Am Sonntagmittag wollte man im "ZDF-Fernsehgarten" eigentlich das 25. Jubiläum von Moderatorin Andrea Kiewel feiern. Doch ausgerechnet bei dieser Ausgabe musste der "Fernsehgarten" kurzfristig ohne die Jubilarin auskommen. Stattdessen übernahmen Joachim Llambi und Lutz van der Horst. Eine gute Vertretung – wenn auch nicht immer.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Sonntag, 11.58 Uhr. Hier ist ihr 'ZDF-Fernsehgarten'. Heute ihre Gastgeber: Joachim Llambi und Lutz van der Horst", begrüsst der Off-Sprecher am Sonntagmittag die Zuschauer auf dem Mainzer Lerchenberg und an den Fernsehern zu Hause. Und das klingt erst einmal wie immer. Zumindest fast. Dass immer zuerst Tag und Uhrzeit genannt werden, ist üblich und auch dass neben Moderatorin Andrea Kiewel auch gleich der jeweilige Gastmoderator mit angekündigt wird.

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Und damit sind wir auch schon bei dem, was Joachim Llambi gleich als "ganz, ganz, ganz besonderen 'Fernsehgarten'" ankündigen wird. Denn wer genau mitgezählt hat, wird feststellen, dass bei "Heute ihre Gastgeber: Joachim Llambi und Lutz van der Horst" ein Name fehlt: Andrea Kiewel. "Warum stehen Lutz und ich heute hier?", beginnt Joachim Llambi, diese Lücke zu erklären. Kiewel habe "von dem Ort, wo Andrea Kiewel herkommt, wo sie lebt", wegen der aktuellen Ereignisse nicht anreisen können.

Was ist das Wichtigste?

Es ist interessant, dass Llambi dabei die Länder Israel und Iran nicht erwähnt, aber noch interessanter ist, was Lutz van der Horst zu Kiewels Abwesenheit sagt: "Das Wichtigste ist: Ihr geht’s so weit gut." Bei einem Krieg, der eine ganze Region in Brand steckt und noch mehr stecken kann, mit bereits Dutzenden Toten und Hunderten Verletzen, ist es nicht das Wichtigste, dass es Andrea Kiewel gutgeht. Es ist auf einer menschlichen Ebene auch wichtig, aber sicher nicht das Wichtigste in einem Krieg mit Raketenbeschuss und Angriffen auf Atomanlagen wegen einer drohenden Atombombe.

Man weiss, was van der Horst meint, dennoch ist das wirklich sehr unglücklich formuliert. Unglücklich auf eine wirklich ganz andere Weise ist auch Kiewels Abwesenheit. Denn eigentlich hiess das Motto an diesem Sonntagmittag "Kiwis 25. Jubiläum". Damit wollte man der Moderatorin huldigen und der Tatsache, dass sie vor 25 Jahren zum ersten Mal das "Fernsehgarten"-Mikrofon von Ramona Leiss übernommen hatte. Nun fehlt ausgerechnet die Person, um die es in der Jubiläumsausgabe eigentlich gehen sollte - und zwar in doppelter Hinsicht.

Denn tatsächlich erklären Joachim Llambi und Lutz van der Horst zwar zu Beginn, dass man noch mit Kiewel telefoniert habe, danach erwähnen sie Kiewel den ganzen Nachmittag über nur ein einziges Mal. Warum, darüber kann man spekulieren, am naheliegendsten scheint es, dass die beiden das nicht aus Unhöflichkeit machen, sondern dass man das Jubiläum, sofern es die Umstände zulassen, vielleicht in der kommenden Ausgabe nachfeiern wird.

