Eine 18 Jahre dauernde Studie mit über 16.000 Menschen zeigt: Besitzer von bestimmten Haustieren erleben einen langsameren kognitiven Abbau.
Die Beziehung zwischen Mensch und Tier könnte einen bislang unterschätzten Beitrag zur Gesundheit im Alter leisten. Eine umfangreiche Langzeitstudie der Universität Basel bringt überraschende Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Haustierhaltung und kognitiven Fähigkeiten ans Licht. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Nature" veröffentlicht.
Die Forschungsgruppe analysierte Daten von mehr als 16.000 Teilnehmenden aus dem "Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe" (SHARE) über einen Zeitraum von 18 Jahren. Alle Probanden waren zu Studienbeginn mindestens 50 Jahre alt. Die Wissenschaftler untersuchten speziell, wie sich verschiedene Haustierarten auf die Entwicklung des Gedächtnisses und der Sprachgewandtheit auswirken.
Hunde und Katzen helfen mit dem Gedächtnis
Das Ergebnis: Besitzer von Hunden und Katzen zeigten tatsächlich einen verlangsamten kognitiven Abbau. Besonders bemerkenswert war der Befund bei Hundebesitzern. Obwohl sie zu Studienbeginn schlechtere Werte bei Gedächtnistests erzielten, entwickelten sich ihre kognitiven Fähigkeiten über die Jahre deutlich stabiler als die der Vergleichsgruppe ohne Haustiere. Bei Katzenhaltern zeigte sich ein ähnliches Muster - sie punkteten anfangs mit besserer Sprachgewandtheit und behielten diesen Vorteil über die gesamte Studiendauer.
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Die Wissenschaftler vermuten mehrere Mechanismen hinter diesem Phänomen. Während Hundebesitzer durch regelmässige Spaziergänge automatisch mehr Bewegung in ihren Alltag integrieren, profitieren Katzenhalter vermutlich von der intensiven emotionalen Bindung zu ihren eigenwilligen Vierbeinern. Diese Tiere fordern durch ihr unberechenbares Verhalten ständige Aufmerksamkeit und mentale Flexibilität von ihren Besitzern. Beide Faktoren gelten als bewährte Schutzmassnahmen gegen geistigen Verfall.
Übrigens: Der positive Effekt der Haustierhaltung zeigte sich altersunabhängig. Sowohl jüngere als auch ältere Senioren profitierten gleichermassen vom Zusammenleben mit Hunden oder Katzen.
Deutliche Unterschiede zwischen den Tierarten
Bei Haltern von Vögeln oder Fischen liess sich der Effekt hingegen nicht nachweisen. Die kognitive Entwicklung dieser Tierhalter unterschied sich nicht von der von Menschen ohne Haustier, so die Studienautoren in ihrer Veröffentlichung.
Die Forschenden führen das auf die Art der Mensch-Tier-Beziehung zurück. Diese Tiere ermöglichen weniger direkte Interaktion und fordern kaum körperliche Aktivität. Zudem könne der Umgang mit ihnen weniger soziale Kontakte fördern als etwa das Gassigehen mit einem Hund.
Ein weiterer Aspekt: Die häufig kürzere Lebensdauer von Zierfischen könnte die emotionale Bindung begrenzen, während Vögel durch ihre Lautstärke sogar den Schlaf ihrer Besitzer beeinträchtigen können - ein Faktor, der wiederum dem Gedächtnis schadet. (eyn)
Verwendete Quellen
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