In der neuesten Folge "Kaulitz Hills" klappern Bill und Tom ihre üblichen Themen ab: Alkohol, Feiern und Dating. Klingt ziemlich belanglos, aber ist es das wirklich? Oder anders formuliert: Plappern die Kaulitz-Brüder nur viel oder labern sie? Und an wem liegt das eigentlich?
Es ist schon kurz vor Ende der neuesten Folge "Kaulitz Hills", da wirft Tom eine interessante Frage auf: "Meinst du, die Leute bezeichnen uns als Labertaschen?" Bills Antwort kommt schnell und ist eindeutig: "Ja." Tom und Toms Frau, so verrät Tom, würden Leute nämlich manchmal als Labertaschen bezeichnen und das in einem abwertenden Sinn. Das kann Bill unterschreiben: "Labertasche klingt nach: Die labern belangloses Zeug."
Da korrigiert Bill seine erste Labertaschen-Selbsteinschätzung: "Ich glaube, plappern. Plappern ist irgendwie auch besser. Da kann auch Spannendes dabei sein." Darum würden Tom und er eher als "Plappertäschchen" bezeichnet. Tom will es aber noch genauer wissen, denn Labertaschen hielten sich ja selbst nicht für Labertaschen. Er kenne selbst einige Labertaschen und die würden eben viel und belangloses Zeug reden. "Die magst du trotzdem, aber die hören nicht auf zu quatschen", findet Tom und Bill verrät seine Gedanken, würde jemand so über ihn denken: "Da wär ich sehr verletzt."
Plappern oder labern?
Die Zwillinge gehen in ihrem Wissenspodcast, der "Kaulitz Hills" nun mal ist, also wieder einer spannenden Frage nach und da wollen wir doch mal gucken, ob wir ihnen bei einer Antwort nicht helfen können. Sind die Kaulitz-Twins also Laber- oder Plappertaschen? "Plappern", so verrät es der Duden, bedeutet "viel und schnell aus naiver Freude am Sprechen reden". "Labern" hingegen ist definiert als "sich wortreich über oft belanglose Dinge auslassen, viele überflüssige Worte machen".
Beiden Definitionen ist also der Wortreichtum gemeinsam, es gibt aber in der Tat wichtige Unterschiede. Beim Plappern stehen Geschwindigkeit und die Freude am Sprechen im Vordergrund, wobei das eine das andere nach sich ziehen dürfte. Ich denke, selbst Bill und Tom dürften zustimmen, beide Plapper-Kriterien zu erfüllen. "Kaulitz Hills" klingt zumindest bisweilen so, als hätten ein Maschinengewehr und eine Buchstabensuppe heftig miteinander rumgemacht.
Anders verhält es sich beim Labern. Hier geht es zwar auch um Wortreichtum, vor allem aber um dessen Gehalt. Während man beim Plappern versucht, möglichst viel zu sagen, konzentriert man sich beim Labern darauf, möglichst viel Irrelevantes von sich zu geben. Die Königsdisziplin ist aber eine Mischung aus beidem, das sogenannte Plabern, in manchen Regionen auch Lappern genannt. Plaberer (oder auch Lappertaschen) sagen also sehr schnell sehr viel Belangloses.
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"Da hast du direkt einen sitzen am Morgen"
So viel zu den theoretischen Grundlagen, aber sind Bill und Tom nicht nur Plapperschnütchen, sondern auch Labertaschen? Gucken wir uns doch einfach mal an, was die beiden in der neuesten Folge denn alles so geplappert haben. Zuerst erklärt Tom, er würde Menschen in Amerika morgens mit "Morning!" grüssen, allerdings ohne ein "good". Ob ein Morning gut oder schlecht sei, dürfe der Gegrüsste selbst entscheiden. Deutschsprachige Menschen begrüsse Tom mit einem "Moini!" Ich persönlich lehne beide Varianten ab.
Ein "Morning" ohne das dazugehörige "good" macht aus einem nett gemeinten Wunsch eine blosse Feststellung und dass es sich morgens um einen Morgen handelt, ist mir zu offensichtlich, als dass ich andere darauf hinweisen möchte. Und ein "Moini!" habe ich erstens noch nie gehört und zweitens klingt es für mich so, als habe sich der Grüssende während des Grüssens den Kopf gestossen.
