Hitzewellen beschleunigen laut einer Studie den Alterungsprozess. Europa erlebt die schlimmste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen. Und China verzeichnet überraschend sinkende CO2-Emissionen. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
EU erlebt schlimmste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen
Europa erlebt 2025 ein Jahr der Superlative – und das im negativen Sinn: Bereits mehr als eine Million Hektar Land sind 2025 den Flammen zum Opfer gefallen. Nach Angaben des Europäischen Waldbrand-Informationssystems (Effis) wurde damit ein neuer Höchststand erreicht. Der bisherige Negativrekord aus dem Jahr 2017 lag bei rund 990.000 Hektar.
Die Brände haben nicht nur Wälder und Dörfer verwüstet, sondern auch enorme Mengen an Schadstoffen freigesetzt. Laut der EU-Daten stiessen die Feuer bisher rund 38 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) aus – vergleichbar mit den jährlichen Emissionen Portugals oder Schwedens. Zudem wurden Höchstwerte bei Feinstaubpartikeln und weiteren Luftschadstoffen gemessen, die nach Ansicht von Expertinnen und Experten die Gesundheitsgefahr erheblich vergrössern.
Forschende machen laut einem Bericht im "Guardian" die Klimakrise und veränderte Landnutzung für die Entwicklung verantwortlich. Hitzewellen und Trockenperioden hätten vielerorts ideale Bedingungen für sogenannte "Feuerstürme" geschaffen. Besonders betroffen ist Südeuropa, darunter Italien, Spanien oder Portugal, wo Temperaturen von über 40 Grad und ausgetrocknete Vegetation die Ausbreitung der Flammen begünstigten.
Offiziell kamen bislang mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben, doch Fachleute gehen von einer deutlich höheren Opferzahl aus – auch wegen der langfristigen Folgen der Rauchbelastung.
Hitzewellen lassen den Körper laut Studie schneller altern
Langanhaltende Hitzewellen stellen den Körper vor grosse Herausforderungen. Doch nicht nur das Herz-Kreislauf-System hat mit den hohen Temperaturen zu kämpfen, sie beschleunigen auch den Alterungsprozess. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, die jetzt im Fachmagazin "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde.
Forschende begleiteten 25.000 Erwachsene in Taiwan über 15 Jahre und stellten fest: Wer häufiger extremen Temperaturen ausgesetzt war, zeigte eine deutliche Zunahme des sogenannten biologischen Alters.
Schon wenige zusätzliche Hitzetage innerhalb von zwei Jahren liessen die biologische Uhr spürbar schneller ticken. Besonders stark betroffen waren Menschen, die im Freien arbeiten: Ihr Alterungsprozess beschleunigte sich im Schnitt um mehr als einen Monat. Zwar erscheinen die Zahlen klein, doch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass sich die Effekte über Jahrzehnte hinweg massiv summieren könnten.
Bislang war vor allem bekannt, dass Hitzewellen kurzfristig die Zahl der Todesfälle steigen lassen. Laut einer Studie hat der Klimawandel im Jahr 2025 die Zahl der Hitzetoten in Europa verdreifacht. Neu ist nun der Hinweis, dass extreme Hitze auch langfristig die Gesundheit schwächt, vergleichbar mit Risikofaktoren wie Rauchen oder Bewegungsmangel.
Chinas CO2-Ausstoss sinkt überraschend – Lichtblick im Kampf gegen den Klimawandel?
China, weltweit grösster CO2-Emittent, hat im ersten Quartal 2025 erstmals einen Rückgang seines CO2-Ausstosses verzeichnet – trotz steigender Stromnachfrage. Nach Angaben der Organisation CarbonBrief sanken die Emissionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent. Grund dafür ist der massive Ausbau von Wind- und Solaranlagen sowie der verstärkte Einsatz von Atomkraft.
Während die Stromnachfrage um 2,5 Prozent zulegte, gingen die Emissionen der Stromerzeugung um 5,8 Prozent zurück. Fossile Kraftwerke, vor allem Kohleanlagen, produzierten 4,7 Prozent weniger Strom als im Vorjahr. Parallel sorgten Effizienzsteigerungen und die Verlagerung auf erneuerbare Energien für Entlastung. In anderen Sektoren, etwa Chemie und Metallverarbeitung, nahm der Kohleeinsatz jedoch weiter zu.
Für den globalen Klimaschutz wäre das ein Durchbruch, weil China als weltweit grösster CO2-Emittent entscheidend dafür ist, ob die internationalen Klimaziele noch erreicht werden können. Ob es sich tatsächlich um einen Wendepunkt handelt, ist allerdings unklar. Der aktuelle Rückgang liegt nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert und Chinas Regierung erlaubt offiziell noch bis 2030 steigende Gesamtemissionen.
Zwar wird für 2025 ein erneuter Rekordausbau von Wind- und Solarkapazitäten erwartet, doch das Tempo reicht nach Einschätzung von Expertinnen und Experten nicht aus, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Die Volksrepublik hatte zugesagt, ihre Emissionsintensität bis 2025 deutlich zu senken. Tatsächlich stagnierte der Fortschritt in den vergangenen Jahren. Ohne eine konsequentere Strategie droht China, sein Versprechen an die Weltgemeinschaft zu verfehlen.
WHO warnt: Jeder zweite Berufstätige weltweit leidet unter Hitzestress
Die Klimakrise trifft nicht nur Natur und Umwelt, sondern zunehmend auch die Arbeitswelt. Laut einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist inzwischen rund die Hälfte aller Erwerbstätigen weltweit klimabedingter Hitze ausgesetzt. Betroffen sind nicht nur Bauarbeiter oder Landwirte, sondern auch Beschäftigte in Büros, Fabriken oder Schulen.
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Die gesundheitlichen Risiken sind erheblich: Die möglichen Folgen reichen von Dehydrierung über Hitzschläge bis hin zu Nierenschäden und neurologischen Ausfällen. Studien zeigen zudem, dass die Produktivität deutlich sinkt: Schon ab Temperaturen von 15 bis 24 Grad nimmt die Leistungsfähigkeit mit jedem weiteren Grad um etwa 2,5 Prozent ab.
Besonders gefährdet sind neben Erwerbstätigen auch chronisch Kranke, Kinder und ältere Menschen – vor allem in Regionen ohne stabile Kühlung oder Hitzeschutz in Wohngebäuden. WHO und WMO fordern daher konkrete Schutzmassnahmen. Dazu gehören etwa veränderte Arbeitszeiten, zusätzliche Pausen, Ventilatoren, schattige Arbeitsplätze und eine gesicherte Trinkwasserversorgung.
Verwendete Quellen
- Forest-fire.emergency.copernicus.ec: "EFFIS Statistics Portal: Seasonal Trend for European Union"
- Theguardian.com: "EU wildfires worst on record as burning season continues"
- Fachmagazin Nature Climate Change, Chen et al., 2025: "Long-term impacts of heatwaves on accelerated ageing"
- Imperial.ac.uk: "Climate change tripled heat-related deaths in early summer European heatwave" (PDF)
- Carbonbrief.org: "Analysis: Clean energy just put China’s CO2 emissions into reverse for first time"
- WHO.int: "WHO, WMO issue new report and guidance to protect workers from increasing heat stress”