Zehn Jahre sind vergangen seit dem Debütalbum "Revolverheld". Jetzt sind die Jungs aus dem Norden an ihrem bisherigen Karrierehöhepunkt angekommen - und ziehen den Stecker für das neue Album "MTV Unplugged in drei Akten". Sänger Johannes Strate erzählt im Interview, wieso sie nicht mehr so "auf die Kacke hauen" wie früher und ob sich die Band vorstellen kann, beim Eurovision Song Contest anzutreten.

Mehr News über Musik

Gerade kam euer "Album MTV Unplugged in drei Akten" raus. Der Abend selbst ist bereits ein halbes Jahr her. Wie fühlt es sich jetzt an, daran zurückzudenken?

Johannes Strate: Immer noch grossartig. Das war für uns ein grosser Abend - wir haben drei Tage lang ein rauschendes Fest gefeiert. Mit vielen Freunden auf der Bühne und vor der Bühne. Es war natürlich auch riesig viel Arbeit. Jetzt fühlt es sich komplett an, da das Album draussen ist.

Ist "MTV Unplugged" denn überhaupt noch so toll, wie von Zeiten von Nirvana?

Also, ich finde es total geil. Ich interessiere mich sowieso sehr für akustische Musik. Deswegen hat mir das Projekt auch viel Spass gemacht. Die Songs zu strippen und in ihre Grundbausteine zu zerlegen; jeden Song wieder bei null anzufangen und ganz neu zu arrangieren – das war für mich schon ein spannendes Erlebnis.

Seit eurem Debütalbum "Revolverheld" hat sich euer Sound doch insgesamt verändert. Würdest du sagen, ihr habt euch immer mehr in Richtung Rock-Balladen entwickelt – weg von Songs wie "Generation Rock", der es auch nicht auf das neue Album geschafft hat?

Ja, beim ersten Album war das Thema in der Tat Rock und auf die Kacke hauen. Dicke Hose ist nicht mehr so unser Ding wie damals – wir sind entspannter geworden. Wir sehen alles jetzt ein bisschen reflektierter, aber "Die Welt steht still" und "Freunde bleiben" passen immer noch in unseren Band-Kontext. Die hätten jetzt entstehen können oder auch in zehn Jahren. Deswegen spielen wir sie immer noch live.

Tut das ein bisschen weh, nicht mehr so "auf die Kacke zu hauen" mit euren Songs?

Wir haben uns bewusst entschieden, dass das nicht mehr unser Weg ist. Wir legen jetzt auf andere Sachen wert, gehen mehr ins Detail - unser Sound ist ein bisschen poppiger geworden. Die Songs haben ein anderes Gewand bekommen und sind jetzt voluminöser, vor allem auf dem letzten Album. Die kernigen Gitarren vom ersten Album gehören schon ein bisschen der Vergangenheit an.

2016 geht ihr auf Tour. Wie läuft die Planung?

Die Planung ist nicht ganz einfach, weil wir bei MTV Unplugged im Theater eine Woche lang aufgebaut haben und zwischen den Akten immer 45 Minuten Umbaupause hatten. Das geht auf Tour natürlich nicht. Das muss jetzt alles tour-fähig gemacht und in LKWs verfrachtet werden, dann kann’s losgehen. Das wird sicher die aussergewöhnlichste Tour, die wir je gespielt haben.

Gibt's schon Pläne für danach?

Bei uns ist es ja oft so: Nach der Tour ist vor der Tour. Wir werden das ganze nächste Jahr wahrscheinlich unterwegs sein und Konzerte spielen. Das wird sicher grossartig. Und Mitte des Jahres wird sicher etwas entspannter, da werde ich auch ein bisschen durchatmen und mich auch mal wieder um meine Familie kümmern.

Kurz & Knapp

Lieber Tour oder lieber Studio-Kreativ-Zeit?

Tour, weil live Spielen das Grösste für mich ist. Wenn diese kleinen Songs, die man sich irgendwann einmal ausgedacht hat, endlich rauskommen und die Leute ihre Geschichten damit verbinden. Dieses Gefühl, wenn man live spielt, die Leute emotional werden und mitsingen... Die Energie zwischen Publikum und Band ist der Grund, warum ich Musik mache.

Lieber Eurovision Song Contest (ESC) oder lieber Rock am Ring?

Rock am Ring. Immer lieber ein grosses Festival. Wir waren schon auf Rock am Ring - das macht echt Spass. Und der ESC ist zwar interessant, aber nicht 100 Prozent die Musik, die mir aus dem Herzen spricht.

Würdet ihr den ESC spielen?

Du meinst, für Deutschland antreten? Nein, das kann ich mir jetzt gerade nicht vorstellen.

Lieber unplugged oder lieber verstärkt?

Das ist schwierig. Im Moment unplugged, aber generell finde ich verstärkt auch super. Da muss ich mich dann auf die Vielseitigkeit berufen – da bin ich froh, wenn ich beides machen kann.

Lieber Elton John oder lieber Axl Rose?

Beide nicht die grossen Helden meiner Jugend, das waren Eddie Vedder von Pearl Jam oder Sting. Ich finde aber beide geil! Axl Rose ist natürlich ein tierischer Rockstar und Guns'n'Roses ist echt spitze. Aber Elton John hat natürlich auch wahnsinnige Songs geschrieben – "I'm still standing" finde ich tierisch gut.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.