Van der Horst und Llambi: gar nicht mal so schlecht

Nun aber stehen Lutz van der Horst und Joachim Llambi zusammen alleine da. Die beiden hätten zwar ohnehin kommen sollen, aber nur als Gäste, jetzt übernehmen sie komplett und um es vorwegzunehmen, sie machen es gut und Andrea Kiewel für zwei Stunden vergessen. Zumindest nach einer kleinen Anlaufzeit und mit ein bisschen Licht und Schatten. Denn Joachim Llambi ist ein wenig in zwei verschiedenen Rollen gefangen. Einerseits muss er alles, was da so an Künstlern und Rahmenprogramm aufgefahren wird, in unterhaltungsshowtypischen Superlativen hochfeiern, als gäbe es kein Morgen mehr.

Gleichzeitig kann er sich auch in dieser Brachial-gute-Laune-Show, die der "Fernsehgarten" nun mal ist, nicht komplett von seinem Image als despektierlich-nörgelnder TV-Juror lösen, was vor allem sein Partner Lutz van der Horst zu hören bekommt. Als etwa "Fernsehgarten"-Koch Armin Rossmeier mit van der Horst und Llambi Party-Häppchen arrangiert, fragt Llambi Rossmeier, ob er wisse, was van der Horst könne und antwortet dann selbst: "Nix kann der. Nix." Zwischen diesen beiden Extremen versucht Llambi, die Show zu moderieren, was immer dann am besten klappt, wenn er nicht abliest, sondern spontan ist – wenn auch nicht immer.

Als zum Beispiel ein Gedächtniskünstler zu Gast ist und eine Augenmaske aufsetzen muss, erinnert Llambi an die berühmte Brillen-Schummelei dereinst bei "Wetten, dass..?" "Da hat einer Bleistifte gegessen. Ich erinnere mich noch", meint Llambi und das Lustige daran ist, dass sich der "Let’s Dance"-Juror ausgerechnet bei einem Gedächtniskünstler falsch erinnert. Damals hatte natürlich niemand Bleistifte gegessen, sondern an Buntstiften geleckt. Denn nur so ergibt die Wette, Stifte an ihrer Farbe zu erkennen, einen Sinn.

Alles beim Alten

Trotzdem und alles in allem ergänzen sich Llambi und van der Horst an diesem Sonntagnachmittag gut: Der eine stichelt, der andere witzelt, die Rollen sind klar verteilt. Wer Kiewels Art trotzdem lieber mag, wird sie dennoch vermisst haben, wer hier offener für Neues ist, nicht. Ansonsten blieb im Grunde alles beim Alten, von dem versprochenen "ganz, ganz, ganz besonderen 'Fernsehgarten'" war nur die Abwesenheit Kiewels besonders.

Mit Peter Schilling, Katja Ebstein, Marianne Rosenberg, Eko Fresh, Guildo Horn & Die Orthopädischen Strümpfe, Marquess, Loona x Dennis Dies Das, Johnny Logan, Alle Achtung sowie René Casselly & Kathrin Menzinger war am Sonntagnachmittag niemand dabei, den man beim "Fernsehgarten" als Überraschung bezeichnen könnte und auch das Rahmenprogramm war wenig innovativ: Ein Baggerfahrer servierte Kuchenstücke, ein Quick-Change-Duo konnte sich sehr schnell hinter schwarzen Tüchern umziehen und der erwähnte Gedächtniskünstler erinnert sich an Würfel-Augen.

Alles also wie immer und wenn man sich überlegt, dass Lutz van der Horst und Joachim Llambi für ihre Moderation nicht allzu viel Vorbereitung hatten und das Ganze auch noch gemeinsam und abgestimmt wuppen mussten, haben sie es doch ganz gut gemacht. "Wir haben’s geschafft. Wir haben unseren Fernsehgarten über die Bühne gebracht", erklärt Llambi trotzdem nach den knapp zwei Stunden und man hört ein wenig Erleichterung heraus. Lutz van der Horst verweist derweil auf den kommenden Sonntag: "Dann hoffen wir natürlich, dass unsere Kiwi natürlich wieder am Start ist." Je nachdem, ob die Hoffnung erfüllt wird, heisst es dann "Sommer-Special" oder eben noch einmal 25. Jubiläum.