"Cancel Culture ist zu weit gegangen", scherzt Stephen Colbert in seiner ersten "Late Show" nach Bekanntgabe ihrer Absetzung. Der Moderator nutzt die Gelegenheit für scharfe Kritik an CBS und erhält Solidarität von seinen Kollegen.

Stephen Colbert (61) hat am Montagabend die erste Ausgabe "The Late Show with Stephen Colbert" seit Bekanntgabe ihrer Absetzung moderiert - und nutzte die Gelegenheit für bissige Kommentare und unverblümte Kritik.

"Cancel Culture ist zu weit gegangen", eröffnete Colbert seine Sendung unter tosendem Applaus im Ed Sullivan Theater. "Letzte Woche haben wir erfahren, dass 'The Late Show' im Mai enden wird. Ich möchte allen danken, die mir über das Wochenende geschrieben haben, einschliesslich einer SMS von einer unbekannten Nummer, die mir einen gut bezahlten IT-Job im Homeoffice für nur zwei bis drei Stunden am Tag anbot. Ja, ich bin sehr interessiert und werde euch im Mai meine Kontonummer schicken. Papa braucht einen Job."

The Gloves Are Off | "I Absolutely Love That Colbert Got Fired" | Trump & Epstein's Wonderful Secret

The Gloves Are Off | "I Absolutely Love That Colbert Got Fired" | Trump & Epstein's Wonderful Secret © YouTube

Scharfe Abrechnung mit CBS-Entscheidung

Der Moderator machte deutlich, dass ihm die Nachricht über das Wochenende zu schaffen gemacht hatte. "Es ist mir bewusst geworden, dass CBS meine Show 'killt'. Aber sie haben einen Fehler gemacht. Sie haben mich am Leben gelassen", sagte Colbert kämpferisch. Nun könne er "endlich die ungeschminkte Wahrheit" sprechen und sagen, "was ich wirklich über Donald Trump denke. Ich mag ihn nicht. Er hat nicht die nötigen Fähigkeiten, Präsident zu sein", sagte er.

Auch die Spekulationen über das Timing der Absetzung thematisierte Colbert: "Die Leute spekulieren über den Zeitpunkt dieser Entscheidung von Paramount und weisen darauf hin, dass ich am letzten Montag, nur zwei Tage vor meiner Absetzung, einen vernichtenden Monolog gehalten habe, bei dem ich den Mut gezeigt habe, einen Schnurrbart zu tragen", spielte er auf seine jüngste Kritik an CBS' 16-Millionen-Dollar-Einigung mit Trump an, die er als "fette Bestechung" bezeichnet hatte.

Über das Wochenende hatte CBS anonym durchsickern lassen, dass "The Late Show" jährlich zwischen 40 und 50 Millionen Dollar Verluste einfahre. Colbert konterte mit einer durchaus ernsten Rechnung: "40 Millionen ist eine grosse Zahl. Ich könnte verstehen, dass wir 24 Millionen verlieren, aber wo hätte Paramount möglicherweise die anderen 16 Millionen ausgegeben? Oh, ja", sagte er und spielte damit auf die Trump-Einigung an.

Colbert bekräftigte auch, dass CBS "immer ein grossartiger Partner" gewesen sei, und bedankte sich für die "sehr netten Dinge", die in der Pressemitteilung zur Ankündigung der Absetzung gesagt wurden. "Sie haben klargestellt, dass die Streichung eine rein finanzielle Entscheidung war. Aber wie kann es eine rein finanzielle Entscheidung sein, wenn die 'Late Show' die Nummer eins bei den Einschaltquoten ist. Viele Leute stellen sich diese Frage, vor allem die Eltern und Ehepartner meiner Mitarbeiter", fügte er hinzu.

Solidarität der Late-Night-Familie

Doch Colbert stand an diesem Abend nicht allein da. In einer beispiellosen Solidaritätsaktion versammelten sich seine Kollegen Jimmy Fallon, Seth Meyers, John Oliver, Jon Stewart und Andy Cohen alle in seiner Show. Begleitet wurden sie von weiteren Stars wie Adam Sandler, Anderson Cooper, Weird Al Yankovic, Lin-Manuel Miranda und Robert Smigel, wie das Branchenmagazin "Deadline" berichtet.

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Der gemeinsame Auftritt begann mit Miranda und Weird Al, die einen Coldplay-Song performten - eine Anspielung auf den kürzlich viral gegangenen Skandal bei einem Konzert der Band. Während der Performance zoomte die Kamera auf das Publikum und zeigte Cooper und Cohen beim Knutschen, Fallon und Meyers beim Biertrinken sowie Oliver und Stewart beim Stinkefinger-Zeigen.

Colbert stoppte den Song vorzeitig, als er einen offiziellen Brief erhielt. "Hier steht, das ist eine rein finanzielle Entscheidung", sagte er. Miranda wies darauf hin, dass es keinen Sinn ergebe, etwas zu streichen, das auf Platz eins der Einschaltquoten stehe. Der Brief war unterzeichnet mit "Mit freundlichen Grüssen, die Paramount-Familie mit ihren weltweiten Unterhaltungsangeboten und KI-Waffensystemen" - eine deutliche Spitze gegen den Mutterkonzern. (mia/spot)  © spot on news