Das ZDF hat nach eingegangenen Beschwerden eine Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" aus der Mediathek des Senders entfernt.

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Der ZDF-Fernsehrat hat am 8. Dezember zwei Beschwerden über eine Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" zugestimmt. Das berichten unter anderem der "Tagesspiegel" und das Medienmagazin "DWDL" übereinstimmend. Als Folge wurde die betreffende Ausgabe noch am Freitag aus der ZDF-Mediathek entfernt.

Es geht bei den Beschwerden um eine Sendung von Anfang September, in der Moderator Jan Böhmermann und sein Team das Thema "rituelle Gewalt" behandelte. Es sei die Frage im Raum gestanden, ob es sexuelle Gewalt an Jugendlichen und Kindern in Zusammenhang mit Ritualen satanistischer Kulte tatsächlich gebe. Laut "Spiegel" äusserte Böhmermann in der Sendung Kritik an Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die Entsprechendes behaupteten.

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Mangelnde Differenzierung?

In den Beschwerden sei der Vorwurf erhoben worden, dass es eine mangelnde Differenzierung gegeben habe. Auch von einer "verhetzenden Wirkung" sei die Rede gewesen. Die Mitglieder des ZDF-Fernsehrates hätten den Beschwerden demnach mit knapper Mehrheit zugestimmt.

Das ZDF hatte dem "Tagesspiegel" bestätigt, dass die Folge noch am Freitag aus der Mediathek entfernt werde. Familienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) habe in der Gremiumssitzung erklärt, dass das Thema "besonders sensibel, besonders heikel und besonders schwierig" sei. Die Darstellung in der "ZDF Magazin Royale"-Episode sei aber nicht ausgewogen gewesen und habe die Perspektive betroffener Menschen nicht ausreichend dargestellt.

Emotionale Auswirkungen vor Satirefreiheit?

Norbert Himmler, Intendant des ZDF, habe jedoch entgegnet, dass der Sender und Böhmermann durchaus ihre Verantwortung wahrnehmen würden. Etwa wäge man ab, welche Folgen eine entsprechende Darstellung haben könne. Gleichzeitig sei man verpflichtet, Missstände aufzudecken.

Der Ausschuss Programmdirektion des Fernsehrats habe eine Zurückweisung empfohlen gehabt. Auch eine Vertreterin des Deutschen Journalistenverbands (DJV) habe laut "Spiegel" gegen eine Annahme gestimmt. Laut eines Sprechers sei es "nur nachrangig um die ZDF-Programmgrundsätze" gegangen. "Vielmehr standen die emotionalen Auswirkungen des Böhmermann-Beitrags auf die Betroffenen im Mittelpunkt. Sie wurden von der (knappen) Mehrheit für wichtiger befunden als die Satirefreiheit."  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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