Andrea Kiewel lebt seit einigen Jahren in Tel Aviv und erlebt hautnah mit, was in Israel und im Nahen Osten passiert. Im Interview sprach sie über ihr Leben dort, die tägliche Angst und ihre Flüge zum "ZDF-Fernsehgarten".
2017 zog es
"Dann beginnt die Sendung – und ich erlebe diese pure Freude des Publikums, die wie eine Liebeserklärung an mich ist. Die Menschen fangen mich auf, sie tragen mich. Es ist wie Therapie", sagte die 60-Jährige über die ersten Minuten der Live-Sendung im ZDF. Sie schaffe es dann, "den Schalter umzulegen", alles andere existiere in dem Moment für sie nicht.
Andrea Kiewel: "Emotional erschöpft vom Besorgtsein"
Doch sie sei "erschöpft. Emotional erschöpft vom Besorgtsein". Das sei seit dem 7. Oktober 2023 so, als der Terrorangriff der Hamas auf Israel stattgefunden habe. Seit diesem Tag "ist dieses Land wie ein Patient auf der Intensivstation. Manchmal schlägt die Therapie an, und dann gibt es wieder schlimme Rückfälle". Immer wenn der offizielle Alarmton losgehe, "geht das durch Mark und Bein". Sie renne jedes Mal "wie um mein Leben", wenn sie in den Bunker müsse.
Im Hinblick auf die dramatischen Zustände in Gaza sagte Kiewel, dass es ihr das Herz breche, "zu sehen, wie Kinder sterben. Und gleichzeitig muss man sehen, was daraus wurde, dass Israel 2005 aus Gaza rausgegangen ist: der schlimmste Terroranschlag in der Geschichte Israels. Wer nicht versteht, dass dieses Land sich verteidigen muss, den frage ich: Was erwartet ihr eigentlich? Sollen die Israelis sich einfach abschlachten lassen?".
Dass Israel zeitweise Hilfslieferungen nach Gaza blockiert habe, empfinde sie als grossen Fehler. "Im Ernst: What the fuck? Das geht nicht. Ja, man wollte verhindern, dass die Hilfe bei der Hamas landet – aber gelitten hat die Bevölkerung."
Verständnis für Diskussion um "ZDF-Fernsehgarten"-Flüge
Wenn sie in Deutschland sei, erlebe sie viel Unterstützung, von ihrem "Fernsehgarten"-Team und auch von "Menschen, die mich fragen, wie es mir und meiner Familie geht. Doch es setzt mir wahnsinnig zu, als Berlinerin, die auch an der Humboldt-Uni studiert hat, Bilder wie diese verwüsteten, antiisraelischen Hörsäle an den Unis zu sehen".
Auf die Frage, wie sie die Debatte um die Kosten ihrer Flugreisen von Tel Aviv nach Deutschland wahrgenommen habe, sagte sie: "Ich kann das ehrlich gesagt verstehen. Ich arbeite im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Meine 94-jährige Mutter zahlt Gebühren, meine Kinder auch, alle. Da kann man von ARD und ZDF erwarten, dass sie das Geld fürs Programm ausgeben, und nicht für die Flüge einer Moderatorin. Deshalb zahle ich auch immer alles selbst." (vit)