Ihre Karriere begann mit einem musical.ly-Account, heute folgen ihr auf YouTube, Instagram und TikTok mehrere Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Trotz ihres internationalen Erfolgs beschreibt Naomi Jon sich selbst als "sehr bodenständig". Wir haben mit der Content Creatorin gesprochen.

Ein Interview

Nicht nur als Influencerin weiss Naomi Jon ihre Fan-Community zu begeistern kürzlich war die Sängerin mit ihrer "Villain Of Your Dreams"-Tournee in Europa unterwegs. Im Interview spricht die 28-Jährige über Leistungsdruck in der Social-Media-Welt, den Wandel auf Portalen wie YouTube und die Rolle von Perücken in ihrem Leben.

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Zudem verrät Naomi Jon, an welchen TV-Formaten sie gerne einmal teilnehmen würde – und welche Reality-Shows sie definitiv für sich ausschliessen würde.

Naomi Jon, Sie sind kürzlich mit Ihrer "Villain Of Your Dreams"-Tour durch Europa gereist. Wer oder wie sind Sie auf der Bühne?

Naomi Jon: Mit genau dieser Frage habe ich mich vor dem Tourstart stark auseinandergesetzt. Denn es gibt die Naomi, die off stage als YouTuberin ihr normales Leben lebt und die Naomi, die on stage performt. Natürlich kommt in der Interaktion mit dem Publikum vor der Bühne auch die private Naomi zum Vorschein.

Dennoch erschaffe ich beim Performen meiner Songs eine Fantasy-Welt, die davon lebt, dass ich auf der Bühne eine andere Person bin als im Privatleben oder auf Social Media. Rückblickend betrachte ich diese Transformation als etwas sehr Besonderes und erkenne definitiv zwei verschiedene Naomis, die aber beide zu mir gehören.

"Ich finde, dass ich sehr bodenständig geblieben bin."

Auf Social Media folgen Ihnen mehrere Millionen Menschen – sind diese Zahlen eigentlich wirklich greifbar?

Ich glaube, die meisten Influencerinnen und Influencer mit ähnlichen Followerzahlen würden mir zustimmen, wenn ich sage, dass diese immensen Zahlen ab einem gewissen Punkt nicht mehr wirklich greifbar sind. Denn man wird niemals den Moment erleben, in dem sich die gesamte Community an ein und demselben Fleck versammelt. Umso intensiver habe ich meine Tour wahrgenommen.

Im Publikum steht letztlich nur ein Bruchteil der Followerinnen und Follower – und dennoch sind das wahnsinnig viele Menschen, was mich unendlich glücklich macht. Diese Momente machen mir bewusst, wie krass diese Dimensionen sind und wie anders es ist, die Community in Real Life zu erleben.

Hat der Leistungsdruck der Branche Sie verändert?

Ich finde, dass ich sehr bodenständig geblieben bin. Das mag daran liegen, dass ich parallel zu meinen YouTube-Aktivitäten meine Ausbildung absolviert habe. Bedeutet: In dem einen Moment war ich beispielsweise mit grossen Beauty-Brands bei Events in den USA und im nächsten musste ich für meine Führungskräfte Kaffee kochen (lacht).

Ausserdem wohne ich noch immer mit meinem besten Freund zusammen. All das erdet mich sehr. Nichtsdestotrotz weiss ich, dass die Branche auch Druck auslösen und Menschen verändern kann.

Sie produzieren Ihren Content auf Englisch. War es von Beginn an Ihre Vision, eine internationale Community zu erreichen?

Ich denke schon. Damals habe ich angefangen, Content auf musical.ly, der Vorgänger-Plattform von TikTok, zu posten. Mit der Zeit konnte ich mir eine internationale Fan-Base von rund 20.000 Followerinnen und Followern aufbauen. Als ich dann mit YouTube gestartet habe, war es nur logisch, Videos auf Englisch zu machen. Ich war gerade von meinem Auslandsjahr in England zurückgekehrt und hatte das entsprechende Selbstbewusstsein für englischsprachigen Content.

So wichtig ist Naomi Jon der selbstironische Blick aufs Leben

Sie zeigen sich auf Social Media sehr wandlungsfähig – vor allem Perücken scheinen dabei einen grossen Stellenwert einzunehmen …

Tatsächlich spielen Perücken derzeit eine grosse Rolle in meinem Leben. Im vergangenen Jahr habe ich mir beim Dreh eines Musikvideos meine Haare abrasiert. Das war ein echter Powermove-Moment und ich bin stolz, es getan zu haben.

Aktuell lasse ich den Buzzcut aber herauswachsen, was wiederum dazu führt, dass ich viele Perücken trage. Denn mit meiner aktuellen Frisur fühle ich mich nicht wirklich wie ich selbst. Trage ich hingegen eine Perücke, fühle ich mich besser und wie ein anderer Mensch. Insofern können Perücken nicht nur einen ganzen Look ändern, sondern dafür sorgen, dass man sich besser fühlt.

