Zwei der zerstörerischsten Termitenarten der Welt haben sich in Florida miteinander gepaart und bilden Hybridkolonien. Forschende warnen vor einer weltweiten Ausbreitung der "Super-Termiten".

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In Florida haben sich zwei Termitenarten miteinander gepaart. Was zunächst nach einem normalen Vorgang in der Natur klingt, bereitet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Sorge. Denn bei den beteiligten Arten handelt es sich um die Formosa-Termite (Coptotermes formosanus) aus Asien und die als Philippinische Milchtermite bekannte Art Coptotermes gestroi.

Beide gehören zu den gefürchtetsten Schädlingen im Baubereich und verursachen nach Schätzungen gemeinsam mehr als die Hälfte der weltweit 40 Milliarden Dollar jährlichen Termitenschäden. Ihre Paarung könnte für noch grösseren Schaden sorgen.

Erste Hybridkolonie in freier Natur entdeckt

Ein Forschungsteam um Thomas Chouvenc von der University of Florida konnte im Oktober 2024 erstmals eine vollständig entwickelte Hybridkolonie in der freien Natur in Fort Lauderdale nachweisen. Seine Erkenntnisse veröffentlichte das Team in einer Studie in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B".

Die Kolonie war zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahren aktiv und hatte eine Grösse erreicht, um fortpflanzungsfähige geflügelte Individuen zu produzieren.

Ungewöhnliche Fortpflanzungsfähigkeit alarmiert Experten

Besonders besorgniserregend ist laut den Forschenden die Tatsache, dass weibliche Hybridtermiten der ersten Generation sich sowohl mit Männchen der Elternarten als auch untereinander paaren können. Laborversuche bestätigten die Lebensfähigkeit von Hybridkolonien der zweiten Generation, wenn auch mit reduzierter Überlebensrate.

"Wo immer die beiden Arten zusammen vorkommen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich vermischen", warnte Chouvenc. Die Entdeckung bestätigt ähnliche Beobachtungen aus Taiwan, wo bereits 2020 erste Hinweise auf Hybridisierung dokumentiert wurden.

Verbreitung über Schiffe

Die geografische Lage verstärkt die aktuellen Sorgen erheblich. Die Entdeckung der ersten Hybridkultur erfolgte in einem Park, nur 1,3 Kilometer von einem wichtigen Hafenbereich entfernt. Fort Lauderdale gilt als "Hauptstadt des Yachtsports" mit mehr als 100.000 registrierten Yachten. Da die Schiffe in Gebieten vertäut sind, die stark von einer oder beiden Termitenarten befallen sind, verbreiten sich die Schädlinge auch auf den Schiffen - so könnte die Hybridform an Bord in alle möglichen Regionen der Welt verbreitet werden.

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Die Laboruntersuchungen zeigten zudem, dass Hybridkolonien Temperaturtoleranzen beider Elternarten aufweisen. Dies könnte ihre Überlebensfähigkeit in verschiedenen Klimazonen deutlich erhöhen.

Edouard Duquesne von der Freien Universität Brüssel kommentierte die Ergebnisse gegenüber "n-tv" als "interessant und alarmierend". Seiner Einschätzung nach würden "lebensfähige Hybriden dieser beiden Arten wahrscheinlich zu einer superinvasiven Termite führen, die potenziell ein riesiges geeignetes Verbreitungsgebiet weltweit haben könnte."

Neue Herausforderungen für Schädlingsbekämpfung

Die Identifikation wird zudem zunehmend schwieriger. Während Hybriden der ersten Generation noch anhand spezifischer Merkmale erkannt werden können, überschneiden sich bei späteren Generationen die Eigenschaften mit denen beider Elternarten.

Für die Schädlingsbekämpfung ergeben sich daher völlig neue Herausforderungen. Bisher werden die beiden Elternarten mit unterschiedlichen Strategien bekämpft. "Es ist derzeit unbekannt, ob aktuelle Schädlingsbekämpfungsansätze gegen Hybridkolonien ähnlich wirksam sein werden", heisst es in der Studie. Expertinnen und Experten fordern nun eine verstärkte internationale Kooperation bei der Überwachung, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern. (eyn)

Verwendete Quellen

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