darf nicht gleichzeitig das Karriereende bedeuten."

Para-Schwimmerin Verena Schott

Ihr Trainer Maik Zeh ist zugleich ihr Ehemann, die Organisation des Sportlerinnen- und Familienalltags ist nur dank der intensiven Hilfe von Oma und Patentante möglich. Nach jeder Geburt stehe eine Leistungssportlerin vor der kniffligen Frage: "Entweder ich mache weiter oder habe kein Geld mehr. Hier wäre mehr Unterstützung wünschenswert. Das Mama-sein darf nicht gleichzeitig das Karriereende bedeuten", betonte Schott.

Nach der Geburt von Stella will die Greifswalderin den schwierigen Spagat besser meistern als bei ihren beiden Söhnen Lean (13) und Teo (11). Damals habe sie "die Kinder gar nicht so geniessen" können, verriet Schott. Nun wolle sie aber "auf jeden Fall nicht nur Vollblutsportlerin sein, sondern auch Vollblutmama". (sid/bearbeitet von ms)