Dagmar Wöhrl, bekannt aus "Die Höhle der Löwen" und als ehemalige Politikerin, ist jüngst zur UNICEF-Botschafterin ernannt worden. Im exklusiven Interview erzählt sie von der Verantwortung, die für sie damit einhergeht, und wieso es ihr so wichtig ist zu helfen.

Ein Interview

Mit Schwung und einem breiten Lächeln setzt Dagmar Wöhrl ihre Unterschrift unter die Urkunde. Diese bestätigt etwas, was sie bereits seit langem in sich trägt: das Wissen, dass man sich für Kinderrechte aktiv einsetzen und Verantwortung übernehmen muss.

Einsatz für Kinder beweist Wöhrl bereits seit vielen Jahren, ob mit ihrer eigenen Stiftung, die sie 2005 nach dem Tsunami in Sri Lanka gegründet hat, oder als Mitglied des UNICEF-Komitees.

Die Unternehmerin, Jury-Mitglied bei "Die Höhle der Löwen", ist zur UNICEF-Botschafterin ernannt worden und reiht sich damit bei anderen Prominenten ein, die UNICEF unterstützen, unter anderem Mats Hummels, Katja Riemann und Ricardo Simonetti.

Frau Wöhrl, Sie sind jetzt UNICEF-Botschafterin. Wie geht es Ihnen damit?

Dagmar Wöhrl: Für mich ist es eine besondere Ehre. Es ist nicht nur ein normaler Titel, denn damit gehen auch Verantwortung und Verpflichtungen einher. Ich freue mich, diese Verantwortung künftig übernehmen zu dürfen und diesen gemeinsamen Weg für eine bessere Zukunft der Kinder gemeinsam mit UNICEF weiterzugehen. Dabei hoffe ich, meine Erfahrungen, Sichtweisen und natürlich mein Netzwerk mit einbringen zu können.

Wie sieht diese Verantwortung genau aus?

Zeigen, wo UNICEF handelt und welche Hilfe geleistet wird. Mehr Aufmerksamkeit für die Themen schaffen, aber vor allem so, dass daraus dann auch Handlungen entsteht. Aus dem Bewusstsein für die Themen soll der Gedanke kommen: Ah, hier kann ich etwas tun. Und ich kann auch Teil davon sein.

Sie sind sehr engagiert, auch schon seit langem für Kinder aktiv. Warum ist es Ihnen so wichtig, vor allem Kindern zu helfen?

Kinder sind in ein Schicksal hineingeraten, für das sie nichts können. Es sind Dritte, die darüber entscheiden und sich in der Konsequenz oft nicht um sie kümmern. Ob das jetzt in Kriegsgebieten ist oder auf der Flucht oder in vielen anderen Bereichen. Deswegen müssen Kinder besonders geschützt werden. Und ich will meinen Teil dazu beitragen.

"Wir wussten, unserem Sohn hätte das wahnsinnig viel bedeutet."

Sie haben Ihre eigene Stiftung, die Emanuel-Wöhrl-Stiftung, nach dem Tsunami 2004 in Sri Lanka gegründet. Was hat Sie dazu bewogen, das ausgerechnet nach diesem Ereignis zu machen?

Unser Sohn ist drei Jahre vorher tödlich verunglückt. Er war Sri Lanka damals sehr verbunden, wir haben sehr viel Zeit dort verbracht. Er ist sehr eng mit den Menschen vor Ort aufgewachsen. Nach dem Tsunami war ich dann sehr lange dort zum Helfen, fast drei Monate. Schliesslich haben wir uns dann entschieden, die Stiftung zu gründen, weil wir effektiv helfen wollten. Wir wussten, unserem Sohn hätte das wahnsinnig viel bedeutet.

Gibt es einen Bereich, der Ihnen besonders wichtig ist in Ihrer Rolle als Botschafterin?

Ich glaube, es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, was UNICEF wirklich bewirkt. Nicht nur, wenn aktuelle Katastrophen geschehen, sondern ganz oft ganz leise, direkt vor Ort. Es gibt natürlich viele Organisationen, aber UNICEF ist für mich die Kinderorganisation weltweit. Sie sind nicht nur kurz präsent, sondern meist über Jahre. Das schafft auch Vertrauen in der Bevölkerung. Ich möchte dazu beitragen, dass mehr Menschen sehen, dass UNICEF wirksame Hilfe leistet und dass ihre Spenden effektiv eingesetzt werden.

