Mit fast 25 Metern Länge und seinem riesigen Maul galt der Megalodon lange als Schrecken der Urzeit-Meere. Dabei ernährte sich der Riesenhai vielseitiger als bislang vermutet. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam, nachdem es Zähne von Otodus megalodon ausgewertet hatte.

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Länger als ein Lkw mit Anhänger und knapp 100 Tonnen schwer: Mit diesen gigantischen Ausmassen fasziniert der ausgestorbene Mega-Hai Megalodon auch heute noch. Etwa 17 Millionen Jahre lang, von 20 bis 3 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung, machte er die Weltmeere unsicher. Forscher haben in den vergangenen Jahren immer mehr über den Riesenhai herausgefunden.

Im vergangenen Jahr berichtete ein Forschungsteam, der Hai habe eher einem Zitronenhai geähnelt und sein zylindrischer Körper sei vermutlich eher auf energieeffizientes Reisen als auf Hochgeschwindigkeitsjagden ausgelegt gewesen. Dass der Megalodon vielleicht gar nicht so furchteinflössend war, wie er in den bekannten Filmen "Meg" und "Meg 2: Die Tiefe" dargestellt wird, legt nun eine weitere Studie nahe. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Goethe-Universität Frankfurt analysierte die Ernährung von Otodus megalodon.

Megalodon hatte breiteres Beutespektrum als vermutet

Dass der grösste Hai, der jemals lebte, auch heute noch in Filmen Angst und Schrecken verbreitet, liegt gewiss neben seiner Grösse auch an seinem riesigen Maul. Seine dreieckigen Zähne, gross wie eine Hand, konnten mit der Kraft einer hydraulischen Industriepresse zubeissen. Rund 100.000 Kilokalorien pro Tag soll er benötigt haben, die er sich überwiegend in Form von Walen einverleibte. So bislang zumindest die verbreitete wissenschaftliche Annahme.

Laut Jeremy McCormack vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität frass der Megalodon zwar Wale, wenn er welche zu fassen bekam. Allerdings fand das internationale Forschungsteam heraus, dass der Megalodon ein deutlich breiteres Beutespektrum hatte als bisher vermutet. Die Studie wurde im Fachjournal "Earth and Planetary Science Letters" publiziert.

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McCormack fasst in einer Mitteilung zur Studie zusammen: "Megalodon war durchaus flexibel genug, um sich von Meeressäugern und grossen Fischen zu ernähren – je nach Verfügbarkeit sowohl von der Spitze der Nahrungspyramide als auch von den unteren Stufen."

Bei dieser Pyramide bildeten Meerbrassen, die sich von Muscheln, Schnecken und Krebsen ernährten, die niedrigste Stufe. Dann folgten zunächst kleinere Haiarten wie Requiemhaie sowie Ahnen unserer heutigen Wale, Delfine und weiterer Walarten, beschreibt McCormack. "Grössere Haie wie beispielsweise Sandtigerhaie standen noch weiter oben in der Nahrungspyramide, und die Spitze besetzen grosse Haie wie Araloselachus cuspidatus und die Otodus-Haie, zu denen Megalodon zählt."

"Unsere Untersuchung zeichnet von Megalodon eher das Bild eines ökologisch vielseitigen Generalisten."

Jeremy McCormack, Paläontologe und Studienautor

Der Paläontologe betont: "Unsere Untersuchung zeichnet von Megalodon eher das Bild eines ökologisch vielseitigen Generalisten." Daher müsse die Vorstellung von einer strikt auf Meeressäuger spezialisierten Ernährungsweise von Otodus-Haien revidiert werden. Weiter fand das Forschungsteam heraus, dass es auf dem Speiseplan der Riesenhaie auch regionale Unterschiede gab.

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Analyse fossiler Zähne gibt Aufschluss über Ernährung des Megalodon

Dr. Jeremy McCormack mit einem versteinerten Megalodon-Zahn
Dr. Jeremy McCormack mit einem versteinerten Megalodon-Zahn. © Uwe Dettmar für Goethe-Universität

Für die Studie analysierten die Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Österreich und den USA verschiedene fossile Megalodon-Zähne. Diese stammten vor allem aus gleich alten Gesteinsschichten in Sigmaringen und Passau. Dort befand sich vor 18 Millionen Jahren entlang der Alpen ein flacher Meeresarm. In dem weniger als 200 Meter tiefem Gewässer lebten verschiedene Haiarten, darunter auch Megalodon.

Mithilfe eines recht neuen Zink-Analyseverfahrens der Zähne extrahierten die Wissenschaftler Zink von den Zähnen. Im Anschluss lässt sich das Verhältnis der Zinkisotope, verschieden schwere Atomvarianten, bestimmen. Zink werde mit der Nahrung aufgenommen, wobei in Muskeln und Organen weniger des schwereren Isotops Zink-66 als des leichteren Isotops Zink-64 gespeichert werde, berichtet das Forschungsteam. Fisch fressende Fische könnten demnach deutlich weniger Zink-66 in ihrem Gewebe einbauen; wer wiederum sie als Beute erlege, baue noch weniger Zink-66 ein. Megalodon hatte deshalb an der Spitze der Nahrungskette das niedrigste Verhältnis von Zink-66 zu Zink-64.

McCormack erklärt: "Da wir nicht wissen, wie das Verhältnis der beiden Zinkisotope an der Basis der Nahrungspyramide aussah, haben wir die Zähne verschiedener prähistorischer und heutiger Hai-Arten miteinander und mit weiteren Tierarten verglichen und konnten so einen Eindruck von den Räuber-Beute-Beziehungen vor 18 Millionen Jahren erhalten."

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