"Ich denke, Heidi hat Ahnung, was sie tut und sie macht das nicht unbewusst", macht sich Romina beim grossen Umstyling in der jüngsten Folge "Germany's next Topmodel" Mut. Mag sein, sollte man sich aber nicht darauf verlassen. Wirklich nicht.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Jippieeee! Wir sind in der fünften Woche angekommen. Zeit für das grosse ..." Pause. "... Um-sty-liiiing." Ja. Jippie. Wir teilen Ihre Begeisterung, Frau Klum. Wirklich. Was wäre "Germany's next Topmodel", ja, was wäre das Fernsehen ohne das grosse Umstyling?

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Es gehört schon einiges dazu, einen Markenkern zu schaffen, der auf die vier Säulen hot, sexy, Nacktshooting und junge Frauen, die weinen, weil man ihnen die Haare abschneidet, aufgebaut ist. Hut ab!

Hut bitte wieder auf und nochmal ziehen, denn Heidi Klum hat eine Idee gehabt. Statt das grosse Umstyling wie in jedem Jahr darauf zu reduzieren, dass sich die Kandidatinnen unter Tränen und dem Druck, eine Modelkarriere zu verpassen, ihre Haare trimmen lassen, lassen sich in diesem Jahr die Kandidatinnen unter Tränen und dem Druck, eine Modelkarriere zu verpassen, ihre Haare trimmen – aber eben nicht alle Kandidatinnen.

Eine gute Handvoll von ihnen darf das grosse Umstyling nämlich aus sicherer Entfernung zu Hause im Model-Loft live am Fernseher verfolgen, ohne dass dabei Hand an die eigene Frisur gelegt wird. Was ist passiert?

Waren die Termine überbucht? Gaben die Corona-Auflagen nicht mehr her? Oder das Budget? Nein, viel schlimmer. Die Klum und ihre Stylisten haben sich über die Fotos ihrer Kandidatinnen gebeugt und da ist ihnen aufgefallen: "Sechs von ihnen haben eigentlich bereits den perfekten Look."

"Germany's next Topmodel": "Als Model muss man auffallen"

Wahnsinn. Perfekt, ohne dass die Klum vorher nochmal drüber geguckt hat! Bevor die noch nicht perfekt frisierten Kandidatinnen Richtung waschen, legen, föhnen eilen, hat die Produktionsfirma noch kurz Gelegenheit einen Streit zur weiteren Verwendung einzufangen.

Linda hätte aus Erschöpfungsgründen gerne eine geringere Lautstärke, als Soulin sie liefert, und so beginnt ein Gespräch, das irgendwann in Tonfall und Wortwahl unsachlich wird. Das füllt nicht nur die Minuten, sondern eröffnet der Dramaturgie für die Zukunft neue Möglichkeiten.

Dass sie das grosse Umstyling nicht nur aus dramaturgischen Gründen im Programm hat, scheint Heidi Klum immer noch zu glauben und hat sich dafür sogar so etwas wie eine Begründung zurechtgelegt und die geht so: "Als Model muss man auffallen. Einzigartig sein. Sich von der Masse abheben. Ein Haarschnitt oder eine neue Haarfarbe kann dabei helfen, die Persönlichkeit der Mädchen noch stärker zum Ausdruck zu bringen. Und deswegen machen wir heute aus schönen Mädchen schöne Models."

Uff. Das wirft Fragen auf. Zum Beispiel diese: Wenn Heidi Klum mit Persönlichkeit Aussehen meint, warum sagt sie dann nicht einfach Aussehen?

Oder diese: Wenn jedes Model einzigartig ist und auffällt, woran merkt man dann, wenn jemand unter all den einzigartigen und auffälligen Models einzigartig ist und auffällt? Oder auch diese: Wenn es zur Persönlichkeit eines Models gehört, dass es gerne für eine Fernsehshow junge Frauen mit einem Friseurbesuch zum Heulen bringt – wie sähe die Frisur dieses Models dann aus?

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Amina ist jetzt "so eine aus Bayern"

Vielleicht finden wir das noch heraus, vorerst stellt die Klum selbst die Fragen: "Wenn wir jetzt ein Wunschkonzert hätten, was würdest du dir denn wünschen?", fragt Klum Nachwuchsmodel Alysha und wenn wir jetzt ein Wunschkonzert hätten, würde man sich von Alysha diese Antwort wünschen: "Wenn wir jetzt ein Wunschkonzert hätten, würde ich mir wünschen, dass ich mir selbst wünschen könnte, was ich mir wünschen kann und ich dafür keine Heidi Klum bauche." Ist aber kein Wunschkonzert.

Das muss auch Amina erkennen, als der Zuschauer dabei zusehen kann, wie ihr in Zeitlupe die Tränen in die Augen schiessen, weil der Friseur ihre Haare abschneidet. "Ich bin einfach verzweifelt", gibt Amina Einblick in ihre Gefühlslage.

Dascha plagt hingegen vor allem die Ungewissheit: "Das ist ja auch der Horror, wenn du da sitzt und nicht weisst, was passiert." Und während die Kandidatinnen Schere und Färbemittel über sich ergehen lassen, hühnert die Klum feixend durch die Friseurstuhlgassen: "Mach dir keinen Stress – ist eh schon zu spät."

Ja, Witzigkeit kennt bekanntlich keine Grenzen. Zumindest für Heidi Klum. Die Kandidatinnen sehen das grosse Umstyling differenzierter: "Es sieht so schlimm aus", begrüsst Mareike ihre neue Kurzhaarfrisur.

Amina hingegen, sieht sich einer Regionalitätstransplantation unterworfen: "Ich krieg' Kopfschmerzen von dem Anblick. Ich seh' aus wie ein Dirndl-Weib vom Lande. (…) Mich macht das einfach nur zu so einer aus Bayern."

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Für Amina wirds unvergesslich

Doch mit dieser "Dirndl-Weib-Werdung" sollte der Spass für Amina noch nicht vorbei sein. Die Klum hat nämlich in dieser Folge neben dem Umstyling noch eine Idee eingepackt.

"Damit die Mädchen diesen Moment nicht vergessen, werden sie eine Fashionshow laufen." Gut, andere schreiben sich ein Post-it, um Sachen nicht zu vergessen, aber so eine Fashionshow ist da natürlich wesentlich einprägsamer – wenn auch weniger alltagstauglich. Man kann ja nicht für jeden Einkaufszettel eine Fashionshow machen.

Doch wie bei "Germany's next Topmodel" üblich, ist eine Fashionshow nicht nur eine Fashionshow, wie der zuständige Designer erklärt: "Ich denke, Mode ist Therapie."

Absolut, wieso auch zum Therapeuten gehen, wenn man auch zu KiK kann. Und so geht sie los, die grosse Laufsteg-Therapie, die nicht für alle gleichermassen gut verläuft.

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"Sie läuft, als hätte sie in die Hose gemacht", urteilt die Klum maximal sachlich über Mareikes Walk. Linda war wohl auch nicht so toll, wird aber offenbar noch für kommende Streitereien mit Soulin gebraucht.

So ist es ausgerechnet Amina, die in dieser Folge zwar eine neue Frisur, aber kein Foto bekommt. Ein dreifaches Desaster für die 21-Jährige, denn erstens hat sie jetzt eine "Dirndl-Weib-Frisur", kommt damit zweitens trotzdem nicht weiter und wird drittens dank Heidi Klum "diesen Moment nicht vergessen".

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