In einer oberfränkischen Tongrube haben Wissenschaftler eine bislang unbekannte Fischsaurier-Art identifiziert. Die 175 Millionen Jahre alten Fossilien gehören zu Meeresreptilien mit einem charakteristischen extremen "Überbiss" – ähnlich heutigen Schwertfischen.

Ein internationales Forschungsteam aus der Schweiz und Deutschland hat in Bayern eine neue Art von Fischsauriern (Ichthyosaurier) beschrieben. Die Fossilien der bis zu vier Meter langen Meeresreptilien wurden in der Tongrube Mistelgau bei Bamberg entdeckt und stammen aus der Jurazeit vor etwa 175 Millionen Jahren.

Die neue Spezies erhielt den Namen Eurhinosaurus mistelgauensis – benannt nach ihrem Fundort. Studienleiter Gaël Spicher vom JURASSICA Museum in der Schweiz erklärt in einer Pressemitteilung: "Mit dem Namen wollten wir die herausragende Bedeutung der Fundstelle Mistelgau für die Erforschung von Fischsauriern würdigen."

Eurhinosaurus mistelgauensis hatte extremen "Überbiss"

Eines der gefundenen Exemplare liegt auf einem sogenannten "Belemniten-Schlachtfeld", einer Ansammlung von Tintenfischskeletten aus der Jurazeit, die Patronenhülsen ähneln.

Eurhinosaurus mistelgauensis
Ein Eurhinosaurus-mistelgauensis-Exemplar aus dem Urwelt-Museum Oberfranken auf einem "Belemniten-Schlachtfeld". Die Fossilienplatte ist etwa vier Meter lang. © Spicher et al.

Laut der Studie in "Fossil Record", der Fachzeitschrift des Museums für Naturkunde Berlin, zeichnet sich diese Ichthyosaurier-Art durch einen charakteristischen extremen "Überbiss" aus: Der Oberkiefer ragt deutlich über den Unterkiefer hinaus, ähnlich wie bei heutigen Schwertfischen.

Eurhinosaurus mistelgauensis unterscheidet sich von anderen bekannten Arten dieser Gattung durch mehrere anatomische Besonderheiten: Die Studie zeigt etwa, dass diese Art besonders robuste Rippen sowie auffällige Merkmale im Gelenk zwischen Kopf und Halswirbelsäule aufweist.

Neue Fischsaurier-Art zählt zu den kleineren Vertretern der Gattung

Mit Körperlängen zwischen 3,55 und 4,19 Metern gehörten diese Ichthyosaurier eher zu den kleineren Vertretern ihrer Gattung. Zum Vergleich: Die grössten Arten konnten mehr als 25 Meter lang werden. Besonders bemerkenswert ist laut den Forschenden, dass es sich bei dem Fund um die bisher jüngsten bekannten Fossilien dieser Meeressaurier-Gattung handelt.

Die Skelette geben auch Aufschluss über die Lebensweise der ausgestorbenen Meeresreptilien. Eines der Fossilien zeigt charakteristische Knochenveränderungen, die auf eine Nekrose hindeuten. Solche Nekrosen gelten als möglicher Hinweis darauf, dass die Fischsaurier auch tief tauchten.

Was ist eine Nekrose?

  • Eine Nekrose ist das Absterben von Körpergewebe oder Zellen aufgrund verschiedener schädigender Einflüsse.
  • Zellen oder Gewebebereiche sterben ab, obwohl der Organismus noch lebt, das betroffene Gewebe verliert seine normale Funktion und die abgestorbenen Bereiche können sich verfärben, verhärten oder zerfallen.

Die Entdeckung gilt als besonders wertvoll, da von der Gattung Eurhinosaurus bisher nur sehr wenige Fossilien bekannt waren. Wie das Wissenschaftsportal "Scinexx" berichtet, sind die drei gefundenen Exemplare aussergewöhnlich gut erhalten und zeigen die Knochen in allen Dimensionen.

Weitere Untersuchungen geplant

Das Urwelt-Museum Oberfranken führt seit 1998 regelmässige Ausgrabungen in Mistelgau durch. Die Forschenden haben bereits weitere Untersuchungen geplant. Im Zentrum stehen dabei Verletzungen an den Skeletten der Fischsaurier, die weitere Rückschlüsse auf ihre Lebensweise zulassen sollen. "Die Tongrube Mistelgau liefert weiterhin aussergewöhnliche Fossilien aus einer Zeit, aus der es weltweit nur wenige vergleichbare Funde gibt", sagt Museumsleiter Serjoscha Evers, der an der Studie selbst nicht beteiligt war.

Empfehlungen der Redaktion

Ichthyosaurier, die in der Jura- und Kreidezeit die Meere dominierten, waren wahrscheinlich warmblütige und lebendgebärende Tiere. Sie gelten als wendige Schwimmer und erfolgreiche Jäger. (bearbeitet von sbi)

Dieser Text wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt. Unsere Redaktion hat ihn geprüft und trägt die inhaltliche Verantwortung. Hier finden Sie Informationen dazu, wie unsere Redaktion mit KI umgeht.

Verwendete Quellen