Ohne die Magier-Legenden Siegfried & Roy und David Copperfield wären die Ehrlich Brothers nie zur Zauberei gekommen. Das hat uns Chris Ehrlich, der jüngere Bruder des Duos, im Interview verraten. Ende September läuft im TV "Die grosse Jubiläumsshow" der Künstler.
Am 27.09. (um 20.15 Uhr) zeigt das ZDF spektakuläre Illusionen zum zehnjährigen Bühnenjubiläum der
Im Interview erklärt Chris Ehrlich, wie die Illusionen des Magier-Duos entstehen, welche Gefahren auf der Bühne lauern und warum die bevorstehende USA-Tour "eine totale Wundertüte" ist.
Chris Ehrlich, wo ist Ihr Bruder? Haben Sie ihn etwa verschwinden lassen?
Chris Ehrlich: (lacht) Wir sind heute tatsächlich getrennt. Das passiert sehr selten. Der Grund ist, dass wir uns gerade inmitten unserer ersten Pause seit einem knappen Jahr befinden. Der Urlaub hat uns diesmal an unterschiedliche Orte verschlagen. Eine Illusion steckt also nicht dahinter. Ich vermute eher, dass Andreas gerade irgendwo am Strand liegt.
Zwei Tage nach dem Start Ihrer USA-Tour zeigt das ZDF "Die grosse Jubiläumsshow" der Ehrlich Brothers. Helfen da irdische Illusionen wie die Schmetterlinge oder der Orangenbaum, um nicht abzuheben?
In unseren Shows behandeln wir grundsätzlich sehr viele "irdische" Themen. Auch den Monstertruck zähle ich zum Beispiel dazu. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir es als Kids geliebt haben, etwa bei einer Kirmes Monstertrucks zu sehen. Und so häufig kam das nicht vor. Von daher ist es uns wichtig, dass unsere Illusionen nicht aus der Luft gegriffen, sondern authentisch sind.
Welchen Einfluss hat Ihre Kindheit auf das, was Sie heute beruflich machen?
Einen sehr grossen. Wenn wir heute das grösste Süssigkeitenglas der Welt erscheinen lassen, dann handelt es sich dabei um eine Referenz an unseren allerersten Trick, den wir mit neun oder zehn aufgeführt haben: Damals war es nur ein ganz kleiner Topf, aus dem wir eine Handvoll Süssigkeiten "hervorzauberten". Wir bringen also das auf die Bühne, was uns bewegt und was Erwachsene wieder regelmässig zu Kindern werden lässt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Bahnschienen mit den blossen Händen zu verbiegen?
Man kann das mit der Entstehung von Songs vergleichen. Natürlich kann man sich ganz klassisch an den Schreibtisch setzen und Brainstorming betreiben. Doch die ursprüngliche Idee entsteht meistens im Alltag, zum Beispiel unter der Dusche.
Bahnschienen statt Löffel verbiegen: Ehrlich Brothers auf den Spuren von Uri Geller
Die Bahnschienen-Illusion kam uns wiederum während einer Autofahrt in unserem geliebten Golf III, der mittlerweile übrigens über eine Million Kilometer auf dem Tacho hat, in den Sinn. Andreas und ich unterhielten uns während der Fahrt über Uri Geller. Wir fragten uns, warum der Typ eigentlich so bekannt geworden ist. Etwa nur, weil er einen Löffel verbogen hat? Die Antwortet lautet: Ja! Wir haben uns dann überlegt, wie wir diesen alten Trick im Rahmen einer Arena-Show toppen könnten. Es musste etwas sein, das jeder kennt und das als sehr stabil gilt. Und so sind wir schlussendlich auf die Bahnschienen gekommen.
Wie viel Aufwand steckt dahinter?
Es ist immer ein Prozess, der langwierig ist und viel Geld kostet. Auch Fehlversuche gehören dazu. Häufig stellen wir nämlich in der Werkstatt fest, dass es auf Anhieb nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Am Ende kommen für die Show dann diverse Fragmente zusammen. In diesem Fall flexen wir die Schienen auf der Bühne erst einmal ordentlich durch, damit das Publikum sieht, dass sie wirklich aus echtem Stahl gefertigt sind.
In einer Backstage-Doku (ab 23.09. in der ZDF-Mediathek) geht es unter anderem um den Moment, als die Haare Ihres Bruders beim Abschluss der Jubiläumstour plötzlich in Flammen standen. Wie haben Sie diesen Schock verarbeitet?
Im ersten Moment war ich total konsterniert. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Draufschlagen hilft nur bedingt. Abgesehen von dem gesundheitlichen Aspekt kommt hinzu, dass die Frisuren unser Kapital sind. Dennoch sind wir in Sachen "The show must go on" mittlerweile gut konditioniert.
