Nach 30 Jahren setzt Adam Sandler auf Netflix seine Anarcho-Sportkomödie "Happy Gilmore" mit vielen alten Bekannten und einer Reihe Gaststars fort. Das Ergebnis ist unbeschwert, witzig, aber oft überladen.
Sportfilme laufen immer nach einem ähnlichen Muster ab: Ein Underdog entdeckt sein Talent, wird von einem Mentor geschult, trainiert und gewinnt am Ende das Turnier seiner jeweiligen Sportart – sowie das Herz seiner Angebeteten. Das war schon in "Rocky" so und wird sich wahrscheinlich niemals ändern. Doch warum sich
Sandler war in den Neunzigern sechs Jahre im Cast der US-Kult-Comedy-Show "Saturday Night Live" und hatte mit "Billy Madison: Ein Chaot zum Verlieben" 1995 gerade seine erste Hauptrolle im Kino gespielt – “Happy Gilmore” ist sein zweites Projekt. Als talentfreier Eishockeyspieler entdeckt er, dass er einen übermenschlich weiten Abschlag besitzt. Um das Haus seiner Grossmutter vor dem Verkauf zu bewahren, trainiert ihn Chubbs Peterson im Golf, dargestellt von Carl Weathers ("Apollo Creed" aus den ersten vier "Rocky"-Filmen). Als White-Trash-Prolet mischt Sandler mit seinem ungewöhnlichen Spiel und den aus dem Eishockey bekannten Gewaltausbrüchen die Profitour auf. Der Erfolg des Films, der im selben Jahr anlief, in dem auch
Frau tot, Geld weg
Für Adam Sandler war "Happy Gilmore" immer eines seiner liebsten Projekte. Nachdem der Schauspieler und Komiker in den vergangenen Jahren für Netflix vor allem in ernste Charakterrollen geschlüpft war, setzt er ab dem 25. Juli einen seiner grössten Erfolge fort. Und weil der erste Teil mittlerweile fast 30 Jahre her ist, erinnert Sandler immer wieder im Nachfolger an das Original.
So beginnt "Happy Gilmore 2" mit dem gleichen Intro wie schon "Happy Gilmore", weil davon auszugehen ist, dass die Gen Z die Golferkomödie nicht kennt. Mit Virginia Venet (Julie Bowen) ist er mittlerweile verheiratet und hat fünf Kinder. Lange währt das Familienglück nicht: Happy Gilmore trifft seine Frau aus Versehen mit einem Golfball und tötet sie. Aus Trauer hängt der Champion die Schläger an den Nagel, verfällt dem Alkohol und verliert all sein Geld.
Als seine Tochter Vienna (Sandlers echte Tochter Sunny) das Angebot bekommt, auf eine renommierte Ballettschule in Paris zu gehen, beginnt Happy Gilmore wieder mit dem Training auf dem Golfplatz, um das Geld dafür zusammenzubekommen. Im Prinzip also eine leicht abgewandelte Variante der Geschichte des ersten Teils. Der Twist diesmal ist, dass Bösewicht Frank Manatee (Benny Safdie) eine moderne, grelle Golf-Tour gründet und ausgerechnet Happy Gilmore den traditionellen Sport verteidigen muss.
Bewährter Sandler-Humor mit Schwächen
Das funktioniert ähnlich gut wie das Original. Sandlers Humor ist über die Jahrzehnte derselbe geblieben: natürlich nie sonderlich hintergründig, eher ein ziemlich direkter Angriff auf den Lachmuskel. Es wird also wieder geprügelt, geflucht, gestolpert, die dummen Sprüche reissen nicht ab. Diese Berechenbarkeit ist zugleich Stärke und Schwäche – Fans bekommen genau das, was sie erwarten, Neueinsteiger könnten sich langweilen.
Darüber hinaus hat Sandler eine beeindruckende Liste an Gaststars untergebracht. Da wären etwa beide Töchter Sandlers sowie seine Frau. Die Rapper Bad Bunny und Eminem, Football-Profi und Taylor-Swift-Lebensgefährte Travis Kelce, Schauspieler Steve Buscemi, die Podcaster von "Bad Friends" und Stand-up-Comedian Sean Evans aus der "Hot Ones"-Show. Selbst die Liste der Golfprofis ist lang: Unter anderem mit dabei sind John Daly, Scottie Scheffler, Will Zalatoris, Collin Morikawa, Bryson DeChambeau, Justin Thomas, Rory McIlroy und Brooks Koepka. In einem Interview verriet Sandler, dass so viele Gastauftritte gar nicht geplant waren. Die Prominenten tauchten auf und es mussten Rollen für sie geschrieben werden, um sie unterzubringen.
Nostalgie und Gegenwart vereint
Das ist "Happy Gilmore 2" oft anzumerken. Der Film wirkt im Vergleich zum ersten Teil, der auf nur 90 Minuten kam, arg gestreckt – "Happy Gilmore 2" ist zwei Stunden lang. Ebenfalls nervig sind die ständigen Einspielungen von Originalszenen aus dem ersten Film als Erinnerungsstütze, die in dieser Vielzahl schlicht überflüssig sind. Im Netflix-Zeitalter wirkt das antiquiert – wer Teil zwei schaut, kennt wahrscheinlich das Original.
Empfehlungen der Redaktion
Insgesamt ist Adam Sandler aber eine leichte und unbeschwerte Komödie gelungen, die Nostalgie und Gegenwart vereint. Ben Stiller lässt seine Rolle als Psychopath Hal L. wieder aufleben und Christopher McDonald ist erneut Shooter McGavin, der noch immer nicht verwunden hat, dass Happy Gilmore ihm das goldene Jackett für den Gewinn der Golfmeisterschaft weggeschnappt hat. Zwei Stunden leichte Unterhaltung, die Spass machen, wenn man sich darauf einlässt. Für einen dritten Teil würde man sich aber durchaus ein paar weniger Gaststars wünschen.