Mario Barth hat es sich mit seinem Format "Mario Barth deckt auf" zur Aufgabe gemacht, Steuerverschwendungen aufzuspüren. Aktuell hat man für diese Millionengräber besonders wenig Verständnis. Etwa für den Erweiterungsbau des Bundeskanzleramtes, der die Steuerzahler schlappe 600 Millionen Euro kostet. Aber auch ein Glasfaserausbau im Kreis Bautzen, bei dem man rund 30.000 Haushalte einfach vergessen hat, sowie Unisex-Urinale in Braunschweig erregen derzeit die Gemüter. Und lassen die Steuerzahler bluten.

Eine Kritik
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Wenn der Bund den Baumeister gibt, kann sich das Projekt bekanntlich richtig in die Länge ziehen. Es muss aber nicht. Es kann auch einfach nur unglaublich teuer werden. Mario Barth weiss das jetzt auch. Am Mittwochabend ist der Berliner mit seinen "Spürhunden" auf der Suche nach den bizarren Steuerverschwendungen wieder fündig geworden.

So besuchte er etwa das Bundeskanzleramt, das bis 2027 durch einen Erweiterungsbau vergrössert werden soll. Und wie! Neun Wintergärten, eine zweite Kanzlerwohnung sowie eine Luxus-Kita für gerade mal zwölf bis 15 Kinder sollen Teil der Erweiterung werden. Warum eine zweite Kanzler-Wohnung, obwohl sich schon in der ersten bis dato eigentlich nur Gerhard Schröder breitgemacht hat? Man weiss es nicht.

Die Luxus-Kita allein wird rund 2,8 Millionen Euro kosten. "Das ist pro Kind gerade mal 190.000", so Barth ironisch. Die Gesamtkosten der Erweiterung: 600 Millionen Euro. Kostenexplosion inklusive natürlich, denn einst war von 485 Millionen Euro die Rede.

Erweiterung trotz Rekordschulden

Dem Bundesrechnungshof missfallen die ursprünglichen Pläne und dieser kritisiert unter anderem die Kosten von 14 Millionen Euro für die neun Wintergärten. Einfach wieder wegmachen? Nein, wieder wegmachen würde nicht gehen, da viel zu wichtig, sagt Barth mit einem Augenzwinkern. Sie würden nämlich der Sicherheit dienen und seien abhörsicher, so der Moderator weiter.

Auch Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, versteht die Sache vor dem Hintergrund von Corona-Krise und den Rekordschulden der öffentlichen Haushalte nicht wirklich: "Die Bundesregierung könnte hier ein Zeichen setzen und sagen 'Komm, das kann jetzt mal auf die lange Bank geschoben werden'", so der Experte.

Wohlgemerkt: Schon heute gilt das Bundeskanzleramt mit seinen rund 25.000 Quadratmetern Nutzfläche als grösste Regierungszentrale der westlichen Welt. Er ist achtmal grösser als das Weisse Haus in Washington und dreimal grösser als der der Pariser Élysée-Palast, der bekanntlich ziemlich grosszügig angelegt ist.

Glasfaserausbau: Haushalte vergessen

"Spürhund" Detlef Steves streckte wiederum für Aufdecker Barth seine Fühler im Landkreis Bautzen in Ostsachsen aus. Dort wirft der Bund der Steuerzahler dem Landratsamt teure Planungsfehler beim Ausbau des Breitband-Internets vor – und das nicht ohne Grund.

Im Herbst 2021 wurde nach rund fünf Jahren Bauzeit die Fertigstellung des Glasfasernetzes im Landkreis mächtig gefeiert. Die Kosten hierfür: 104 Millionen Euro. Alles dort spiele jetzt in der Gigabit-Liga, hiess es damals. Alles? Nicht ganz! Karl Fröde etwa, Einwohner im Kreis Bautzen, hat kein schnelles Internet bekommen. Und er ist damit nicht allein. Auch rund 30.000 weitere Bautzener müssen nach wie vor auf lahmes Internet zurückgreifen. Der Grund: Sie wurden einfach vergessen. Über 30.000 Haushalte habe man einfach übersehen.

Jetzt müsse streckenweise neu aufgerissen werden, was weitere 85 Millionen kostet, offenbart Thomas Meyer vom Bund der Steuerzahler in Sachsen. Besonders kurios: Die Haushalte vergass man, weil mit alten und ungenauen Karten geplant wurde.

Teurer Claim für Baden-Württemberg

Comedian Özcan Cosar wiederum durfte sich für Mario Barth in seinem geliebten Baden-Württemberg umsehen. Dort hat man sich vom alten und herrlich selbst-ironischem Landesclaim "Wir können alles ausser Hochdeutsch" nach über 20 Jahren mehr oder weniger verabschiedet. Mit einem neuen Slogan will man sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels quasi als das gelobte Land für Spezialisten aus aller Welt positionieren. Er lautet: "The Länd". "Ja, das war's schon.

"Dafür haben wir Steuerzahler 21 Millionen Euro gezahlt", beschwert sich Cosar über den Terminus "The Länd", der sich natürlich von "Ländle" ableitet. Gefragt sind zwischen Main und Bodensee vor allem Alten- und Krankenpfleger, Softwareentwickler und Programmierer. Eventuell ein klitzekleines Problem der Kampagne, mit der man sich international positionieren möchte: Man wirbt für ausländische Fachkräfte im eigenen Land, aber schon in den benachbarten Bundesländern hat man vom neuen Slogan noch nie etwas gehört.

Unisex-Urinale in Braunschweig

Viel Spass hatte auch Mario Barths "Spürhündin" Nicole Jäger am Mittwochabend mit den neuen öffentlichen Toiletten in Braunschweig, wenngleich die Angelegenheit natürlich für den Steuerzahler nur bedingt witzig ist. Drei neue Toilettenhäuser zu je 272.000 Euro wurden dort errichtet, was vor allem aus einem Grund mächtig Zoff in der Stadt nach sich zog: Das Pissoir für Männer war kostenlos, während Frauen 20 Cent berappen mussten.

Die Begründung: Die Herren der Schöpfung sollten durch die kostenlose Nutzung davon abgehalten werden, wild in eine Ecke der Stadt zu pinkeln. Da die Stadt die Kritik letztlich nachvollziehen konnte und vermutlich auch Männer, die es zuwege bringen, vor dem Wasserlassen um Hauswände oder dergleichen einen Bogen zu machen, nicht mehr belohnen wollen, sollen schon bald Unisex-Urinale zum Einsatz kommen. Heisst: Auch Frauen können nun im Stehen gratis Wasser lassen.

Barth lässt die Hosen herunter

Logisch, dass sich Mario Barth ein solches Unisex-Urinal ins Studio holte. "Wie ein Mann pullert, ist klar. Im Stehen. Ich zeig's gerne", so der Moderator, der das Demonstrieren seiner täglichen Routine genoss. Ungleich schwieriger stellte sich für ihn die Simulation des möglichen weiblichen Tuns dar.

"Mit Rock kannste die Unterhose zur Seite ziehen", meinte der Berliner zu wissen. "Steile These", antwortete Jäger, die sich das nicht so recht vorstellen konnte. Barth versuchte sich danach natürlich auch noch in anderen Positionen, ehe er vielleicht sogar selbst registrierte, dass er hier doch ein wenig zu genau operierte. "Ich will's kurz machen: Die Toilette ist ein Schwachsinn", kürzte er die Angelegenheit dann doch endlich ab.

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