Welche Rolle spielt Selbstironie in Ihrem Leben?

Eine grosse. Selbstironisch und mit einem Augenzwinkern auf das Leben zu blicken, macht mich aus. Ich stelle es mir anstrengend vor, sich selbst viel zu ernst zu nehmen und alles zu überdenken. Das Leben ist doch viel einfacher und macht mehr Spass, wenn man sich selbst immer mal wieder auf die Schippe nimmt. So war ich schon immer und ich glaube, diese Art, dem Leben zu begegnen, werde ich niemals ändern. (lacht)

Sie sind als Musikerin und als Creator in einer schnelllebigen Branche unterwegs. Wie betreiben Sie Selbstfürsorge?

Ich arbeite gerne und gerne viel. Dennoch gebe ich heute deutlich besser auf mich acht als noch vor einigen Jahren. Vor allem, wenn es um Events, Socializing oder Interaktionen mit anderen Menschen geht, habe ich heute weniger FOMO ["Fear of missing out", also die Befürchtung, etwas zu verpassen; Anm. d. Red.] als früher (lacht).

Nach knapp acht Jahren in der Branche habe ich nicht mehr das Gefühl etwas verpassen zu können oder verbiegen zu müssen. Insofern bin ich manchmal froh, abends mit meinen Katzen zu Hause zu sein und Quality Time in Form von gutem Essen oder einer Serie zu geniessen.

Wie Naomi Jon auf den Wandel in den sozialen Medien blickt

Sind Sie von Hass im Netz betroffen?

Ich muss sagen, diesbezüglich sehr blessed [gesegnet, Anm. d. Red.] zu sein. Ich habe glücklicherweise sehr wenige Hater und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Natürlich lässt sich Kritik aber nicht komplett vermeiden, was sich vor allem mit dem Start meiner Musikkarriere gezeigt hat.

Inwiefern?

Mit Blick auf meine Songs erhalte ich Kommentare, die mehr mit mir machen als Kritik unter meinen YouTube-Videos. Meine Musik bedeutet mir wirklich viel und ist sehr persönlich. Umso mehr verletzen mich böse und abwertende Kommentare und ich merke, dass es mir schwerfällt, diesbezüglich kritikfähig zu sein.

Wie blicken Sie auf den Wandel auf Social Media?

Es findet ein grosser Wandel statt, keine Frage. Vor allem auf TikTok hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, und spätestens seit Corona sind viele Creator dazugekommen. Es gibt viele neue Creator und viel mehr Shortform-Content. Ich fühle mich auf beiden Plattformen wohl, sehe mich aber insgesamt als YouTuberin und Musikerin.

Ich fahre seit nunmehr acht Jahren meine eigene Schiene auf YouTube und liebe die Plattform, die auch immer meine Main-Plattform bleiben wird. Ich glaube total fest daran, dass Longform-Content in der Form, wie ich ihn produziere, immer eine wichtige Rolle spielen wird.

Trotzdem ist es auch für mich wichtig, in anderer Form Content zu machen und natürlich stattzufinden. Beispielsweise habe ich seit Kurzem einen deutschen TikTok-Kanal, um auch dort meine deutsche Community erreichen zu können.

Lust auf "Let's Dance" oder "The Masked Singer"

Können Sie sich auch eine Teilnahme an TV-Formaten vorstellen? Ich denke da etwa an Shows wie "The Masked Singer", "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" oder "The 50"…

In einem Paralleluniversum wäre ich ein Reality-TV-Star und würde auf jeden Fall in Shows wie "Love Island" rumflirten (lacht). Im echten Leben hingegen würde ich eine Teilnahme an Formaten wie dem Dschungelcamp oder "The 50" jedoch ausschliessen.

Auf Shows wie "The Masked Singer" oder "Let's Dance" hingegen hätte ich grosse Lust: Bei diesen Formaten muss man sich selbst challengen und lernt wahnsinnig viel dabei. Solche Herausforderungen sprechen mich total an.

Worauf dürfen sich Ihre Fans in den kommenden Monaten freuen?

Natürlich auf jede Menge YouTube-Content. Ausserdem wird in diesem Jahr noch ein neuer Duft von mir herauskommen, worauf ich mich sehr freue.

Über die Gesprächspartnerin

  • Naomi Jon, mit bürgerlichem Namen Naomi Jonzeck, ist eine deutsche YouTuberin und Sängerin, die in den sozialen Medien mehrere Millionen Menschen erreicht. Ihre Karriere begann 2013 auf Instagram, ehe sie sich mit ihren Beauty-Tutorials auf YouTube eine internationale Fan-Community aufbaute. Auf YouTube zählt Naomi Jon 3,4 Millionen-Follower, während ihr auf TikTok mehr als 4 Millionen Menschen folgen. 2024 veröffentlichte die 28-Jährige ihr erstes Musikalbum "Villain Of Your Dreams".