Hatte gerade ein Freund von Ihnen Geburtstag, obwohl er doch erst letztes Jahr hatte? Dann verstehen Sie sicher die Sorgen, von denen Bill und Tom in der neuesten Ausgabe ihres Podcasts "Kaulitz Hills" berichten. Dort häufen sich nämlich gerade nicht nur die Geburtstage im Freundeskreis, nein die Freunde verbindet auch noch eine astrologische Anomalie.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Du hast schon einen Orangensaft. Du trinkst morgens viel Fruchtsaft", steigt Tom in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" gleich in die Privatsphäre seines Bruders Bill ein, ich glaube aber, dass Tom mit "viel" nicht viel meint, sondern oft. Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass Bill morgens erst einmal zehn Liter Orangensaft trinkt, um wach zu werden, selbst wenn sich Toms These "Du brauchst morgens diesen Fruchtzucker" bewahrheiten sollte.

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Ausserdem habe Tom festgestellt: "Unser Cortisol-Spiegel ist zu hoch". Nun weiss man ja um die Verbundenheit von Zwillingen, dass es aber so weit geht, dass sich Zwillinge einen Cortisol-Spiegel teilen, war mir nicht bekannt. Ich würde den beiden dringend raten, sich je einen eigenen Cortisol-Spiegel zuzulegen. Das ist anfangs zwar eine Investition, zahlt sich langfristig aber aus.

Woraus besteht eigentlich Bananensaft?

Von Orangensaft und Cortisol-Spiegeln kommen die beiden zu Bananenbrot und dem Cocktail des Tages, einem Flying Banana, und hier fragt Bill seinen Bruder: "Weisst du, was auch geil ist? Bananensaft." Bill geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: "Bananen sind als Saft total underrated. Kriegt man fast nie." Da stellen sich mir zwei Fragen. Zum einen: Wer bitte unterschätzt Bananensaft? Die Unterschätzung von Bananensaft ist ja ein vorsätzlicher Akt, und ich kann mir nur wenige Situationen vorstellen, in denen die Unterschätzung von Bananensaft passend erscheint.

Die zweite Frage, die mich nach Bills Worten umtreibt, betrifft die Verfügbarkeit von Bananensaft, die Bill ja mit "Kriegt man fast nie" umschreibt. Jetzt mal so aus dem Bauch heraus hätte ich gesagt: Alles, was man für Bananensaft braucht, sind Bananen und Saft. Hat man erst einmal Bananen, ist auch Bananensaft nicht weit. Ein Mixer etwa braucht dafür nur wenige Umdrehungen. Die Herstellung von Bananensaft aus Bananen ist also eine Entdeckung, die Bill noch bevorsteht.

Eine andere Entdeckung hat Bill dagegen gerade gemacht: "Es haben fast alle meine Freunde Geburtstag", erzählt Bill. Natürlich hat er nicht entdeckt, dass seine Freunde Geburtstag haben. Die Fähigkeit, Geburtstag zu haben, lässt sich nach der Geburt nur schwer verstecken. Man kann, Pi mal Daumen, pro Geburt mit einem Geburtstag im Jahr rechnen. Was Bill aber meint, ist die aktuelle, zeitliche Häufung von Geburtstagen in seinem Freundeskreis und deshalb treibt ihn eine ganz bestimmte Frage um.

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Astrologie: Da wäre mehr drin gewesen

"Sagt das was über uns, dass wir mit so vielen Stieren befreundet sind?", fragt Bill. Tom ist ganz transparent darin, dass er von Astrologie keine Ahnung hat, antwortet deshalb mit einer Gegenfrage: "Ganz blöde Frage: Ist das wirklich so, hat man pro Monat unterschiedliche Sternzeichen? […] Gibt es zwölf Sternzeichen?" Ich finde die Frage überhaupt nicht blöd, auch mir stellen sich beim Thema Astrologie mehr Fragen, als ich Antworten bekomme – was erstaunlich ist, soll Astrologie doch in der Regel Fragen beantworten und nicht stellen.

Gleichzeitig, Sie werden es gleich sehen, habe auch ich keine Ahnung von Astrologie. Alles, was ich weiss, ist: Ich bin vom Sternzeichen her Skeptiker mit Aszendent Frühblüher und habe die Handwerker im 3. Haus. Mehr weiss ich nicht, daher kann ich Bill jetzt auf die Schnelle nicht sagen, ob es etwas zu bedeuten hat, dass er und Tom als Jungfrauen so viele Stiere im Freundeskreis haben. Ich vermute lediglich, dass dieser Umstand einem Faktor geschuldet ist, der in der Astrologie sehr häufig vorkommt: dem Zufall.

Die Frage, ob es wirklich genau zwölf Sternzeichen gibt, kann ich allerdings beantworten: Ja. Warum es nur zwölf Sternzeichen gibt, weiss ich hingegen nicht, und es erscheint mir auch ein wenig willkürlich. Es gibt, Schätzungen zufolge, nämlich etwa 3.000 bis 6.000 Sterne. Da hätte man mit ein wenig Fantasie deutlich mehr Sternzeichen rausholen können.

Und das sind nur die Sterne, die man mit blossem Auge sehen kann. Die Nasa sagt, alleine in der Milchstrasse existierten mindestens 100 Milliarden Sterne. Guckt man sich das ganze Universum an, soll es sogar 700 Trilliarden Sterne geben. Vielen Dank an dieser Stelle für die Mühe, ich denke, die Leute, die das gezählt haben, können erstmal keine Sterne mehr sehen.

Sternzeichen "Nicht so der Umarmungstyp"

Mit so einer Zahl hätte man jedenfalls eine Menge Sternzeichen mehr rausholen können. Ich hab’s mal überschlagen: Damit hätte jeder Mensch sein eigenes Sternzeichen gehabt. Gleichzeitig wundert mich die Besessenheit der Menschen von Sternen. So ein Stern besteht nämlich nur aus Gas und Plasma.
Sollten Sie zu Mittag Bohneneintopf gehabt haben, könnte das also der Beginn eines Sterns sein. Kommt immer auch ein bisschen darauf an, wie viel Plasma Sie gerade im Haus haben. Rein von den Zutaten her steckt also nicht viel drin in einem Stern. Dass Menschen besonders berühmte Menschen als "Star" bezeichnen, zeugt also von einem gewissen Humor.

In meinem Tageshoroskop wird mir und damit übrigens auch Ihnen für den heutigen Nachmittag prophezeit: "Sie könnten die Welt umarmen." Das könnte natürlich ein versteckter Bodyshaming-Hinweis auf meine langen Arme sein, aber davon abgesehen werde ich die Welt ohnehin nicht umarmen. Ich bin nicht so der Umarmungstyp. Sagt mein Sternzeichen. Daher wird sich die Welt heute mit einem Händedruck von mir zufriedengeben müssen. Vielleicht mache ich mir auch einfach nur einen Bananensaft.