Forschende entdecken erstmals Hinweise auf das gefährliche Krim-Kongo-Fieber bei Rindern und Wildtieren. Die Krankheit kann für Menschen tödlich sein – nun warnen Experten vor einer möglichen Ausbreitung in Europa.

Das Virus wird von Zecken übertragen und verursacht bei Tieren keine Symptome, kann für den Menschen allerdings gefährlich sein: Wie ein Team des französischen Forschungszentrums für Landwirtschaft und internationale Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung (Cirad) im Fachjournal "PLOS One" berichtet, konnten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben erstmals im Süden Frankreichs bei einer Untersuchung von Blutproben auf Antikörper nachweisen, dass die Krankheit wohl in Teilen des Landes unter Rindern und Wildtieren zirkuliert.

Das Krim-Kongo-Fieber oder Krim-Kongo-hämorrhagische Fieber (auf Englisch Crimean-Congo hemorrhagic fever, CCHF) ist den Forschenden zufolge in vielen Weltregionen verbreitet, darunter in Afrika, im Nahen Osten, auf dem Balkan und in Zentralasien. Dass es in den vergangenen Jahrzehnten etwa auch in Griechenland oder Spanien nachgewiesen wurde, sei Grund zur Sorge.

Zecken als Überträger – vor allem in den Pyrenäen

Für seine Forschung in Frankreich wertete das Team zwischen 2008 und 2022 bei tierärztlichen Einrichtungen verfügbare Blutproben von mehr als 8.600 Rindern und rund 2.180 sonstigen Wildtieren aus der Mittelmeerregion Frankreichs aus und untersuchte sie auf Antikörper, um daraus schliessen zu können, ob die Tiere bereits mit dem Erreger konfrontiert waren.

Das Ergebnis: Bei rund zwei Prozent der Rinder und 2,25 Prozent der Wildtiere wurden Antikörper entdeckt, vor allem in verschiedenen Regionen an den Pyrenäen. Dies deute darauf hin, dass die Krankheit dort zwischen den Tieren mit Zecken als Überträgern zirkuliere.

Diese Faktoren erhöhen Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung

Das Team machte Faktoren ausfindig, die Ansteckungen wohl begünstigen – etwa das Alter des Tieres, die vorherrschenden ökologischen Bedingungen sowie Interaktionen mit der Umwelt. Je älter etwa Rinder, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Antikörper. Bei Rindern wurden zudem in Nadelwäldern und natürlichen offenen Lebensräumen häufiger Antikörper festgestellt als in anderem Umfeld.

Die Ergebnisse verdeutlichten, dass es wichtig ist, bei Überwachung und Massnahmen Umweltfaktoren zu berücksichtigen, heisst es in der Studie. Eine stärkere Überwachung sei zudem notwendig, um die Verbreitung der Krankheit nachverfolgen und Risiken minimieren zu können. Die Forschenden warnen, dass die Ergebnisse auf eine verstärkte Ausbreitung des Virus in Südfrankreich hindeuten könnten. Damit steigt das Risiko, dass es auch beim Menschen zu Infektionen kommen könnte.

Laut Studie: hohe Mortalität beim Menschen

Das Krim-Kongo-Fieber gilt als eine der gefährlichsten von Zecken übertragenen Infektionen überhaupt. Menschen stecken sich üblicherweise über Zeckenbisse mit dem Virus an. Bis zu 50 Prozent der infizierten Menschen sterben der Studie zufolge, abhängig unter anderem vom Zeitpunkt einer Behandlung. Die Symptome reichen von Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Erbrechen bis hin zu ernsthaften Komplikationen mit inneren oder äusseren Blutungen.

Tiere zeigen üblicherweise keine Symptome, wenn sie sich mit dem Virus anstecken, sondern tragen es lediglich weiter. Das Virus selbst sei typischerweise nur fünf bis zehn Tage im Blut nachweisbar, die Antikörper dagegen liessen sich aber noch jahrelang nachweisen, erklären die Autoren.

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Eingewanderte Riesenzecke schleppt Virus ein

Durch die eingewanderte Riesenzecke Hyalomma marginatum, die als Hauptüberträgerin des Virus gilt, wird die Krankheit zunehmend zum Problem. Durch den Klimawandel sowie Viehtransporte über längere Strecken kommt sie mittlerweile auch in Regionen vor, wo dies in der Vergangenheit nicht der Fall war – auch in Deutschland.

Die Zecke hat gestreifte Beine und ist mit bis zu zwei Zentimetern deutlich grösser als die in Deutschland bekannteste Zeckenart, der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). (dpa/bearbeitet von sav)

Teaserbild: © picture alliance/dpa/Marijan Murat