Singapur - Die bisher so erfolgreichen WM-Tage seiner Teamkollegen genoss Florian Wellbrock ganz relaxt als Zuschauer. Den doppelten deutschen Medaillencoup mit Silber für Sven Schwarz und Bronze für Lukas Märtens über 800 Meter Freistil verfolgte der vierfache Freiwasserweltmeister auf der Tribüne.

Er selbst kennt das Schwimmbecken in Singapur bisher nur aus dem Training. Am Wochenende ändert sich das. Wellbrock will dann über 1.500 Meter seine Weltklasse im Becken demonstrieren.

Viermal Gold im Freiwasser haben eindrucksvoll gezeigt, dass Wellbrock sein grosses Tief mit enttäuschenden Olympischen Spielen überwunden hat. Dafür gab es auch international viel Anerkennung. Der Umstieg ins Becken, wo er auf der längsten Distanz die Weltjahresbestzeit hält, ist die nächste grosse Herausforderung. Wellbrock hat schon bewiesen, dass er diese meistern kann. Er hat aber auch schon einmal sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

Wellbrock erklärt verändertes "Mindset"

Vor zwei Jahren prägte der gebürtige Bremer ebenfalls die Freiwasserwettkämpfe bei der WM, holte im japanischen Fukuoka zweimal Gold. Im Becken schied er dann über 800 und 1.500 Meter Freistil schon im Vorlauf aus. Im Vergleich dazu und zu Olympia ein Jahr später ist diesmal aber vieles anders. Am wichtigsten ist wohl eine Veränderung bei Wellbrock selbst.

Der Ausnahme-Athlet hat - auch mit Hilfe einer neuen Psychologin - eine für ihn bessere Herangehensweise an seinen Sport gefunden, der gleichzeitig seine Leidenschaft und sein Beruf ist. "Das veränderte Mindset ist, dass ich einen Weg für mich gefunden habe, wieder Spass am Wettkampfschwimmen zu haben", sagte Wellbrock in Singapur. In den vergangenen Jahren habe er auf dem Startblock gestanden, "weil ich einen Job zu erledigen habe". Das sei jetzt anders.

Florian Wellbrock
Florian Wellbrock stand in Singapur schon viermal ganz oben auf dem Podium. © dpa / Vincent Thian/AP/dpa

Bundestrainer Berkhahn: "Wir haben die Pause gebraucht"

Die ungewöhnlich lange Zeit zwischen Freiwasser- und Beckenrennen könnte ihm ebenfalls zugutekommen. Zwischen Wellbrocks letztem Wettkampf am Palawan Beach und seinem Vorlauf über 1.500 Meter im Becken liegen 13 Tage (Vorläufe am Samstag ab 04.02 Uhr/MESZ).

Wellbrock konnte so auch mal abschalten, ein bisschen von Singapur sehen. Der 27-Jährige genoss die Aussicht vom riesigen Marina Bay Sands Hotel, ging Espresso trinken und shoppen.

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Zudem verschaffte die lange Pause nach den extrem harten Rennen im Meer bei grosser Hitze seinem Körper dringend benötigte Erholungszeit. "Wir haben die Pause gebraucht", sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn. Der Magdeburger Coach bereitet Wellbrock mit gezielt kombinierten Wettbewerben das ganze Jahr auf den Wechsel zwischen den Disziplinen vor.

Ein Faktor bleibt vor dem grossen Finale der Titelkämpfe in Südostasien an diesem Wochenende jedoch schwer abzuschätzen. "Ungewöhnlich ist diese massive Belastung von diesen vier Rennen in der hohen Dichte und die hohe Belastung durch die Temperaturen", sagte er mit Blick auf die Freiwasserrennen in Singapur. "Da hat niemand Erfahrung. Da gibt es keine Studie für, kein gar nichts."  © Deutsche Presse-Agentur