Aber machen wir weiter. Tom erklärt den Drink des Tages, bei dem es sich um einen Coffee Sour handle. Der Drink sei sehr gehaltvoll, was sich aber nicht auf den Vitamin-, sondern auf den Alkoholgehalt bezieht. "Ist nicht leicht. Da ist auch was drin", erklärt Tom die Mischung aus Kaffee, Likör und Whiskey, und Bill ergänzt: "Da hast du direkt einen sitzen am Morgen." Wir merken: Ein gehaltvoller Drink macht noch kein gehaltvolles Gespräch. Auch nicht, wenn man es mit vielen Drinks probiert und davon erzählen Bill und Tom im Anschluss.
Bill will schlafen
Die beiden seien nämlich mit Bandkollegen in Island feiern gewesen und das Ergebnis beschreibt Bill so: "Wir waren ganz, ganz schlimm hangover." Man sei gut ins Feiern eingestiegen, erzählt Tom und erklärt: "Der Rest des Abends ist blurry für alle." Kurzum: Die beiden haben sich offenbar ordentlich den Helm lackiert und für Bill sollte die Sauferei noch ein Nachspiel haben. Seine, aber noch viel mehr die Sauferei anderer. Denn über den Rückflug nach Los Angeles erzählt Bill: "Das war einer der schlimmsten Flüge."
Was mag passiert sein? "Die Leute waren so unverschämt", erzählt Bill und da bin ich schon einmal grundsätzlich bei ihm. Unverschämt zu sein, ist das Unverschämteste, was man machen kann. Aber lassen wir Bill weiter erzählen: "Die haben gesoffen alle – was ich ja erstmal sympathisch fand. Da hab ich ja erstmal mitgemacht." Okay, das klingt jetzt erst einmal nicht unverschämt, aber das dicke Ende ist: Bill habe das Saufen vor den anderen beendet, weil er habe schlafen wollen. Doch dann sei das Drama erst losgegangen.
Die anderen Fluggäste der ersten Klasse seien nämlich nicht daran interessiert gewesen, Bill die notwendigen Rahmenbedingungen für seinen Schlaf zu schaffen. Der Mann hinter ihm habe laut Ballermann-Musik gehört, die Fenster seien nicht geschlossen gewesen und sein Nebenmann habe zu Musik mitgesungen und Luftgitarre gespielt. Gerade bei Letztgenanntem bin ich an Bills Seite. Manche Menschen überschätzen einfach ihre Fähigkeiten an der Luftgitarre und dann klingt das wirklich schrecklich.
Was erlauben Gletscher!
Aber was plappern oder gar labern die Kaulitz-Brüder noch? Zum Beispiel, dass Bill immer noch Boomerang-Videos verschickt, ein Trend der 2010er-Jahre. Ausserdem sei er unzufrieden mit seinem Projekt-Manager, der sich um die Renovierung seines Hauses kümmern sollte. Tom und Bill sprechen über die Meisterfeier des FC Bayern, dass Tom und Toms Frau einen schönen Abend bei einer Spenden-Gala hatten, dass Bill auf Island mit dem Fernglas die Penisse von nackten Feiernden inspiziert hat, dass ein Unbekannter ihn zum Essen eingeladen hat und nur aus diesem Grund nach L.A. geflogen kommt und das passt auch ganz gut zur nächsten Anekdote.
Denn nachdem Tom erzählt hat, dass er in nur einer Woche Paris, Cannes, Island und Los Angeles mit dem Flieger bereist habe, beschweren sich die Brüder, dass sie beim Besuch eines Gletschers auf Island so lange haben laufen müssen, weil sich der Gletscher wegen der Klimakrise schon so weit zurückgezogen habe. Hier kann ich beide Seiten verstehen. Zum einen den Unmut über den langen Fussmarsch, wenn man auch noch einen Kater im Gepäck hat, und zum anderen die Zerrissenheit des Gletschers, einerseits so servicefreundlich wie möglich für reiche Vielflieger zu sein, zum anderen, irgendwie die Klimakrise zu managen.
Es ist also eine Menge passiert bei den Kaulitz-Brüdern, was sie aufgrund ihrer Schnelligkeit aber trotzdem in knapp 80 Minuten gepackt haben. Plappern können sie also, aber können sie auch labern? Saufen am Morgen, Saufen in Island, Saufen im Flieger, Penisse und Jetset-Leben. Auf den ersten Blick scheinen die Kaulitz-Twins auch das Belanglosigkeitskriterium einer Labertasche zu erfüllen. Allerdings: Für Bill und Tom – und das gilt im Grunde für alle Labertaschen – sind diese Themen wohl nicht belanglos, da hatte Tom anfangs recht. Ob jemand labert, entscheidet also immer der Zuhörer. Sollten Bill und Tom nur Belanglosigkeiten erzählen, ist das also nicht deren Schuld.