Klimaschutz lohnt sich - ökologisch sowieso, aber auch wirtschaftlich: Eine neue Studie zeigt, dass ambitionierte Klimapolitik das globale Wachstum beflügeln kann. Zugleich machen andere Studien deutlich, wie stark die Folgen der Erderwärmung bereits spürbar sind. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
OECD-Studie: Klimaschutz als Wachstumsmotor
Klimaschutz bremst wirtschaftliches Wachstum – diese Annahme ist weit verbreitet. Eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und des UN-Entwicklungsprogramms UNDP zeigt jedoch, dass sich Klimaschutz und Wirtschaftswachstum nicht ausschliessen. Im Gegenteil: Ein engagierterer Klimaschutz käme der Weltwirtschaft demnach über die Jahre zunehmend zugute.
In ihrer Studie haben die Expertinnen und Experten zwei Szenarien verglichen:
- Die Weltgemeinschaft macht beim Klimaschutz weiter wie bisher. Der globale Treibhausgas-Ausstoss würde damit bis 2040 um sieben Prozent im Vergleich zu 2022 sinken. Die Erdtemperatur würde bis Ende des Jahrhunderts um 2,45 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter steigen.
- Die Weltgemeinschaft ergreift Massnahmen, um die Pariser Klimaziele von 2015 zu erreichen. Die Treibhausgas-Emissionen würden bis 2040 um 34 Prozent sinken, die globalen Temperatur um 1,7 Grad steigen.
Im zweiten Szenario läge die globale Wirtschaftsleistung bis 2040 um 0,2 Prozent höher als im ersten. Bis 2050 würde das Plus auf drei Prozent steigen, bis 2100 sogar auf 13 Prozent.
Deutsche Wälder im Dauerstress: Vier von fünf Bäumen sind geschädigt
Hitze und Trockenheit setzen den deutschen Wäldern weiter massiv zu: Laut dem aktuellen "Waldzustandsbericht 2024" weisen vier von fünf Bäumen Schäden auf. Für die Auswertung wurden 9.816 Bäume von insgesamt 38 Baumarten erfasst, wobei Fichte, Kiefer, Buche und Eiche rund 80 Prozent ausmachen. 73 Prozent der untersuchten Bäume sind älter als 60 Jahre.
Obwohl das Wetter im vergangenen Jahr wieder günstiger für die Wälder war, konnten die langen Trockenperioden und überdurchschnittlich hohen Temperaturen der Vorjahre nicht wettgemacht werden. Die heimischen Bäume leiden weiter.
Auffällig ist laut Bericht vor allem der Zustand der Eichen: Der Anteil der Bäume mit deutlich lichteren Kronen stieg im Vergleich zu 2023 um sieben Prozent auf 51 Prozent. Die Fichten hingegen haben sich leicht erholt – bei ihnen sank der Anteil lichter Kronen auf 39 Prozent (minus vier Prozent).
"Unsere Wälder haben Dauerstress", sagte Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) laut "Tagesschau" bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Im Vergleich zu 2023 hätten sich "keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands eingestellt", die Schäden lägen weiterhin auf "sehr hohem Niveau".
NASA: Extreme Wetterlagen nehmen dramatisch zu
Laut aktuellen Daten der US-Raumfahrtbehörde NASA hat die Häufigkeit und Heftigkeit extremer Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen in den vergangenen fünf Jahren massiv zugenommen – teils doppelt so stark wie im langjährigen Durchschnitt von 2003 bis 2020. Das berichtet der britische "Guardian".
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Die Messdaten stammen vom Satelliten Grace, der Umweltveränderungen auf der Erde beobachtet. Als wahrscheinlichste Ursache nennen die Forschenden den Klimawandel – auch wenn die Zunahme der Extremereignisse offenbar schneller erfolgt als der globale Temperaturanstieg. Die Forschenden betonen, dass weitere zehn oder mehr Jahre Beobachtungszeit nötig seien, um einen gesicherten Trend festzustellen. Zudem wurden die Daten noch nicht von anderen Fachleuten überprüft.
Dennoch zeigten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überrascht und alarmiert von der Geschwindigkeit der Entwicklung. "Es ist wirklich beängstigend", sagte Matthew Rodell vom Goddard Space Flight Center laut "Guardian".
Klimawandel macht Rinder unfruchtbar
Steigende Temperaturen machen Österreichs Milchkühen zunehmend zu schaffen. Eine neue Untersuchung der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt laut einem Bericht des ORF, dass sich anhaltender Hitzestress deutlich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirkt.
Demnach sank die Trächtigkeitsrate in den Sommermonaten zuletzt um 10 bis 20 Prozent. In extremen Fällen könnte die Rate demnach sogar noch stärker abnehmen. Im Labor wurde nachgewiesen, dass hohe Körpertemperaturen bei Rindern sowohl Eizellen als auch Embryonen schädigen.
Rinder fühlen sich bei 4 bis 16 Grad besonders wohl. Bereits bei 22 bis 25 Grad können Effekte von Hitzestress eintreten. Die Hitze senkt dabei nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern beeinträchtigt auch die Milchleistung der Tiere, heisst es in dem Bericht. Bei hohen Temperaturen sinkt offenbar der Appetit und Kühe fressen bis zu 25 Prozent weniger.
Nach Ansicht der Forschenden kommen Landwirte in Zukunft nicht umhin, Abkühlungssysteme wie Ventilatoren oder Nebelduschen in Ställen zu installieren. Gefördert durch das Land Niederösterreich sucht das Forschungsteam nach weiteren präventiven Massnahmen, um Rinder vor der Hitze zu schützen. Dazu zählen unter anderem Probiotika, um die Widerstandskraft der Tiere zu stärken.
Verwendete Quellen
- OECD.org: "Investing in Climate for Growth and Development"
- Bundesministerium für Landwirtschaft: "Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024" (PDF)
- Tagesschau.de: "Waldzustandsbericht 2024: Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund"
- theguardian.com: "Nasa data reveals dramatic rise in intensity of weather events"
- noe.orf.at: "Klimawandel macht Rinder unfruchtbar"