"Am Ende wäre es schön, wenn kein Kind mehr Hunger leiden müsste, von Krieg bedroht oder ohne Bildung aufwachsen müsste. Aber das ist noch ein weiter Weg."

Gibt es etwas, das Sie für Kinder unbedingt in Ihrem Leben noch erreichen wollen?

Am Ende wäre es schön, wenn kein Kind mehr Hunger leiden müsste, von Krieg bedroht oder ohne Bildung aufwachsen müsste. Aber das ist noch ein weiter Weg. Wir müssen dafür sorgen, dass es benachteiligten Kindern besser geht als es derzeit der Fall ist. Sie sollen selbstbestimmt und selbstbewusst leben, Bildung geniessen können und eine Familie gründen können. Ich habe zum Beispiel mit meiner Stiftung in Kenia vor zwanzig Jahren das Emanuel Center gegründet. Über 600 Kinder hatten wir dort. Letztes Jahr war ich wieder dort und habe das erste Mal auch die jungen Männer und Frauen gesehen, die damals als Baby zu uns kamen.

Was ist aus diesen Kindern jetzt geworden?

Der eine ist Friseur, die andere hat einen kleinen Laden, noch jemand anderes ist Krankenschwester. Das zu sehen, was aus jenen geworden ist, die als verwaiste Babys zu uns gekommen sind, ohne Eltern, ohne Hoffnung und ohne Perspektive, da geht einem das Herz auf.

Sie waren lange in der Politik tätig, heute werden immer wieder hitzige Debatte über Kinderrechte und humanitäre Hilfe geführt. Haben Sie einen Appell an die jetzige Regierung, was getan werden müsste?

Wir leben momentan in sehr schwierigen Zeiten. Man hat das Gefühl, dass gerade in diesen sogenannten Krisenzeiten die Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik hinten runterfällt. Es wird nicht mehr als Priorität gesehen. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt, denn es ist eine globale Verantwortung. Kinder brauchen Stabilität. Da können wir nicht sagen, heute machen wir was und morgen machen wir eine Pause, weil kein Geld im Etat vorhanden ist.

Haben Sie ein Beispiel?

Wenn wir zum Beispiel in Bildung investieren, können wir nicht sagen, jetzt wird mal die Bildung finanziert für einige Jahre und dann machen wir auf einmal eine Pause. Das geht nicht. Sondern es braucht Kontinuität, es braucht Stabilität in diesen Bereichen, sonst werden wir keinen Erfolg haben.

Bei Ihrer Rolle in "Die Höhle der Löwen" kommen Sie auch immer wieder in Kontakt mit innovativen Ideen. Glauben Sie, dass es da Überschneidungen geben könnte, auch mit Ihrer Arbeit bei UNICEF?

Ja, es kommen manchmal Gründer, wo man das Gefühl hat, das sind eigentlich Nichtregierungsorganisationen. Die denken wirklich nachhaltig und sind bemüht, etwas in der Welt zu bewegen. Ich erinnere mich an zwei Fälle, wo ich gesagt habe, ich werde kein Investor bei euch, aber ich möchte euch trotzdem gern helfen und auf eurem Weg unterstützen. Einfach, weil das Engagement mich so begeistert hat.

"Jedes einzelne Kind ist es wert!"

Und das machen Sie dann auch?

Empfehlungen der Redaktion

Nicht ich alleine, aber gemeinsam mit meinem Team. Da setzen wir uns dann nach der Sendung zusammen und ich versuche – auch ohne Investition – auf eine andere Art und Weise zu unterstützen. Zum Beispiel mit meinem Netzwerk oder Kontakten in Ministerien, um ihnen den Weg zu ebnen.

Sie sind jetzt offizielle UNICEF-Botschafterin. Was ist Ihre Botschaft?

Seid aufmerksam, schaut nicht weg und dann handelt! Jedes einzelne Kind ist es wert!

Offenlegung