In den vergangenen zehn Jahren hatten wir viele Unfälle. Ganz besonders ist mir ein Tag in Erinnerung geblieben, an dem wir zwei Shows hatten. Bei der letzten Illusion der ersten Show habe ich mir den kleinen Finger halb abgeschnitten. Von der Bühne aus ging es direkt ins Krankenhaus. Ich wurde genäht und stand – entsprechend bandagiert – pünktlich zur zweiten Show wieder auf der Bühne. Im Übrigen haben meine Haare auch schonmal gebrannt …
Gehen Sie ein zu grosses Risiko ein?
Nein. Wir tun alles dafür, um Worst-Case-Situationen zu vermeiden. Niemandem, weder dem Publikum noch der Crew, darf etwas passieren. Dennoch kann es zu unvorhersehbaren Dingen kommen, insbesondere wenn wir mal ungeprobte Elemente in die Show integrieren. Pyrotechnik ist bei uns per se ein grosses Thema. Bei unserer 30 Lkw-umfassenden Tour sind allein zwei Lkws ausschliesslich mit Geräten beladen, die wir benötigen, um das Element Feuer darzustellen.
USA-Tour: Warum eine Illusion komplett neu gebaut werden musste
Inwiefern ist Ihre bevorstehende USA-Tournee eine Wundertüte?
Unsere USA-Tour ist eine totale Wundertüte. Zu unserem maximalen Erstaunen sind zum Beispiel die Lkws in den USA vier Zentimeter schmaler als in Europa. Unsere Requisiten sind aber dem europäischen Mass angepasst und daher maximal 2,41 Meter breit. Die passen schlichtweg nicht in die amerikanischen Laster.
Manche Illusionen, etwa den Todesengel, mussten wir komplett ein zweites Mal bauen. Allein dieser Prozess nahm mehrere Monate in Anspruch. Abgesehen von der Logistik gibt es weitere Herausforderungen, die uns seit geraumer Zeit beschäftigen – von den Arbeitsvisa bis hin zu der Tatsache, dass wir es in den USA mit einem ganz anderen Publikum zu tun haben werden.
Warum lässt sich Ihre Show nicht eins zu eins auf Amerika übertragen?
Was in Paris und London relativ problemlos möglich war, gestaltet sich mit Blick auf die USA etwas schwieriger. Amerika ist schon eine andere Welt. Daher haben wir kürzlich in Frankfurt eine Probeshow absolviert. Wir haben Amerikanerinnen und Amerikaner eingeladen und sie um ihre Meinung zu unserer Show gebeten.
Natürlich bietet es sich an, mit ein paar typisch deutschen Klischees zu spielen. Zum Beispiel haben wir in Deutschland im Gegensatz zu den USA ja keine grundsätzliche Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen. Wir freuen uns auf dieses riesige Abenteuer.
Am 03.10. werden Sie in Las Vegas Station machen. Wollen Sie eines Tages in die Fussstapfen von Siegfried & Roy treten und regelmässig am Strip auftreten?
Zunächst einmal sind wir sehr froh darüber, dass wir im Kindesalter mit Siegfried & Roy und
"Als Künstler kann ich mich vor den phänomenalen Shows von Siegfried & Roy nur verneigen."
In Las Vegas aufzutreten, empfinden wir als eine grosse Challenge. Wir sehen uns aber als Tour-Menschen, die heute in der einen und morgen wieder in einer anderen Stadt auftreten. Heute kann ich mir eine Residenz über zehn Jahre nicht vorstellen. Vielleicht bewerten wir das ja anders, wenn wir in rund 20 Jahren aufs Rentenalter zugehen (lacht). Wir können zwar zaubern, aber nicht in die Zukunft schauen.
Sie werden in Las Vegas also keine weissen Tiger mit im Gepäck haben?
Empfehlungen der Redaktion
Auf keinen Fall. Dennoch kann ich mich als Künstler vor den phänomenalen Shows von Siegfried & Roy, auf die Sie hier anspielen, nur verneigen. Noch heute schwärmen viele Menschen auf der ganzen Welt von den legendären Auftritten mit Elefanten und Tigern. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es eine andere Zeit war. Meines Erachtens wäre es unmöglich, heute eine vergleichbare Begeisterung für eine solche Show zu entfachen – die Roy letztendlich mehr oder weniger mit seinem Leben bezahlt hat. Leider gehört auch das zur Wahrheit.
Über den Gesprächspartner
- Chris Ehrlich ist ein deutscher Magier. Gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Bruder Andreas bildet er das Duo Ehrlich Brothers. Die in Herford geborenen Zauberkünstler sind offizielle RID-Weltrekordhalter. Ausgezeichnet wurden sie unter anderem für eine Show in Düsseldorf (2019), die von 40.211 Zuschauenden besucht worden war. Mit ihrer "Diamonds"-Tour, die Ende 2024 startete, feiern die Ehrlich Brothers ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum.