Zum letzten Mal in diesem Jahr begrüsste Andrea Kiewel ihre Zuschauer am Sonntagmittag zum "ZDF-Fernsehgarten". Bevor die Moderatorin die "Fernsehgarten"-Stühle in die Garage stellt, wollte sie noch ein letztes Mal eine "Schlagerparty" feiern. Allerdings passten weder Ort noch Programm so richtig, lediglich der Humor hatte Party-Niveau.

Christian Vock
Eine Kritik
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Bekanntlich hat alles ausser der Wurst ein Ende und weil der "Fernsehgarten" keine Wurst, sondern eine sommergebundene Open-Air-Show ist, bricht man auf dem Mainzer Lerchenberg an diesem Oktobersonntag die "Fernsehgarten"-Zelte ab. Genau genommen hat man die Zelte schon vor ein paar Tagen abgebrochen, denn für die letzten beiden "Fernsehgarten"-Ausgaben geht es jedes Jahr "on Tour" und diesmal ist man ins Saarland gereist und gastiert im Weltkulturerbe Völklinger Hütte.

Man lebt also aus dem Koffer, umso erstaunlicher, dass man sich für die letzte Ausgabe auf fremden Terrain das Motto "Schlagerparty" ausgesucht hat. Auf dem Mainzer Lerchenberg lässt sich mit dem Südhang im Rücken und dem Pool vor Augen leicht Party machen, umso mehr, weil dort immer Party gemacht wird. Auswärts, noch dazu an einem Weltkulturerbe, sind die Möglichkeiten doch ein wenig beschränkter und das Party-Publikum kleiner.

"Irre sportliches" Party-Programm

Sieht man sich Andrea Kiewel an diesem Sonntag in der Völklinger Hütte an, deutet bis auf die Farben ihrer Kleidung erst einmal auch nichts auf eine Party hin. Denn Kiewel ist zwar in Bunt gehüllt, aber eben auch in dicke Wolle, als sie die Zuschauer mit einem "Herzlich willkommen zum definitiv letzten 'Fernsehgarten' des Sommers 2025" begrüsst. Aber Schlagerparty ist keine Frage des Outfits, sondern der Geisteshaltung und für die hat Kiewel auf musikalischer Seite Beatrice Egli, Nicole, Vincent Gross, Brings, Eloy de Jong, Christin Stark, Neonlicht, Daniel Ceylan und Romy Kirsch eingeladen.

Im Grunde also alles Künstler und Künstlerinnen, die man auch bei anderen Mottos schon im "Fernsehgarten" gesehen hat, aber Kiewel behauptet, den Saison-Abschluss könne man nur mit einer "dicken, fette Schlagerparty" feiern. Eine Behauptung, die man nicht überprüfen kann, genauso wenig wie die Schmeichelei, die Kiewel fürs saarländische Publikum im Gepäck hat. Das Saarland sei zwar das kleinste Bundesland Deutschlands, aber "dafür haben die Saarländerinnen und Saarländer die grössten Herzen, die man sich wünschen kann", erklärt Kiewel und unterstellt den Saarländern damit nicht etwa kollektive Gefässkrankheiten, sondern meint das als Kompliment.

Heimspiel für die Green Bulls aus Völklingen bei einer Akrobatikdarbietung. © ZDF/Maximilian von Lachner

Von denen hat Kiewel gleich eine ganze Menge nach Völklingen mitgebracht und verteilt sie über das zweistündige Programm. Das hat zwar viel mit Schlager zu tun, aber wenig mit Party. "Heute wird es hier irre sportlich", meint Kiewel stattdessen und präzisiert das sogleich: "Kiwi lernt Freiwasserschwimmen", kündigt Kiewel ebenso an wie "Kiwi lernt Tischtennis". Industrieklettern und Cheerleading soll es ebenso geben, aber das will und wird Kiewel nicht lernen.

Lyoner und Tischtennis

In der Praxis sieht dieses "irre sportliche" Programm dann so aus, dass Andrea Kiewel mit Ex-Tischtennis-Weltmeister Steffen Fetzner ein paar Bälle über die Platte schlägt. Danach spielen Vincent Gross, Neonlicht und Christin Stark eine Runde Plastikbecher-Umschiessen darum, wer sich am Industrieklettern versuchen darf. Mit Weltrekordhalter Andreas Waschburger plaudert Kiewel übers Freischwimmen, ehe Waschburger sie in einem Klamauk-Einspieler in seine Leidenschaft, das Freischwimmen, einführt. Den Deckel auf den sportlichen Nachmittag machen die Green Bulls, eine Cheerleading-Truppe aus dem Saarland.

Was hat der letzte "Fernsehgarten" des Jahres sonst noch zu bieten? Vincent Gross löst seinen Sieg beim Plastikbecher-Umschiessen ein und wird im Klettergeschirr einen Industrieschornstein hochgezogen, damit er ein paar Minuten später wieder mit einer Seilbahn über die Völklinger Hüte nach unten schweben darf. Ein paar Meter tiefer schmeisst Profi-Koch Cliff Hämmerle Kartoffeln, Erbsen, Brokkoli und ein paar Scheiben Lyoner-Wurst zusammen und schmorbrutzelt daraus eine gemischte Pfanne.

Vincent Gross übt sich als Industriekletterer. © ZDF/Maximilian von Lachner

Tischtennis, Schwimmen, Klettern, Lyoner-Pfanne – das klingt alles nicht wirklich nach Party für Sie? Dazu Nicole, die ein Medley ihrer Hits auf einen einzigen Beat hinbekommt? Ob das einer Party nahe kommt, darf jeder selbst entscheiden, einem allgemeinen Verständnis von Party kommt aber lediglich Vincent Gross nach, als er mit Sirtaki und Polonaise durch die Völklinger Hütte zieht und allerlei Alkohol besingt. Der Rest ist Party-Wüste, zumindest bis auf diesen einen kleinen Moment.

Zum Abschluss eine gute Nachricht fürs Fernsehen

Denn beim "Fernsehgarten" ist es ebenso ungeschriebene wie unnötige Tradition, dass die Show gerne mal in anzüglichen Pubertätshumor kippt und Andrea Kiewel liess es sich nicht nehmen, dieser Tradition zum Abschied noch einmal zu folgen. Wir erinnern uns, Steffen Fetzner war zu Gast und zeigte den anderen Gästen, wie man am besten die Plastikbecher-Pyramide umschiesst. Weil er das in nur sechs Sekunden schafft, ist Andrea Kiewel nicht nur beeindruckt, sondern macht Fetzner zum Spass noch einen Heiratsantrag.

"Ich bin Single", antwortet Fetzner, was Kiewel zu dem Spruch "Also, mit Bällen kann er umgehen" ermutigt. Spätestens hier hätte bereits Schluss sein dürfen, aber Fetzner greift Kiewels Art von Humor mit einem "Aber nur mit den kleinen" auf. Als Kiewel und Fetzner ob dieser Zweideutigkeiten vor sich hin kichern, zieht also doch noch für einen kurzen Moment Partystimmung ein, führt man solche Gespräche doch sonst nur auf Partys weit nach Mitternacht und mit reichlich Promille auf der Uhr.

Empfehlungen der Redaktion

"Das gibt’s alles nur im Fernsehgarten, echt. Keine andere Live-Show macht das", findet Andrea Kiewel und das ist eigentlich eine gute Nachricht fürs Fernsehen. So oder so: Die nächste dieser "Partys" gibt es erst im kommenden Mai wieder. Also genug Zeit für alle, sich ein bisschen zu erholen.