Die Nordseeinsel Trischen wandert! Und zwar jährlich bis zu 35 Meter ostwärts. Auf diese Weise könnte sie in 400 Jahren das Festland bei Büsum erreichen. Man könnte sagen, sie ist die "schnellste Insel der Welt".

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Es klingt filmreif, ist aber pure Realität: Mitten im schleswig-holsteinischen Wattenmeer driftet eine Insel mit beachtlicher Geschwindigkeit dem Festland entgegen: Trischen, eine halbmondförmige Sandinsel etwa 14 Kilometer südwestlich von Büsum.

Eiland ohne festen Halt

Nordseeinsel Trischen
Die Nordseeinsel Trischen liegt vor der Küste von Schleswig-Holstein. © Screenshot von Google Maps

Wie die Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer berichtet, bewegt sich das drei Kilometer lange und eineinhalb Kilometer breite Eiland Jahr für Jahr zwischen 30 und 35 Meter in Richtung Osten.

Diese Geschwindigkeit ist für geologische Verhältnisse äusserst ungewöhnlich - für diese Distanz brauchen andere geologische Formationen mehrere Millionen Jahre. Heute liegt die Insel bereits rund zehn Kilometer östlich ihres ursprünglichen Entstehungsortes. Expertinnen und Experten prognostizieren, dass Trischen bei unveränderter Wanderungsgeschwindigkeit in etwa 400 Jahren das Festland bei Büsum erreichen wird.

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Der Grund für diese aussergewöhnliche Mobilität liegt in der besonderen Beschaffenheit der unbewohnten Insel. Anders als etwa Helgoland, das auf festem Sandstein ruht, besteht Trischen komplett aus losem Sand. Wie der Naturschutzbund (NABU) Schleswig-Holstein erklärt, entstand die Insel vor etwa 400 Jahren durch die Zusammenlagerung von Sandbänken, weshalb ein stabiler Kern fehlt.

Trischen im ständigen Wandel

Diese sandige Grundstruktur macht Trischen zu einem Spielball der Naturgewalten. Wind, Wellen und Gezeiten formen das Eiland kontinuierlich um. An der Westseite tragen Strömungen unaufhörlich Sand ab, während sich an der Ostseite neues Material ablagert.

Trischen hat so in den vergangenen hundert Jahren drei Viertel seiner ursprünglichen Grösse eingebüsst. Zwischen 2000 und 2007 allein verschwanden rund 20 Hektar Inselfläche. Aktuell umfasst das Eiland noch etwa 180 Hektar.

Die Insel ist heute streng geschützt und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nur eine Person darf das Eiland betreten: Von März bis Oktober lebt ein Vogelwart des NABU auf der Insel und beobachtet die Tierwelt. Bis zu 100.000 Vögel finden hier zeitweise Zuflucht. Auch Seehunde und Kegelrobben nutzen die Sandbänke als Ruheplätze. (eyn)

Verwendete Quellen

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