Immer weniger Sportrechte, immer weniger erfolgreiche Sendungen - wie es mit dem Sender Sport1 weitergeht, steht aktuell in den Sternen.
Zum Feiern gibt es bei Sport1 derzeit wenig Grund. Der 30. Geburtstag des "Doppelpass" steht in wenigen Wochen zwar bevor, doch die Zukunft ist ungewiss. Wie lange es den Sender mit dem Sport im Namen überhaupt noch gibt, ist offen.
Nach dem Verlust vieler Sportrechte in den vergangenen Jahren und der Trennung von Personal in jüngster Zeit sucht das einstige Deutsche Sportfernsehen (DSF) eine Überlebensstrategie. Eine Umbenennung war bereits geplant und angekündigt. Nach dem radikalen Umbau der Geschäftsführung in der Vorwoche ist das nun wieder ungeklärt.
Viele grosse Sportrechte verloren
Sport1 war früher die Heimat der Handball-Bundesliga und sogar der Fussball-Europa-League. In den vergangenen Jahren verlor der Sender jedoch immer mehr Rechte, zuletzt auch noch das Spitzenspiel der 2. Fussball-Bundesliga am Samstagabend an RTL. Das noch vorhandene Rechte-Portfolio ist inzwischen sehr überschaubar.
Wie geht es weiter? "Sport1 wird weiterwachsen und seine starke und beliebte Sportberichterstattung beibehalten, während zusätzlich neue Entertainment-Inhalte eingeführt werden", heisst es auf Anfrage.
Immerhin: Der "Doppelpass" ist und bleibt das Aushängeschild, der 30. Geburtstag soll am 7. September mit einer Sondersendung gewürdigt werden. Die dazu passenden Zusammenfassungen am Sonntag sind die letzten Rechte von der Fussball-Bundesliga, die dem Spartensender geblieben sind. Als TV-Perle gelten die Übertragungen der Darts-WM im Winter.
Früher DSF, heute Sport1
In der Nische hat der im Januar 1993 als Tele5-Nachfolger gestartete und 2010 von Deutsches Sportfernsehen in Sport1 umbenannte Sender einige Jahre überlebt. Dennoch gilt mehr denn je, was der damalige DSF-Geschäftsführer Stefan Ziffzer zum zehnjährigen Geburtstag sagte: "Der Versuch, mit den Grossen mitzuspielen, ist gescheitert." Damals stand das von Leo Kirch gegründete Sportfernsehen vor der Pleite.
Es gab verschiedene Anläufe, das Geschäft anzukurbeln. Doch auch die Versuche mit Pay-TV-Ablegern wie Sport1+, eSports1 oder Sport1US blieben erfolglos. Als profitabel gilt hingegen die Internetplattform "sport1.de". Sie steht dem Vernehmen nach zum Verkauf.
"Sollten attraktive Angebote eingehen, die ihren tatsächlichen Wert widerspiegeln, werden wir diese aus geschäftlicher Sicht prüfen", heisst es dazu bei Sport1. Es sei "jedoch keine Entscheidung getroffen". Zu Geld gemacht wurde bereits die auf Sport-Produktionen spezialisierte Tochtergesellschaft Plazamedia GmbH.
"Ein reiner Sportsender lässt sich nicht refinanzieren und braucht alternative Erlösmodelle", sagte vor wenigen Wochen Senderchef Matthias Reichert im Gespräch mit der dpa. "Sport ist in den Rechten teuer, und die Wiederholbarkeit ist nur schwer gegeben."
Mehrfacher Personalwechsel
Inzwischen ist das Sport1-Urgestein Reichert, erst im Februar zum Senderchef befördert, seinen Job schon wieder los. Ebenso wie die bis zur vergangenen Woche zur Geschäftsführung gehörenden Robin Seckler und Matthias Kirschenhofer. Sie hatten erst im Juni 2023 Olaf Schröder abgelöst.
"Strategische Neuausrichtung", lautet die Begründung des erneuten Personalwechsels. Reichert solle zumindest "ein zentrales Mitglied des Führungsteams von Acunmedya Deutschland" werden.
Das türkische Unternehmen Acunmedya Holding kaufte im August 2024 für 30 Millionen Euro 50 Prozent der Sport1 GmbH. Die andere Hälfte gehört weiterhin der Schweizer Highlight Communications.
Marktanteil deutlich gesunken
Der neue Partner sollte laut Mitteilung "erfolgreiche Entertainment- und Sportunterhaltungs-Formate" in das deutsche Free-TV bringen - einen Internet-Ableger "show1.tv" gibt es bereits. Doch Sendungen wie "Exalton" treffen offensichtlich nicht den Geschmack der heimischen Zuschauer.
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Bei manchen Sendungen sind die Zuschauerzahlen so gering, dass sie von der AGF Videoforschung nicht mehr gemessen werden können. In der ersten Hälfte des Jahres sank der durchschnittliche Marktanteil von Sport1 auf 0,4 Prozent. Im Juni lag er sogar nur noch bei 0,2 Prozent. Und das hat natürlich Einfluss auf die Vermarktung der Werbezeiten und damit auf die Einnahmen. (dpa/bearbeitet von ska)